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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
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Geld
zerbrechen?«
    »Hab’
mit’m Schmiedehammer draufgehauen«, brummte der Schwergewichts-Transportler.
    »Ja,
aber um Himmels willen — weshalb haben Sie denn mit dem Schmiedehammer
draufgeschlagen? Es sah doch wie ein vollkommen echter, guter Zloty aus. Hauen
Sie immer mit Schmiedehämmern auf Ihrem Geld herum?«
    »Manchmal.
Wenn ich riech’, daß es Schwindel is, dann mach’ ich’s. Und das hier war
Schwindel. Da — seh’n Sie!« Er hielt ihm zwei übel zugerichtete, verbeulte
Metallstücke hin: »Seh’n Sie sich das an, und sag’n Sie mir, ob ‘ne echte
Silbermünze durchbricht.«
    Chip bekannte, er habe noch niemals
versucht, ein Geldstück mit dem Schmiedehammer zu bearbeiten, und sei
infolgedessen leider kein Experte auf diesem Gebiet; doch gab er zu, daß die
verbeulten Metallfetzen nicht gerade nach echtem Silber aussahen. Er zog einen
anderen Zloty aus der Tasche und überreichte ihn dem
Schwergewichts-Transportler. »Nehmen Sie den hier. Wenn der auch nichts taugt,
kommen Sie wieder her und erzählen’s mir.«
    Der
Schwergewichts-Transportler muß zufrieden gewesen sein, denn wir haben ihn
niemals wiedergesehen.
    Ob sich der Chef des Protokolls durch
unsere offenkundige Selbstzufriedenheit anläßlich der Schwergewichtlerepisode
beleidigt fühlte, weiß ich nicht genau — jedenfalls rief er ein paar Tage
später in größter Aufregung an und erkundigte sich, wer das Schlafzimmer in der
nordwestlichen Ecke des zweiten Stockwerkes im Spaso-Haus bewohne. »Weshalb
möchten Sie das wissen?« fragte ich vorsichtshalber.
    »Weil derjenige, der dort wohnt,
soeben eine Sodawasserflasche aus dem Fenster auf einen Schutzmann geworfen und
ihn ernstlich verletzt hat. Ich habe gerade einen dringenden Anruf der Polizei
erhalten. Sie wünscht umgehenden Rapport.« Der Chef des Protokolls schwebte
anscheinend in Todesängsten vor dieser Polizei und schien wild entschlossen,
ihr schnellstmöglich Genugtuung zu verschaffen.
    »Mir ist nichts über irgendwelche
Flaschen bekannt«, entgegnete ich, »aber das Zimmer in der Nordwestecke ist
Botschafter Bullitts Schlafzimmer, in das er sich vor etwa anderthalb Stunden
zu einem Mittagsschläfchen zurückgezogen hat. Ich werde ihn fragen, ob er mit
Flaschen nach Polizisten geworfen hat, und Sie dann wieder anrufen.« Der
Botschafter leugnete standhaft, während seines Mittagsschläfchens je mit
Flaschen um sich geworfen zu haben. Schön und gut — doch der Polizist wurde
herbeizitiert und vorgeführt, wies eine riesige Schramme über dem linken Auge
und die zerbrochene Sodawasserflasche vor und beharrte darauf, sie sei über die
Umfassungsmauer der Botschaft geflogen und habe ihn genau auf die Stirn
getroffen. Selbst in Rußland aber können Flaschen nicht von selber fliegen, und
der Polizist schien keinen Grund zu haben, die Geschichte zu erfinden. Trotz
alledem, die Behauptung des Botschafters war nicht weniger überzeugend. Es mag
sein, daß er als Student in Yale seinen Ansichten gelegentlich mittels leerer
Milchflaschen den nötigen Nachdruck verliehen hat; aber in den letzten dreißig
Jahren — darauf bestand er hartnäckig — hatte er nicht mal mehr eine harmlose
Milchflasche geworfen, geschweige denn eine Sodawasserflasche.
    Die Polizei lechzte nach Blut.
Unerbittlich. »Aug um Auge« war ihre Devise. Der Protokollchef, der genau
wußte, wo seine Trauben hingen, unterstützte sie nach Kräften. Der Botschafter
war ebenso halsstarrig. Sackgasse.
    Und dann tauchte mein Chauffeur
Grischa, ein heller Bursche, aus der Versenkung auf. »Der Botschafter soll ‘ne
Pulle auf’n Blauen geschmissen haben? Was soll’n der Quatsch?« fragte er mich,
übers ganze Gesicht grinsend.
    »Das ist gar nicht so verdammt
komisch«, fauchte ich verdrossen, »irgend jemand hat eine Flasche geworfen, und
der Polizist ist getroffen worden, und jetzt wird behauptet, sie müsse aus dem
Fenster des Schlafzimmers gekommen sein, in dem der Botschafter schlief.«
    »Quatsch mit Soße!« sagte Grischa
prompt, »die brauchte überhaupt nicht aus dem Schlafzimmer zu kommen.«
    »Woher wissen Sie das denn?«
erkundigte ich mich sarkastisch.
    »Weil ich sie geschmissen hab’«,
erwiderte er, noch breiter grinsend.
    »Sie haben mit der Flasche nach dem
Polizisten geworfen? Ja, zum Teufel, was haben Sie sich denn dabei gedacht?«
    »Ich hab’ sie nich auf den Polizisten
geworfen. Ich hab’ sie einfach weggeschmissen. Irgend so’n Dussel hat sie
hinten auf’m Hof liegenlassen, und ich

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