Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
Vom Netzwerk:
Botschafter, der
Botschaftsrat, zwei Legationsräte, drei Legationssekretäre und der
Privatsekretär stemmten sich mit den Schultern gegen den Geldschrank und
schoben. Zentimeter für Zentimeter bewegten wir ihn auf eine Stelle zu, wo er
nur mehr die Hälfte der Tür blockierte. Der Gast, der jetzt beim Hereinkommen
noch steckenblieb, mußte schon sehr fett sein.
    Am nächsten Morgen ließ uns der Chef
des Protokolls wissen, daß er noch immer mit dem Problem ringe. Es klang nicht
sehr hoffnungsvoll. Die Schwarzarbeiter kreuzten auf, doch als sie sahen, wohin
wir den Geldschrank transportiert haben wollten, seufzten sie tief und
erklärten bekümmert, das übersteige ihre Kräfte. Da müßten wir uns schon an den
Trust der Schwergewichts-Transportler wenden.
    »Wo ist denn der Trust der
Schwergewichts-Transportler?« erkundigten wir uns begierig. Vier oder fünf
Adressen kamen zum Vorschein.
    »Es könnte sein, am
Twerskoi-Boulevard.«
    »Ich habe jemanden sagen hören, er sei
nach Samoskwore-kije umgezogen.«
    »Nein, der muß überhaupt noch gegenüber
dem Kasaner Bahnhof liegen
    Ein paar Minuten später dröhnten vier
Autos aus der amerikanischen Botschaft und machten sich auf die Suche nach den
Schwergewichts-Transportlern. Wir jagten kreuz und quer durch Moskau: vom
Twerskoi nach Samoskworekije, rund um den Arbat und zum Kasaner Bahnhof. Wir
fragten auf der Post nach, auf dem Telefonamt, beim Zoll. Hatte vielleicht
irgend jemand ein Schild mit der Aufschrift »Schwergewichts-Transportler-Trust«
gesehen? Wir hielten Lastwagen an, die mit schwergewichtigen Dingen beladen
waren, in der Hoffnung, daß sie es vielleicht wüßten. Ein paar Leute schienen
sich verschwommen daran zu erinnern, früher mal von so was gehört zu haben;
aber die überwiegende Mehrzahl war eisern überzeugt, nie davon gehört zu haben,
und bezweifelte, daß er überhaupt existiere. Endlich kam uns auf irgendeinem
Amt eine alte Pförtnerin zu Hilfe. Natürlich, sie wisse alles über die
Schwergewichts-Transportler. Ihr Mann sei ja einer von ihnen. Sie gab uns die
Adresse, und wir beeilten uns, hinzukommen.
    Die Schwergewichts-Transportler waren
eine ziemlich aristokratische Gesellschaft. Sie übernahmen keine Arbeit, ehe
sie sie gesehen hatten.
    Also luden wir sie in die Autos und
drängelten uns durch den Verkehr zurück zur Botschaft. Sie studierten
sorgfältig das Terrain, ruckten den Geldschrank ein paarmal und entschieden
schließlich, er könne versetzt werden. Gleichzeitig fügten sie freilich hinzu,
sie dächten nicht daran, es etwa für ein Butterbrot und ein paar liebe Worte zu
tun. Was wir ihnen zahlen wollten?
    Ich nannte eine Summe in Rubeln.
    »Rubel?« knurrten sie. »Wieso? Wir
dachten, ihr wärt Ausländer und zahltet in Devisen, damit wir in den
Ausländer-Läden kaufen können.«
    Ich schlug polnische Zloty vor.
    »Welche Zloty? Echt silberne?«
    »Jawohl«, sagte ich und brachte eine
Silbermünze von der Größe eines Dollars zum Vorschein. »Für jeden von euch
fünfen eine.«
    Sie schnappten sich den Zloty und
befingerten ihn.
    »Ist echt, ja?«
    Ich erklärte, ich nähme es an, obwohl
ich wußte, daß viele Fälschungen im Umlauf waren.
    »Geht in Ordnung! Wir verlassen uns
auf Ihr Wort. Es gilt!« Damit rollten sie ein paar zerfledderte alte Stricke
ab, die sie um den Bauch gewickelt trugen, führten sie unter dem Geldschrank
durch, schlugen sich die Enden über die Schultern, grunzten kernig und hievten
hoch. Der Geldschrank hob sich wie eine Feder vom Boden und schwankte
gefährlich, als sie die Treppe hinauf und quer durch den Ballsaal schlurften.
Innerhalb von zehn Minuten stand er an Ort und Stelle. Chip Bohlen verteilte
fünf Zloty und ein paar Flaschen Bier als Draufgabe, und die
Schwergewichts-Transportler stampften davon.
    Wir waren hocherfreut über unsere
Tüchtigkeit und ersuchten den Chef des Protokolls per Telefon, sich nicht
weiter um das Problem zu kümmern, da wir es bereits zur völligen Zufriedenheit
gelöst hätten.
    Unglücklicherweise fühlten sich die
Schwergewichts-Transportler nicht ganz so beglückt. Am anderen Tag polterte
einer von ihnen, ein ungeheuer bärtiger alter Riese, in die Botschaft und
verlangte Chip zu sehen. Man zeigte ihm das Büro, und bedrohlich wie ein
gewaltiger, ungeschlachter Gorilla wuchtete er über den Flur.
    »Taugt nicht; is zerbrochen«, grunzte
er.
    »Was ist zerbrochen?« fragte Chip
verdutzt.
    »Das Geld is zerbrochen.«
    »Das Geld? Wie kann denn

Weitere Kostenlose Bücher