Bärenkind - Bär, D: Bärenkind
Kontrolle.
Alles ist gut
***
17
Messer an der Kehle
„Oma liegt im Krankenhaus“, sagte die Mutter. Daniela schaute zu ihr hoch und bekam Angst. Angst um ihre geliebte Oma. „Ich fahr sie mit Sandra besuchen. „Und du bleibst hier, das hast du nun davon!“ Sie wusste nicht was ihre Mutter meinte, was hatte sie denn getan? Fragen waren nicht erlaubt, das hätte vielleicht böse Konsequenzen gehabt.
Die beiden zogen sich an und verließen die Wohnung. Die Mutter sagte kein Wort, knallte die Wohnungstür zu und schloss sie ab.
Daniela gingen 1000 Dinge durch den Kopf. Was habe ich gemacht? Warum ist Mama böse zu mir? Warum darf ich nicht mit? Warum ist Omi im Krankenhaus? Warum darf ich sie nicht sehen?
Sie kam zu der Erkenntnis, dass ihre Mutter bestimmt einen Grund gehabt hat, warum sie sie nicht mitnahm. Sie würde schon Recht haben, denn Erwachsene haben immer Recht und vor allen Dingen ihre Mutter.
Daniela ging langsam in die Küche, zog die Schublade des Küchenschrankes auf und nahm ein Messer heraus. Das kleine Küchenmesser mit dem weißen Griff und den Riefen darin. Es war das schärfste Messer, das hatte zumindest ihr Vater einmal gesagt und ihr den Umgang damit verboten. Jetzt konnte es ihr niemand verbieten. Sie wandte sich dem Küchenfenster zu und schaute durch die Gardine auf die Straße. Die Mutter stand an der Bushaltestelle, an ihrer rechten Hand Sandra. „Und ich darf nicht mit“, dachte Daniela. „Ich bin zu böse und zu schlecht.“
Mit dem Messer in der Hand stand sie da. Hielt es ganz fest, führte es zu ihrem Hals und spürte es auf ihrer Haut. Es fühlte sich kalt an. Der Bus kam und die beiden stiegen ein. Daniela weinte, denn es tat ihr weh ihre Oma nicht besuchen zu dürfen und nicht zu wissen was mit ihr war. Vielleicht würde sie sie nie wiedersehen.
„Ein Stich und alles wäre vorbei“, dachte Daniela. Die Spitze des Messers bohrte sich leicht in ihre Haut. Die Hand des kleinen Mädchens hielt es zitternd fest. „Stich zu, stich einfach zu. Dann ist alles vorbei.“
Doch sie tat es nicht. Daniela wurde auf einmal ganz ruhig, drehte sich um, machte die Schublade auf und legte das Messer zurück. Langsam ging sie in den Flur, öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, setzte sich auf den Boden und wartete.
Was mit ihrer Omi passiert war und wie es ihr ging würde sie erst ein paar Tage später erfahren.
Daniela war sieben Jahre alt.
18
Pipi bei der Nachbarin
„Los geh raus spielen, ich will schlafen.“ Wortlos ging Daniela in den Flur und zog sich an. Vielleicht war ja draußen jemand mit dem sie spielen konnte. Leider traf sie niemanden und sie beschäftigte sich mit sich selbst auf dem Wäscheplatz direkt vor der Haustür. Wie immer bemüht sich nicht schmutzig zu machen oder laut zu sein, pflückte sie Blumen und sammelte schöne Steine, die sie dann wie einen Schatz vergrub.
Nach einiger Zeit merkte sie aber, dass sie auf die Toilette musste. Was sollte das Mädchen tun? Ihre Mutter schlief sicher noch auf dem Sofa während der Fernseher lief. Wenn sie sie jetzt wecken würde, wäre das fatal. Daniela kam die Idee bei der Nachbarin zu klingeln und die zu fragen ob sie ihr “Klo” benutzen dürfte. „Aber was wäre wenn das falsch ist?“, überlegte sie. „Wenn Mama das nicht gut finden würde, dann würde ich bestimmt großen Ärger bekommen.“
Sie ging zur Tür und stellte sich auf den Hausstein. Neben der Tür waren die Klingeln angebracht, für jede der vier Wohnungen eine. Die vorletzte gehörte der Nachbarin. Vielleicht würde ihre Mutter ja nichts erfahren. Die Angst blieb. Nervös und unsicher schaute Daniela auf die Klingel. Lange konnte sie es nicht mehr zurückhalten. Allen Mut zusammennehmend drückte sie drauf.
„Hallo, darf ich bitte mal auf ihr Klo?“, fragte das kleine Mädchen. „Macht deine Mama nicht auf?“ Sicher hätte ihre Mutter die Tür geöffnet, aber die Angst vor den Konsequenzen war einfach zu groß.
Als sie ihr Geschäft erledigt hatte, bedankte sich Daniela und lief schnell wieder hinaus. In der Zwischenzeit hätte ihre Mutter ja nach ihr Ausschau halten können. Ein unsicherer Blick in die erste Etage bestätigte ihre Befürchtung nicht, denn sie stand nicht am Fenster. Glück gehabt. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass die Nachbarin nichts erzählte.
Aber sie tat es natürlich und die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten. „Warum gehst du nicht bei uns aufs Klo und klingelst bei den Nachbarn? Wie steh ich denn
Weitere Kostenlose Bücher