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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Bär
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musste kam es vor, dass die Kinder schon am Vormittag gebadet wurden. Dann konnte sich Daniela jedes erdenkliche Gebet sparen, denn es hätte nichts gebracht.
    So war es auch an diesem Tag. Sie wurde gebadet, geschlagen und beschimpft. Wie immer war das Mädchen zu dumm gewesen es ihrer Mutter Recht zu machen. Als sie endlich die Prozedur hinter sich gebracht hatte, zog ihre Mutter sie ins Wohnzimmer. „Hier liegen deine Klamotten, zieh die an!“, sagte sie genervt. Daniela gehorchte natürlich. Schnell zog sie sich die bereitgelegt Sachen an. „Oh nein, der kratzige Wollpullover“, dachte sie.
    Diesen Pullover hatte ihre Oma gestrickt. Er war weiß mit länglichen Mustern darauf und er kratzte unheimlich. Zum Glück hatte ihre Mutter auch ein kurzärmeliges Poloshirt dazugelegt.
    Die Haut des kleinen Mädchens war durch das Baden aufgeweicht und an manchen Stellen noch etwas feucht. Als sie den Pullover anzog spürte sie sofort das unangenehme Gefühl der Wolle auf ihren Unterarmen. Sie hasste es. Aber sie musste ihn tragen, obwohl sie schon oft gesagt hatte, dass die Wollpullover so kratzen.
    Die Mutter kam zurück mit den Worten: „Und jetzt setzt du dich aufs Sofa und rührst dich ja nicht von der Stelle! Du rührst dich keinen Millimeter!“ Daniela hätte es nie gewagt zu widersprechen oder das Befohlene nicht auszuführen. So saß sie auf dem Sofa, die Haut juckte und sie traute sich nicht zu kratzen, weil ihr ja gesagtwurde, dass sie sich nicht rühren darf. Das Jucken wurde immer stärker, aber sie wollte ein braves Mädchen sein und bewegte sich keinen Millimeter.
    Ihre Mutter badete jetzt und obwohl Daniela nun keine Angst haben musste, dass sie sie beim Kratzen erwischen würde, tat sie es nicht. Sie bekam alles heraus und bestimmt auch das. Ihr blieb nur das Warten. Darauf warten, dass die Mutter ihrem Kind erlaubte aufzustehen oder sich bewegen zu dürfen. Im Fernsehen lief eine Zeichentricksendung, die sie aber nicht von dem penetranten und immer schlimmer werdenden Jucken ablenken konnte. Das Mädchen saß da wie eine Puppe. Den Blick starr nach vorn gerichtet und sich keinen Millimeter rührend.
    Für Daniela dauerte es unendlich lange, bis ihre Mutter mit dem Baden fertig war. Viel zu lange. Aber schließlich kam sie doch in das Wohnzimmer und schaute ihre Tochter böse an. „Setz dich gerade hin, wenn du schon auf dem Sofa rumhängst!“, das Kind gehorchte sofort. „Ach hau ab, ich will jetzt meine Ruhe haben, geh ins Kinderzimmer.“ Das Mädchen versuchte schnell an ihrer Mutter vorbeizuschlüpfen, aber sie erwischte es doch. Ein Schlag auf den Hinterkopf, dann war sie endlich in ihrem Zimmer angekommen. Erstmal in Sicherheit.

16
Die Entschuldigung
    Eines Tages passierte etwas völlig unerwartetes. Es war wieder einer dieser Samstagvormittage an denen der Vater arbeiten war und die Kinder gebadet wurden. Daniela und ihre Mutter standen im Wohnzimmer. Ein unvorbereiteter Schlag traf das kleine Mädchen wie immer am Kopf. Die Wucht ließ sie fast auf den Boden fallen, aber sie fing sich schnell wieder. Automatisch wurden die Tränen unterdrückt, nur der Schmerz blieb.
    Plötzlich sagte ihre Mutter etwas in einer Tonlage, die Daniela völlig neu war. „Komm mal her“, murmelte sie völlig ruhig und leise. Dem Mädchen machte das Angst. Würde sie jetzt den nächsten Schlag bekommen, weil sie wieder etwas Falsches getan hatte? Aber sie musste zu ihr gehen, denn sonst wäre alles nur noch schlimmer geworden.
    Daniela stand vor ihr und dann geschah etwas Seltsames. Ihre Mutter nahm sie in den Arm. Das Mädchen spürte die Arme auf ihren Schultern, ihr Körper wurde an den der Mutter gedrückt. Sie schaute nach rechts und fühlte den Stoff des Pullovers an ihrer linken Gesichtshälfte. Sie war erstarrt, stand völlig steif da und roch den Atem ihrer Mutter, die kurz zuvor wohl eine Banane gegessen hatte. Dem Kind wurde schlecht.
    „Es tut mir leid“, sagte ihre Mutter.
    „Was tut ihr leid?“, dachte Daniela. Die Siebenjährige verstand nicht was das zu bedeuten hatte und fühlte nur eine unendliche Übelkeit in sich aufsteigen. Das war das einzige und letzte Mal, dass Daniela so etwas mit ihrer Mutter erleben sollte.
    ***
    Eine Hülle,
ohne Emotionen,
nur Angst.
    Funktionierend,
immer unter Kontrolle,
fast unsichtbar.
    Das perfekte Kind?
    Eine Fassade,
dahinter versteckt sich die Angst.
    Hass und Wut im Hintergrund,
immer bereit auszubrechen.
    Funktionierend,
immer unter

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