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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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steigen aus dem Wagen, beachten mich aber nicht weiter. Gut, ich sehe nicht so aus als hätte ich auf diesem Hof was zu sagen. Gummistiefel, dreckige Jeans und ein altes Flanellhemd. Damit würde man nicht mal den Miss Pleßnitz-Titel gewinnen, vorausgesetzt es gäbe ihn. Aber ich gehöre doch eindeutig zum Hof, also könnten sie mich wenigstens grüßen.
    Mein Willkommenslächeln friert langsam ein. Ich fühle mich nicht gerne ignoriert. Missmutig verfolge ich das Treiben der beiden.
    Die größere der Frauen blickt sich einfach nur abschätzend um. Die blonde, schlaksigere dagegen zückt eine Kamera. Ein ziemlich großes, professionell aussehendes Teil. Sie beginnt wie wild zu fotografieren. Das Haus, die Stallgebäude, den Innenhof. Sie läuft herum, ich höre den Zoomer sirren. Klick, klick, klick macht es unaufhörlich.
    Fassungslos beobachte ich sie dabei.
    »Hallo«, grüßt sie jetzt in meine Richtung. »Einen schönen Hof haben Sie. Fachwerk sieht man in dieser Gegend selten. Blutet Ihnen nicht das Herz, so ein Schmuckstück zu verkaufen?«
    »Das Schmuckstück ist leider ziemlich renovierungsbedürftig«, entgegne ich. »Aber wer sagt was von Verkaufen?«
    Die Fotografin nestelt an ihrer Kamera herum, ist zu beschäftigt um mir zu antworten. Dafür gerate ich erneut in das Blickfeld der Größeren und diesmal auch in ihr Bewusstsein. Sie schaut nicht mehr durch mich hindurch, bedenkt mich sogar mit einem freundlichen »Guten Tag«.
    Statt ihren Gruß zu erwidern, nicke ich nur. Mein Blick wandert irritiert zu der Fotografin zurück, die wieder pausenlos den Auslöser betätigt. Von soviel Dreistigkeit kann ich nur fasziniert sein!
    »Sind Sie Frau Berger oder können Sie mir sagen, wo ich sie finde?«, fragt mich die Frau ohne Kamera. Selbstsicher steuert sie dabei auf mich zu. Ihre Stimme enthält eine Nuance Erwartung.
    »Ich bin´s«, nicke ich. Aus dem Augenwinkel beobachte ich weiter das Treiben der Fotografin, die zum Wohnhaus schlendert.
    »Maklerbüro Hübner. Wie telefonisch besprochen. Wir freuen uns, dass wir Ihnen beim Verkauf ihres Hofes behilflich sein dürfen.«
    Welcher Anruf? Welcher Verkauf? Irgendetwas läuft hier gerade verdammt schief. Während ich meiner Verwirrung Herr zu werden versuche, muss Anton, der im offenen Küchenfenster thront, und mit grünen Kateraugen skeptisch die näherkommende Fotografin verfolgt, ein paar Schnappschüsse über sich ergehen lassen. In seiner Meditation derart gestört, legt er einen würdevollen Abgang hin, indem er ihr ausführlich und mit hochgerecktem Schwanz sein Hinterteil hinhält, bevor er davon stolziert.. Die Fotografin nutzt den freigewordenen Blick durchs Fenster. Wieder einmal klickt der Auslöser.
    Die fotografiert meine Küche!
    »Verkaufen?«, finde ich endlich meine Sprache wieder. »Wer erzählt denn so was?«
    Obwohl mich die Antwort sehr interessiert, warte ich sie nicht ab. Die Fotografin verschwindet gerade um die Ecke des Wohnhauses und ich eile ihr hinterher. In meinem Rücken höre ich noch das Handy der Maklerin klingeln und wie die sich mit »Hübner« meldet. Ich danke dem unbekannten Anrufer. Immerhin beschäftigt er eine der beiden Verrückten, die mich so frech auf meinem Hof überfallen. Somit kann ich der anderen folgen. Fehlt mir gerade noch, dass sie durch die offen stehende Terrassentür auf der Rückseite des Hauses hinein geht.
    Dass mir das alte Plumpsklo im Garten noch mal was nützen würde, hätte ich nicht gedacht. Immerhin hat es die Aufmerksamkeit der Fotografin erregt. Entzückt steht sie davor. »Das ist ein Bild«, schwärmt sie. »So malerisch, echt urig.«
    Ihre Euphorie kann ich nicht nachvollziehen. Das alte Ding steht da nur noch, weil ich in den drei Jahren, die ich den Hof nun schon habe, irgendwie nie die Zeit fand es abzureißen. Ich ließ es einfach von Unkraut und Buschwerk zuwuchern.
    Ich stelle mich neben sie.
    »Nicht wahr«, heuchle ich und ahme ihren verklärten Gesichtsausdruck nach. »Nur keine Scheu«, sage ich zuckersüß, trete das Unkraut nieder, öffne die Tür mit dem ausgeschnittenen Herzen und biete der Frau ein neues Motiv. Tatsächlich hebt sie die Kamera vors Gesicht.
    Genau der Moment, den ich erhofft habe. Ich gebe der Fotografin einen Schubs. Ein spitzer Schrei. Sie stolpert zwei Schritte vor, hinein in den winzigen, dunklen Verschlag. Mit Schwung schlage ich die Tür hinter dem Eindringling zu und lehne mich von außen dagegen.
    »He! Was soll das!?«, ruft es erschrocken

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