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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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und dumpf aus dem Häuschen.
    »Ist das Licht gut genug für ein Foto?« Ich grinse befriedigt in mich hinein.
    »Hier drinnen sind Tausende von Spinnweben! Und eklige Viecher. Lassen Sie mich sofort raus!« Sie klingt hysterisch. Ich gönne der zart besaiteten Stadtseele den für sie alptraumhaften Zusammenstoß mit der Krabbelwelt.
    »So schnell? Sie wollten sich doch einen Eindruck vom Hof verschaffen. Von da drinnen haben Sie eine schöne Perspektive. Landhaus von Herz umrahmt. Idyllischer geht´s doch gar nicht.«
    Jetzt trommelt es gegen die Tür. »Sind Sie irre!?«
    Ihr Versuch, die Tür zu öffnen scheitert nach wie vor an meinem Gewicht. »Gehen Sie von der Tür weg oder...«
    Weiter kommt sie nicht. Ich reiße die Tür im selben Moment auf, wo sie entschließt, sich dagegen zu werfen. Sie landet genau vor meinen Füßen im Gras.
    Ich nehme der verdatterten Fotografin die Kamera aus der Hand, richte das Objektiv auf sie. Mit den Worten »Erinnerungsfoto gefällig?« drücke ich ab. Sie rappelt sich auf, reißt mir verärgert ihr Eigentum aus der Hand.
    Unsere Blicke duellieren sich. Giftgrün blitzen ihre Augen mich an. Ich halte dagegen.
    »Und nun schöne Heimfahrt«, blaffe ich sie schroff an. »Dieser Hof steht nicht zum Verkauf. Sagen Sie das Ihrer Kollegin und verziehen Sie sich!«
    Ich lasse die Fotografin stehen, durchquere den Garten in Richtung Terrasse, ziehe die Tür geräuschvoll hinter mir zu. Durch die Glasscheibe sehe ich, wie sie mir einen Vogel zeigt. Das kann ich auch!

2

    Antje sitzt neben mir im Lieferwagen und gluckst vor sich hin. Sie streicht sich zum vierten oder fünften Mal die vorwitzige Strähne aus der Stirn, die sich der Ordnung des ansonsten perfekt gestylten, kurzen, blonden Haares heute nicht fügen will.
    Ich nehme Antje zweimal die Woche mit in die Stadt wenn ich zum Naturkostladen ausliefere. Antje ist Lehrerin, arbeitet an einer Schule, die nur fünf Autominuten entfernt von diesem Laden liegt.
    »Das war bestimmt eine von Wuttkes kranken Ideen«, beende ich meine Erzählung.
    Antje hat ihr Zwerchfell immer noch nicht richtig im Griff. Die Worte kommen stoßweise. »Du meinst« – glucks – »er hat dort angerufen« – kicks – »und die beiden zu dir geschickt?«
    »Wer sonst. Dem ist doch jedes Mittel recht, mir den Tag zu verderben. Ich sehe förmlich vor mir, wie er nach dem Anruf beim Maklerbüro den Hörer ablegt und sich hämisch grinsend seine wulstigen Hände reibt. Woher weiß der bloß, dass bei mir solche Ebbe in der Kasse ist?«
    »Wahrscheinlich von seinem Jagdfreund, dem Sparkassenleiter«, tippt Antje.
    Damit dürfte sie der Wahrheit ziemlich nahe kommen. Jagdfreundschaft schlägt Bankgeheimnis. So was kommt vor. Jedenfalls in Pleßnitz. Besonders, wenn der andere Jagdfreund der beste Kunde der Sparkasse ist.
    »Übrigens, hast du schon gehört? Wuttke will als Bürgermeister kandidieren.«
    »Was? Sagt wer?« Wuttke als Bürgermeister. Wenn es dazu kommt, werde ich mir bald so harmlose Streiche wie den gestrigen zurückwünschen!
    »Post-Else. Und die hat es von Wuttkes Mutter persönlich.«
    »Ach, na dann.« Der Schreck in mir löst sich auf. »Wer weiß, was die alte Roswitha sich da zusammengereimt hat. Vielleicht war ihr Hörgerät kaputt. Gemischt mit Elses Phantasie, deren Auswüchse wir ja kennen – da sag ich nichts zu. Wie war das noch, vor acht Wochen als Else die Postkarte las, die du mir aus London von der Klassenfahrt geschickt hast. Aus deiner Übelkeit bei der Überfahrt wurde eine Schwangerschaft. Auf Else-News  brauchen wir doch nichts geben«, beruhige ich mich selbst.
    »Das dachte ich auch erst. Aber gestern stand es im Lokalteil. Hast du nicht gelesen?«
    »Keine Zeit. Hab gearbeitet.« In der Zeitung? Natürlich glaube ich nicht alles, was in der Zeitung steht. Dennoch steigt Panik in mir hoch. Als Bürgermeister kann Wuttke mir ganz andere Probleme machen, mich richtig schikanieren. Ganz offiziell. Ich stöhne. »Bitte nicht.«
    Wuttke nimmt es mir nämlich übel, dass ich ihm meinen Hof letztes Jahr nicht verkaufte. Mein »lieber« Nachbar dachte, das Land sei der perfekte Baugrund für sein geplantes Biogaswerk. Bin ich verrückt? Ich hatte gerade die Umstellungszeit von konventionelle auf ökologische Wirtschaft hinter mir. Warum sollte ich da verkaufen?
    Außerdem ist Wuttkes angebliches Engagement für die Umwelt, welches er mit dieser Anlage demonstrieren will, die reine Scheinheiligkeit. Nachwachsende Rohstoffe

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