Baeuerin sucht Frau
klar.«
»Dann geht es dir ja besser als mir. Ich komme nämlich nicht damit klar, dass – also ich werde sicher auch, früher oder später... Es ist nur im Moment etwas verwirrend.« Antje schaut immer noch nach unten.
Ich stöhne genervt. »Antje, ich verstehe kein Wort.«
»Mensch, wie begriffsstutzig bist du denn?!«, quetscht sie zwischen ihren Zähnen hervor.
»Wie bitte?«
Jetzt ist es Antje die genervt stöhnt. Ihr Kopf hebt sich langsam und sie sieht mich an. »Sylvia, ich fürchte, ich bin in dich verliebt.« Sie sagt es ziemlich deprimiert, so dass ich mir nicht sicher bin ob ich Grund zur Freude habe. Die Nachricht selbst ist natürlich äußerst erfreulich. Antjes Gesicht dagegen, also ich weiß nicht. Und seit wann sagt man »Ich fürchte, ich bin in dich verliebt«? Ist das die neue Romantik?
Mein Herz, das schon zum Freudensprung angesetzt hatte, verharrt. Irgendwie liegt ein Aber in der Luft. Ich spüre es.
»Na ja, es ist wie es ist«, sagt Antje jetzt. »Aber keine Angst.«
Ich wusste es ja. Ein Aber.
»Ich werde dich nicht sinnlos anhimmeln. Und ich will auch nicht, dass du dich unwohl fühlst. Nur ein paar Wochen Abstand, die werden wohl ganz nützlich sein. Für mich.« Antje atmet einmal tief durch. »Das verstehst du hoffentlich.«
Nee, versteh ich nicht. Da kennen wir uns so gut und so lange, und haben dennoch wochenlang aneinander vorbei geredet. Unfassbar. Ich glaube es wird höchste Zeit, dass ich mal was klar stelle.
»Bist du verrückt?«, frage ich. »Hast du denn nicht gemerkt, dass es mir total den Boden unter den Füßen weggezogen hat, als du mich geküsst hast? Ich würde am liebsten im ganzen Dorf Wespennester aufhängen.«
Antje blinzelt verwirrt. »Wie?« Hinter ihrer Stirn arbeitet es, das sehe ich ihr an.
»Was soll ich sagen?« Ich grinse Antje an. »Ich bin in meine beste Freundin verknallt.«
»Oh.« Antje legt den Kopf leicht zur Seite. »Ist das wahr?«, fragt sie. Ihre Stimme klingt noch immer zaghaft.
»Ja!«
Pause. Wir sehen uns an.
»Hättest du das nicht ein bisschen eher sagen können?«, beschwert Antje sich.
»Iiich? Was ist mit dir?«
Antje denkt kurz nach. »Okay. Können wir das später diskutieren? Ich würde dich jetzt gerne küssen.«
»Nein.« Ich schüttele gespielt ernst den Kopf. »Ich denke ich will das erst diskutieren.«
Antjes Blick tastet mein Gesicht ab. Sie kneift die Augen zusammen. »Das glaube ich keine Sekunde.«
Gott sei Dank. Die Zeit der Missverständnisse ist vorbei.
Ich breite meine Arme aus. Der Rucksack rutscht mir von der Schulter. Die Decke unter meinem Arm fällt in den Staub der Strasse. Meine Arme legen sich um Antje. Ich ziehe sie nah zu mir heran. Kurz darauf befinde ich mich mit Antje auf einer Frühlingswiese. Alles ist bunt und leicht. Wir schweben irgendwo zwischen Wolke sieben und acht, wie schwerelos. Erst Minuten später landen wir wieder in der Realität.
Wo mir klar wird, wir sind nur zwei Frauen in Bikini und Turnschuhen, die knutschend auf der Strasse herumstehen.
Was für ein Bild!
Übrigens. Wir stehen vor Elses Haus. Die Gardine im Fenster bewegt sich leicht.
Morgen weiß es das ganze Dorf.
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