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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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interessiert.«
    Hoppla! Nun sind wir plötzlich beim Du! Und wieso sagt sie das? Unsere Bekanntschaft dürfte zu kurz bleiben, um tiefgreifende Forschungen über ihre Gemütszustände anstellen zu können.
    »Ich heiße übrigens Carmen.«
    Auch wenn ich jetzt weiß, dass das Blau ihrer Augen künstlich ist, hat es nach wie vor eine starke Wirkung auf mich. »Sylvia«, erwidere ich hypnotisiert.
    »Und warum macht Wuttke das?«, knüpft Carmen wieder beim eigentlichen Thema an.
    »Er wollte mir meinen Hof abkaufen, das Land als Bauland benutzen. Ich habe abgelehnt. Seitdem sucht und findet er immer wieder Gelegenheiten, mich zu ärgern.«
    »Warum solltest du auch verkaufen, wenn der Hof gut läuft.«
    »Eigentlich tut er das nicht«, gestehe ich. »Aber verkaufen? Nein. Der Hof ist mein Traum.«
    »Oh, eine Idealistin«, ruft sie aus und zwinkert mir zu. »Ich habe eine Schwäche für Idealistinnen.«
    Aha. Was bedeutet das?
    »Solange es keine Spinner sind«, fügt sie hinzu. Lächelt.
    Sie lächelt offenbar gerne, denn sie tut es oft und mit viel Wärme im Blick.
    »Dafür halte ich mich nicht«, erwidere ich. Mein Hals ist ungewöhnlich trocken. Ich will einen Schluck Kaffee trinken, um dem abzuhelfen. Beim Heben der Tasse zittert meine Hand.  Schnell setze ich sie wieder ab.
    »Na ja, wer würde so was schon freiwillig zugeben?«, meint sie, erneut gefolgt von einem Lächeln.
    Da hat sie recht. Aber hält sie mich nun für eine Spinnerin oder nicht? Irgendwie möchte ich, dass sie es nicht tut.
    Wie schnell sich die Dinge ändern können. Gestern war mir noch völlig egal, was sie über mich dachte.
    »Und was treibst du so, wenn du nicht harmlose Ökobäuerinnen mit deiner Kamera überfällst?«, erkundige ich mich mit kratziger Stimme, grinse - hoffentlich nicht allzu blöd -  und füge, in der Hoffnung geistreich zu wirken, hinzu: »Was übrigens etwas leicht Spinnerhaftes an sich hatte.«
    Sie kichert tatsächlich. »Du hast mich ganz schön vorgeführt. Aber ich hatte es wohl nicht anders verdient.« Sie sieht mich schmunzelnd über ihre Kaffeetasse hinweg an.
    Dieses Blau. Ich verliere mich schon wieder darin.
    »Ich bin freiberufliche Fotografin«, holt sie mich zurück. »Arbeite für einige Lokalzeitungen, fotografiere auf Hochzeiten und so was. Mein Traum ist ein eigenes Atelier, klein aber mein. Bis es soweit ist, werde ich noch ´ne Menge Fotos schießen müssen. Und verkaufen. Das ist der schwierigere Teil. Dazu muss man erahnen, wann wo was Aufregendes passiert und vor Ort sein. Oder man hat ein gutes Infor-mationsnetz und ist unheimlich schnell.«
    Das einzig Aufregende was es in Pleßnitz gibt, ist das alljährliche Dorffest. Bleibt der Pokal im Kuhbiathlon weiterhin in Pappkes Besitz? Und wer bekommt beim Single-Bingo mit anschließender Versteigerung das höchste Gebot? Meint sie so was? Wohl kaum. Das ist nicht der Stoff für Sensationsfotos. »Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Pleßnitz ist kein Ort von Ereignissen, die ihre Schatten vorauswerfen. Geschweige denn Beiträge in den Nachrichten nach sich ziehen.«
    Kaum habe ich das gesagt, würde ich mir am liebsten gegen´s Schienbein treten. Prima Sylvia! Echt Klasse. Genau so vergraulst du die Frau am schnellsten. Ich will sie doch aber gar nicht vergraulen. Im Gegenteil. Warum rede ich also solchen Stuss?
    »Schade.« Carmen lächelt bedauernd. »Aber man weiß ja nie. Für den Fall der Fälle ...«  Suchend sieht sie sich um, entdeckt den Notizblock auf dem Kühlschrank, auf dem ich immer meine Einkaufsliste notiere. Ein Stift liegt dabei. Sie steht auf, nimmt beides, schreibt eine Nummer auf den Block, reißt den Zettel ab, gibt ihn mir. »Meine Handynummer.«
    Ich greife automatisch nach dem Zettel. Mein Herz klopft. Ihr »Das musst du schon selber herausfinden« und »Ich habe eine Schwäche für Idealistinnen« – das kann doch alles und nichts bedeuten. In Pleßnitz, noch dazu um halb zehn morgens, wahrscheinlich nichts. Aber jetzt halte ich ihre Telefonnummer in der Hand. Für den Fall der Fälle, sagt ihr Mund. Ihre Augen sagen: In jedem Fall. Und wieder ist da dieses warme Lächeln. Oder bilde ich mir das ein? Bin ich zu lange weg vom Flirtgeschehen? So sehr auf Entzug, dass ich harmlose Sätze und Gesten überinterpretiere?
    In Halle habe ich öfter das Frauencafé besucht oder auch mal eine Disco. Seit ich in Pleßnitz wohne, ist damit Schluss. Nach einem Tag voll mit Arbeit, und davon habe ich oft sieben in der

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