Baeuerin sucht Frau
schlägt aus dieser Beweislage ein Urteil im Zweifel für den Angeklagten heraus.«
»Wuttke kommt also davon.«
»Ja. Hätten Sie sich nicht in die Untersuchungen eingemischt, wären Sie wahrscheinlich rehabilitiert. So aber.« Er schüttelt bedauernd den Kopf.
Ich schüttele resigniert den Kopf. Das Ganze ist so himmelschreiend ungerecht, dass ich mir vorkomme, als läge ein Zentnersack auf meinen Schultern, der mich zu Boden drückt. Es sieht fast so aus als hätte ich verloren. Wenn das Schlimmste eintrifft, werde ich wohl aus Pleßnitz wegziehen müssen. Was ich dann mache weiß ich noch nicht. Einen Job in der Stadt suchen wahrscheinlich.
»Und was ist mit dem Einbruch?«, fällt es mir da ein. »Der wird doch in Ihrem Bericht stehen?«
»Darum komme ich nicht herum«, bestätigt Weinhaus. »Aber mit einem Bagatellfall wie diesem wird sich der Staatsanwalt vermutlich nicht weiter seinen Aktenschrank füllen wollen. Die Gerichte sind auch so überlastet.«
Als ich Antje nachmittags von dem Gespräch berichte, und den Konsequenzen, ist sie ganz still. Wir sitzen am Küchentisch, beide mit langem Gesicht, starren in unsere Kaffeetassen.
»Du willst wegziehen?«, fragt Antje schließlich.
»Wenn ich den Hof nicht halten kann. Was bleibt mir übrig? Und mal ganz ehrlich. Die Pleßnitzer werden mich nach der Geschichte ein Leben lang schneiden.«
»Du kannst die Geschichte in der Zeitung richtig stellen lassen. Bring eine Gegendarstellung zu Wuttkes Artikel. Viele werden dir glauben.«
»Wie viele? Eine Minderheit, die man dann genauso ausgrenzt wie mich? Oder werden es so viele, dass sich meinetwegen das Dorf spaltet? Das ist doch beides Mist.«
»Na, dann warte einfach bis Gras über die Sache wächst. Die Leute vergessen heutzutage schnell.«
»Antje, wem willst du was vormachen? Wuttke wird dafür sorgen, dass das nicht passiert.«
»Aber ...«, hebt Antje an, bricht ab. »Verdammt«, flucht sie.
»Was im Falle eines Falles mit den Tieren wird, beschäftigt mich im Moment am meisten. Und wo ich meine Möbel für eine Weile unterstellen kann. Bis ich eine Bleibe gefunden habe.« Ich versuche praktisch zu denken. »Und natürlich werde ich die Abende mit dir vermissen«, seufze ich. »Sie werden wohl selten werden.« Meine Hand greift nach Antjes. Plötzlich kommt mir eine Idee.
»Oder ...« Na klar! Warum nicht? »Oder du ziehst auch in die Stadt!«
Antje sieht mich eine ganze Weile still an. Ihr Blick scheint etwas in meinem Gesicht zu suchen, es aber nicht zu finden. »Wieso?«, fragt sie. »Um das fünfte Rad am Wagen zu spielen? Da zu sein, wenn Carmen es nicht ist?« Antje schüttelt den Kopf. »Tut mir leid. Alles hat seine Grenzen.« Abrupt steht sie auf, verlässt die Küche.
Verdattert sehe ich ihr nach. Sie ist sauer. Klar. Der Vorschlag war idiotisch, egoistisch, einfach blöd. Ich weiß auch nicht wie ich darauf kam. Für ein paar Sekunden schien er mir die perfekte Lösung. Für mich! Das wird mir jetzt auch bewusst. Mein Wunsch, Antje in meiner Nähe zu behalten, hat mir diesen Streich gespielt.
Gerade will ich Antje nachgehen, um mich bei ihr zu entschuldigen, da klingelt mein Handy. Auf dem Display erkenne ich Carmens Nummer. Ich zögere. Hat sie solange gewartet, kann sie auch noch mal anrufen, sage ich mir. Ich sollte lieber ... Unschlüssig schaue ich in die Richtung in die Antje verschwunden ist. Zu allem Überfluss fühle ich beim Anblick von Carmens Nummer plötzlich einen bleiernen Klumpen in meinem Magen. Ein Gefühl, das ich sonst nur habe, wenn ich eine unangenehme Aufgabe erledigen muss. Einen Anruf von Carmen entgegenzunehmen sollte eigentlich keine unangenehme Aufgabe sein. Bis vor wenigen Tagen verspürte ich angenehme Aufregung, Erwartungsfreude - so was in der Art.
Das Klingeln hält an. Es kommt mir vor, als klänge es mit jedem Ton ungeduldiger. Ich drücke auf die Empfangstaste.
»Hallo«, melde ich mich.
»Naaa?«, dringt Carmens Stimme langgezogen und deutlich erwartungsvoll an mein Ohr. »Was machst du gerade?«
»Ich ...«, wollte gerade Antje nachlaufen, bei der ich mal wieder ins Fettnäpfchen getreten bin, »bin im Laden.« Irgendwie habe ich keine Kraft Carmen zu erklären, warum Antje sauer ist, falls sie fragen sollte. Also greife ich zu dieser Notlüge.
»Viel Kundschaft?«, erkundigt Carmen sich.
»Leider nicht.«
»Dann kannst du doch eigentlich auch abschließen und herkommen.«
Ist das eine Einladung zu einem Versöhnungsessen?
»Ja,
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