Baeuerin sucht Frau
ein schönes Leben gewünscht.«
»Das nenne ich zivilisiert.«
»Je mehr ich darüber nachdenke ... vielleicht war ich weniger verliebt als ich dachte.«
»Dafür hast du dich aber ganz schön angestrengt. Diät, Joggen, Fitness«, zählt Antje auf.
»Ja. Aber müsste ich mich nicht am Boden zerstört fühlen?«
»Kommt möglicherweise später. Wenn alles gesackt ist.
»Hm.«
»Also bei mir schlug es sofort wie eine Bombe ein«, meldet Nina sich, gerne bereit ihre umfassende Lebenserfahrung mit ihrer Tante zu teilen. »Tief und mächtig niederschmetternd.« Sie überlegt. »Stumpft man mit den Jahren ab?«
Antje und ich sehen uns an. »Nein«, antwortet Antje. »Man lernt nur die Gefühle besser zu verbergen.«
»Ist ja doof. Wieso das denn?«, will Nina wissen.
Antje zuckt mit den Schultern. »Aus allen möglichen Gründen.«
»Auch vor sich selbst?«, forscht Nina weiter.
»Manchmal.«
Mein Nichte schüttelt den Kopf. »Als wenn es nicht schon kompliziert genug wäre.«
Antje seufzt. »Da sagst du was.«
»Dann sind wir jetzt also zu dritt im Club der enttäuschten Herzen«, stellt Nina lakonisch fest. Es scheint ihr besser zu gehen. Die Ronniekatastrophe ist natürlich noch gegenwärtig, aber dank Antjes Fürsorge ist das Schlimmste überwunden. Sonst würde Nina nicht so rege an dem Gespräch teilnehmen.
Heilen junge Herzen schneller? Ich hoffe es.
Ich bin diesmal jedenfalls mit einem blauen Auge davon gekommen. Natürlich fühle ich mich nach der Trennung von Carmen nicht gut. Aber der klassische Liebeskummer fühlt sich anders an. Soviel weiß ich schließlich.
15
Heute ist der Tag. Heute frage ich Nina. Ich muss es wissen.
Irgendetwas ist faul. Antje ist in einen Wuttkezwilling verknallt? Ich glaube nicht mehr daran. Oder besser gesagt, ich schwanke. Denn dann wieder frage ich mich: Warum sollte Antje lügen?
Deshalb habe ich beschlossen, Nina so lange auszuquetschen, bis sie damit rausrückt, was Antjes Geheimnis ist. Unter Androhung von Ketchupentzug, wenn´s sein muss!
Ich habe ein paar Tage verstreichen lassen, weil ich nicht so pietätlos sein wollte, in Ninas größtem Kummer herumzustochern. Somit hatte ich auch Zeit mir eine Taktik zurechtzulegen. Schließlich kann ich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Etwas diplomatischer als »Welchen Namen hat Antje in den Sand gekritzelt? Ich muss es wissen!«, will ich schon sein.
Heute morgen, so zwischen Tür und Angel, war natürlich zu wenig Zeit für Diplomatie. Aber wenn Nina nachher aus der Schule kommt, werde ich sie mir schnappen.
Den Vormittag verbringe ich mit Arbeiten in den Ställen. Am frühen Nachmittag verlege ich meinen Wirkungsbereich in den Hof, rücke dem Unkraut, welches aus diversen Steinritzen wächst, zu Leibe. So habe ich die Einfahrt im Auge, kann Nina nicht verpassen. Als es soweit ist, folge ich ihr ins Haus. Wo meine Nichte wie üblich zunächst einfach ihre Tasche im Flur fallen lässt, in die Küche stürmt, um sich ein Wurstbrot zu schmieren, welches sie mit Unmengen Cola runterspült. Ich warte bis Nina am Tisch sitzt.
Endlich ist sie da, die Gelegenheit für ein Gespräch.
Das beginnt dann aber ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.
Nina beißt herzhaft in ihre Stulle. Noch bevor ich den Mund öffnen kann, fragt sie kauend: »Was würdest du sagen, wenn ich auf Mädchen stehe?«
Wow. Mein Alltag ist in den letzten Wochen wirklich nicht arm an Abwechslung. Wen wundert´s, dass ich vergesse was ich ursprünglich fragen wollte.
»Ist das eine rhetorische Frage?«, erkundige ich mich vorsichtig.
Nina strahlt. »Nicht die Bohne! Heute in der Schule ist es mir klar geworden. Ich glaube, ich bin echt verliebt!«
Meine Augen weiten sich vor Verblüffung.
»Ähm ... und in wen? Ein Mädchen aus Deiner Klasse?«, frage ich möglichst gelassen. Nina verdreht die Augen.
»Quatsch. Diese blöde Zicken. Ich bin verliebt in ... Antje!«, strahlt sie. Ich starre sie sprachlos an. Natürlich war Antje in den letzten Tagen fast rund um die Uhr an Ninas Seite. Sie hat ihr zugehört, Trost gespendet. Nina auch mal in den Arm genommen. Diese Nähe ist wichtig für Nina und ich bin froh, dass Antje so einen guten Draht zu unserem Teenager hat. Aber vielleicht ist es ein Tick zuviel des Guten, denn Nina sucht sich offensichtlich gerade einen ziemlich wirren Ausweg aus ihrem Gefühlsdilemma. Wie bringe ich der Kleinen schonend bei, dass sie sich da in etwas verrennt?
»Sylvia? Alles klar?«
»Nina, ich
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