Baeuerin sucht Frau
was?«
»Über ...« Ich stocke. Meine Gefühle.
Carmen hat sich falsch verhalten als sie diesem Raoul den Tipp gab, aber ich bin ihr gegenüber nicht ehrlich. Das ist nicht viel besser.
Ich löse mich vorsichtig von Nina, stehe auf. »Ich geh noch was schaffen. Soll ich im Internet schon mal Karten für den Film reservieren?«
»Klar.«
Später im Kino, während der Held gegen fiese Typen und dunkle Dämonen kämpft, wandert mein Blick verstohlen zu Antje, die zwei Plätze weiter, neben Nina sitzt.
»Die Wahrheit über was?«, höre ich sie fragen. Und dann, urplötzlich, bin ich in einem ganz anderen Film. Wieder einmal! Er spielt nicht in einem Märchenland. Sondern in einer dunklen Lagerhalle. Ich spüre Antjes Lippen auf meinen. Das flatterige Gefühl in meinem Bauch.
Energisch schüttele ich das Bild von mir ab. Sage mir, dass das was da in meinem Bauch vibriert nur die mächtigen Dolby-Surround-Töne der Kinoanlage sind. Die Gänsehaut auf meinem Arm lediglich Ergebnis der gruseligen Filmereignisse. Ich schaue konzentriert auf die Leinwand. Und dann unauffällig zu Antje.
Was glaubt Antje eigentlich, was ich für die Wahrheit halte? Ihre Wespen-Erklärung? Und warum fragt sie mich überhaupt nicht, warum ich in ihren Armen hing und mich habe küssen lassen. Glaubt sie, ich lasse mich von jeder Frau küssen?
Und überhaupt, wenn sie in einen der Wuttkes verknallt ist, warum küsst Antje dann ihre lesbische Freundin fast in die Ohnmacht? Entweder hat sie mich verwechselt, aber ich sehe bestimmt nicht aus wie ein Wuttke, oder - da stimmt was nicht!
Plötzlich pocht mein Herz. Ich könnte es tun. Ich könnte Antje einfach in die Arme nehmen, sie küssen und sehen was passiert. Aber im Moment sitzt Antje zwei Plätze weiter, also geht es nicht. Und beim Verlassen des Kinos hat mich mein Mut längst wieder verlassen.
14
Montag morgen bestellt Weinhaus mich in sein Büro. Das ist überraschend klein. Weinhaus sitzt mit ernstem Gesicht hinter seinem Schreibtisch. Ich nehme auf dem Stuhl davor Platz. Die Kaffeemaschine gurgelt in Weinhaus´ Rücken.
»Tja, Frau Berger. Was soll ich sagen? So etwas wie dieser Fall ist mir bisher noch nicht untergekommen. Ich weiß nicht was ich von alldem halten soll. Ich bin der Geschichte ihres Freundes, Herrn Otto Ölschläger, nachgegangen. Und siehe da, wir fanden tatsächlich Kanister mit E605 in Wuttkes Lagerhalle. Aber ...« Er lässt das »Aber« erst mal im Raum hängen, sieht mich prüfend an.
Ich warte.
»Merkwürdigerweise befanden sich auf den Kanistern neben einigen anderen auch Ihre Fingerabdrücke Frau Berger. Was soll ich davon halten?«
Mist! Natürlich. Ich erinnere mich, dass ich die Kanister unter den Lumpen hervorgezogen und einen der Deckel geöffnet habe. Wie blöd!
Weinhaus lehnt sich etwas vor. »Haben Sie Wuttke das E605 untergeschoben?« Er beobachtet mich ganz genau, dessen bin ich mir bewusst.
»Nein!«
»Sondern?«
»Wessen Fingerabdrücke haben Sie noch identifiziert?«, frage ich statt zu antworten.
Prompt erwidert der Kommissar. »Beantworten sie bitte meine Frage.«
»Wuttkes?«, rate ich ins Blaue.
»Frau Berger, ich stelle hier die Fragen. Und mir ist durchaus bewusst, dass die Dinge mehrere Schlüsse zulassen. Aber immer eins nach dem anderen. Also bitte.«
Ich gebe mich geschlagen. Widerwillig rücke ich mit der Wahrheit heraus. Weinhaus lehnt sich in seinem Stuhl zurück. »Sie sind also bei Wuttke eingebrochen. Sie und Herr Ölschläger.«
»Ja.« Antjes Beteiligung verschweige. Für die Erklärung der Zusammenhänge spielt das keine Rolle. Also besteht kein Grund, sie da mit reinzuziehen.
»Schöne Bescherung«, brummt Weinhaus jetzt. »Wir haben die Herkunft der Kanister nämlich überprüft. Der Hersteller hat uns anhand der auf dem Etikett aufgedruckten Chargennummer bestätigt, dass diese Kanister 2002 an Bruno Wuttkes Landwirtschaftsbetrieb ausgeliefert wurden.«
Weinhaus wühlt in den Papieren vor sich, zieht zwei Blätter hervor. »Das sind Kopien der alten Lieferscheine. Ich bekam sie am selben Morgen, als Herr Ölschläger bei mir mit seiner Geschichte aufkreuzte.«
Überrascht schaue ich Weinhaus an.
»Aber die Tatsache, dass nun auch Ihre Fingerabdrücke auf den Beweisstücken sind, macht die Sachlage leider kompliziert. Es läuft alles darauf hinaus, dass Sie beide, Wuttke und Ihre Wenigkeit, als Täter in Frage kommen.«
»Und das bedeutet?«
»Wir können Wuttke nicht belangen, denn jeder Anwalt
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