Bahama-Krise
neben
anderen Vermögenswerten eine Reihe von Hotels, die er gekauft hatte,
als niemand sonst an einen Massentourismus auf den Bahamas glaubte.
Ich war damals elf Jahre alt. Über Geld verfügte ich
genausowenig wie andere Jungen in diesem Alter. Meine Mutter sagte mir,
daß Vater für meine beiden Schwestern und mich ein Treuhandvermögen
angelegt hatte, das uns an unserem fünfundzwanzigsten Geburtstag
ausgehändigt werden würde. Bis dahin würde sie die Familiengeschäfte
führen. Es war eine Aufgabe, der sie sich mit beachtenswertem Geschick
entledigte.
Zur Schule ging ich in Nassau. Aber in den Ferien kehrte ich
jeweils auf den Stammsitz der Familie in Abaco zurück. Wenn ich auf
Abaco war, kümmerte sich Pete Albury, ein Schwarzer, um mein
Wohlergehen. Pete war auf der Insel geboren. Ich dachte damals, er wäre
schon alt. Später erfuhr ich, daß er zu Beginn meiner Schulzeit erst 30
war. Pete stand in unseren Diensten, seit er noch ein kleiner Junge
war. Er brachte mir das Schwimmen bei, denn wer auf den Bahamas lebt,
sollte schwimmen können. Er lehrte mich auch, wie man mit einem Gewehr
umgeht. Gemeinsam gingen wir in Abaco auf die Wildschweinjagd. Ich
erinnere mich an ihn wie an einen Vater.
Meine Jugendjahre waren die glücklichsten Jahre meines Lebens.
Als ich das entsprechende Alter hatte, wurde ich nach Cambridge aufs
College geschickt. Ich fand England kalt und regenreich. Nach dem
Abschluß des Studiums in Cambridge wurde ich an die Harvard-Universität
in Amerika gesandt, wo ich Volkswirtschaft belegte. Dieses Studium
sollte mich befähigen, eines Tages das Erbe zu verwalten. In Harvard
lernte ich Julie Pascoe kennen, sie wurde später meine Frau. Im Jahre
1963 kehrte ich nach Nassau zurück. Wie meine Mutter es mir versprochen
hatte, erhielt ich zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag die
Verfügungsgewalt über das Vermögen.
Während ich im Ausland studiert hatte, waren auf den Bahamas
tiefgreifende Änderungen vor sich gegangen. Was sich beim Tode meines
Vaters als sanfte Welle abzeichnete, war zu einem mächtigen Boom
geworden. Die Inseln vor der Küste Amerikas waren zur Plattform für den
Massentourismus geworden, den mein Vater vorausgesehen hatte. 1949, als
mein Vater starb, hatten 32.000 Touristen die Bahamas besucht. Die Zahl
hat sich seitdem verhundertfacht.
Was meine Mutter betraf, so war sie damals schon ziemlich
gebrechlich. Die Verwaltung des Familienvermögens ging über ihre
Kräfte. Sie war froh, daß sie diese Verantwortung nun auf meine
Schultern legen konnte.
Man kann nicht von Grand Bahama sprechen,
ohne den Namen Wallace Groves zu erwähnen. Groves war ein Amerikaner,
der es sich in den Kopf gesetzt hatte, auf dieser Insel einen Freihafen
aus dem Boden zu stampfen. Dem geplanten Zweck entsprechend, erhielt
das Traumprojekt den Namen Freeport. Groves begann, indem er einen
engen Kontakt zu Sir Stafford Sands aufnahm, dem damaligen
Finanzminister der Bahamas. Die Bemühungen zahlten sich aus. Ein
Vertragswerk kam zustande, mit dem 200 Quadratmeilen regierungseigenes
Land auf den Namen von Wallace Groves umgeschrieben wurden. Auf diesem
ausgedehnten Grund, so der Plan des Amerikaners, sollte Freeport
entstehen, Hafenanlagen, Lagerhäuser, Fabriken, eine ganze Stadt. Die
großen amerikanischen Unternehmen sollten angelockt werden. In
Freeport, unweit der amerikanischen Küste, konnten sie
Fertigungsanlagen, Holdings und Niederlassungen errichten, die nicht
mehr der hohen Besteuerung des Festlands unterworfen waren.
Wallace Groves stieß bei der Verwirklichung
seines Traums auf nicht geringe Schwierigkeiten. 1963 war das riesige
Gelände von Freeport ein verlassener Sandstreifen, wo dorniges
Buschwerk die begonnenen Fundamente und Baumaschinen überwucherte. Aber
Groves gab nicht auf, er änderte nur das Konzept. Anstelle der
Produktionsstätten und Bürohäuser sollte Freeport nun mit Hotels,
Bungalows und Appartements für Touristen bebaut werden. Vor allem
sollte auch ein Spielcasino entstehen, wo reiche Amerikaner ihre
schwarzen Gelder vervielfachen oder verspielen konnten. Es gelang
Wallace Groves, den Plan mit dem Spielcasino Minister Sands schmackhaft
zu machen.
Von Prägung und Herkunft war Sands ein Boy
von der Bay Street, einer jener Kaufleute also, die ihr Vermögen ohne
allzuviel Skrupel zusammengebracht hatten. Er hatte eine vorzügliche
Spürnase für Geld und das Geschick, aus den jeweiligen Gegebenheiten
das Bestmögliche herauszuwirtschaften. Wenn die
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