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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Legionella pneumophila blies.
    Im internationalen Sprachgebrauch ist diese Seuche inzwischen
unter dem Namen Legionärskrankheit bekannt. Und das nicht etwa, weil
der Erreger von Legionären aus den Tropen eingeschleppt wurde. 1976 war
im ›Bellevue-Stratford Hotel‹ in Philadelphia ein Kongreß der ›American
Legion‹ veranstaltet worden. Nachdem unmittelbar danach unter den
Teilnehmern eine Epidemie ausbrach, taufte man die Seuche
Legionärskrankheit. Insgesamt erkrankten damals 221 Personen.
Vierunddreißig von ihnen starben.
    Für einen Hotelier ist das Gerücht, daß in der Gegend
Erkrankungen an Legionella pneumophila vorgekommen seien, ein
wirtschaftliches Todesurteil. Kein Gast begibt sich gerne in ein Hotel,
wenn er damit rechnen muß, daß er mit den Füßen voran wieder
herausgetragen wird. Dabei spielt es nur eine geringe Rolle, ob es in
dem betreffenden Hotel blitzsauber zugeht oder nicht. Allein der
Verdacht genügt, daß Ansteckungsgefahr besteht. Die Gäste meiden die
Gegend, die Betten bleiben leer.
    So war es nur logisch, daß die Hoteliers auf den Bahamas,
nicht zuletzt ich, aufs höchste alarmiert waren, als es im ›Parkway
Hotel‹ in Nassau zu Erkrankungen an dieser Seuche kam. Ich flog sofort
nach New Providence, um mit Dr. Bosworth, dem angestellten Arzt unserer
Hotelgruppe, über die Sache zu sprechen. Die Praxis von Dr. Bosworth
war dem ›Sea Gardens Hotel‹ in New Providence angegliedert. Diese Insel
liegt so, daß sie von den Hotels auf den anderen Inseln gut zu
erreichen war. Wenn ein Gast ernsthaft erkrankt war, begab sich Dr.
Bosworth mit einem unserer Flugzeuge auf die entsprechende Insel.
Dieser Service gehörte zu jenen Extravaganzen, gegen die Jack
Cunningham von Anfang an opponiert hatte. Indes hatte sich die Sache
bezahlt gemacht, weil die Honorare der Patienten mehr als die Kosten
deckten.
    Als ich dem Hotelarzt eröffnete, was im ›Parkway‹ in Nassau
los war, pfiff er durch die Zähne. »Legionellosis, das wäre ja
gefährlicher als die Pest! Sind Sie sicher?«
    Ich zuckte die Schultern. »Nach dem, was die Ärzte in Nassau
sagen, ist es das.«
    »Welche Form von Legionellosis?« fragte er.
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Es gibt zwei Formen dieser Krankheit«, erklärte er. »Das
Pontiac-Fieber und die eigentliche Legionärskrankheit.«
    Es war das erste Mal in meinem Leben, daß ich vom
Pontiac-Fieber gehört hatte. Es sollte nicht das letzte Mal sein. Ich
schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, in welcher der beiden
Formen die Krankheit aufgetreten ist. Sie sind der
Mediziner, nicht ich.«
    »Wenn es Pontiac-Fieber ist«, sagte er, »dann ist es nicht so
schlimm. Das Fieber tritt bald nach der Infektion auf. Fünfundneunzig
Prozent der Kontaktpersonen werden befallen, ein ziemlich hoher Anteil.
Aber normalerweise verläuft das Pontiac-Fieber nicht tödlich. Die
Legionärskrankheit hingegen ist gefährlicher. Ich werde mich sofort mit
dem Gesundheitsministerium in Verbindung setzen. In einer Viertelstunde
wissen wir mehr.«
    Ich ließ ihn in den Praxisräumen zurück und begab mich auf
einen Rundgang durch die Hotelküche. Es war nicht das erste Mal, daß
ich unangemeldet hier erschien, und der Küchenbereich war keineswegs
das einzige, was ich in den Hotels zu inspizieren pflegte. Für mich
waren alle Bereiche des Hotels gleichermaßen wichtig. Aber jeder
Hotelier, der seinem Geld nicht böse ist, achtet wie ein Luchs darauf,
daß seine Gäste nicht mit Salmonellen vergiftet werden. Das läßt sich
nur vermeiden, wenn bei der Lagerung der Vorräte und der Zubereitung
der Speisen peinliche Sauberkeit herrscht. Nach halbstündigem
Inspektionsgang kehrte ich zu Dr. Bosworth zurück. Er war immer noch am
telefonieren. Wenige Minuten später legte er auf.
    »Sie hatten recht«, sagte er betreten. »Legionärskrankheit! Es
gibt keinen Zweifel. Ein hellhöriger junger Arzt in Manchester, drüben
in England, hat die erste Diagnose gestellt. Das dortige Gesundheitsamt
hat die Diagnose bestätigt. Dann hat sich die
Weltgesundheitsorganisation eingeschaltet. Die fanden raus, daß ein
Tourist von den Bahamas nach der Rückkehr in Zürich an der
Legionärskrankheit starb. Es gibt zwei Todesfälle in Zürich, ein paar
mehr in Buenos Aires und eine ungeklärte Zahl von Toten in den Staaten.«
    »Und alle diese Leute hatten ihre Ferien im Hotel ›Parkway‹ in
Nassau verbracht?«
    »Ja. Wie viele Zimmer hat das Hotel?«
    Ich wußte über meine Konkurrenz und die

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