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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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die Schultern. »Nassau gehört nicht zu meinem
Bereich. Wenn's dort drunter und drüber geht – das überlasse
ich gern meinem Kollegen Deanes.«
    »Sehen Sie ein Risiko, daß es auch auf Grand Bahama zu solchen
Ausschreitungen kommt?«
    Er lächelte. »Meine Männer würden dem Spuk sehr schnell ein
Ende bereiten.«
    »Das in Nassau«, bohrte ich weiter, »war das eigentlich ein
Arbeitskonflikt, oder hat die Sache politische Hintergründe?«
    Er beantwortete die Frage nicht. »Ich gratuliere Ihnen zu
Ihrem neuen Hotel«, sagte er. »Meine Frau und ich wünschen Ihnen von
Herzen Erfolg damit.«
    Wie er meiner Frage ausgewichen war, das machte mir Sorgen.
    Dafür verlief die Eröffnungsgala ohne jede Trübung. Musik
unter rauschenden Palmen und Kaviarkanapees auch für den letzten
Polizisten. Ich tanzte mit Debbie, bis die Sterne verblaßten.
    So begann der Siegeszug der Theta. Nach
einem Jahr schon zeichnete sich ab, daß wir eine wahre Goldader
angezapft hatten. Zwar gaben wir nach wie vor mehr Geld aus, als wir
einnahmen. Aber das lag ganz in unserem Plan. Wir wollten ja
investieren und waren darauf eingerichtet, daß die Gewinne erst nach
einigen Jahren zurückfließen würden. Billy Cunningham zeigte sich
zufrieden mit meiner Geschäftsführung. Und auch von seinem Vater kamen
wenig Einwendungen. Wie Jack Cunningham, der Vater von Debbie,
inzwischen über mich dachte, war nicht in Erfahrung zu bringen. Mir
genügte es, daß er sich aus dem Tagesgeschäft heraushielt. Zu
Wortduellen, wie sie bei Jacks erstem Besuch auf den Bahamas
stattgefunden hatten, kam es nicht mehr. Alles in allem konnte ich
zufrieden sein mit dem Lauf der Geschäfte. Und auch in mein Privatleben
kehrte wieder Sonnenschein ein. Es kam der Tag, wo ich Debbie fragte,
ob sie meine Frau werden wollte.
    »Ich dachte schon, ich müßte erst eine alte Dame werden, bis
du dich dazu aufschwingst«, flüsterte sie und küßte mich.
    Wir stiegen miteinander ins Bett. Drei Wochen später
heirateten wir, ungeachtet des Einspruchs von Jack Cunningham. Er
meinte, es bestünde ein allzu großer Altersunterschied zwischen seiner
Tochter und mir. Ich wußte, daß das nur ein Vorwand war. Er mochte mich
nicht, das war der wirkliche Grund. Billy und sein Vater, der Senior
des Clans, begrüßten die Heirat. Nur Debbies Bruder Frank schlug sich
auf Jacks Seite. Auch die anderen Mitglieder der weitverzweigten Sippe
nahmen jetzt Partei. Es kam, was die Verbindung von Debbie und mir
betraf, zu einer Aufspaltung in zwei Lager. Auch die Gegner unserer Ehe
konnten indes nicht behaupten, ich sei ein Mitgiftjäger. Ich besaß
selbst genügend Geld, und jeder im Cunningham-Clan wußte es. Was meine
Meinung zu diesen Querelen anging, so sagte ich mir, daß ich Debbie
geheiratet hatte, nicht Jack.
    Die Heirat fand in Houston statt, in einer etwas gespannten
Atmosphäre. Die Flitterwochen verbrachten wir auf den Bahamas, im
neueröffneten ›Rainbow Bay Hotel‹. Danach reisten wir nach Grand Bahama
zurück. Unterwegs machten wir auf Abaco Station, wo ich Karen, meine
Tochter, abholte. Sie gab sich etwas zurückhaltend, als ihr klar wurde,
daß Debbie nun so etwas wie ihre zweite Mutter sein würde. Zu dritt
zogen wir in mein Haus in Lucaya auf Grand Bahama ein. Ich widmete mich
wieder der Leitung des Theta-Konsortiums. Zwei Monate nach der Hochzeit
überraschte mich Debbie mit der Eröffnung, daß sie schwanger war. Wir
waren beide sehr glücklich darüber.
    Aber bald senkte sich ein Schatten auf
unsere Freude. Ein zweites Mal hielt der Tod seine Finger in die
Speichen des Glücksrads. Gäste, die in unseren Hotels Urlaub machten,
starben nach ihrer Rückkehr in die Heimat unter ungeklärten Umständen.

Siebtes
Kapitel
    L egionella pneumophila.
    Kein Hotelier auf den Bahamas kannte das Tierchen mit dem
pseudolateinischen Namen, auch ich nicht. Das änderte sich innerhalb
weniger Monate. Für das Hotelgewerbe wurde der Winzling unversehens zu
einer größeren Bedrohung, als es die Wirbelstürme je gewesen waren. Es
hatte eine ganze Weile gedauert, bis man überhaupt erkannte, was für
die Todesfälle verantwortlich war. Denn die Leute starben nicht auf den
Bahamas, sondern wenn sie längst zu Hause waren. Wenn jemand in den
Vereinigten Staaten, in England oder in der Schweiz erkrankte, dann
konnte zunächst niemand wissen, daß er sich die Ansteckung auf den
Bahamas zugezogen hatte. Es war die Weltgesundheitsorganisation, die
das Rätsel lüftete und zum Sturm auf die

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