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Bali Lombok

Bali Lombok

Titel: Bali Lombok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MairDumont
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wurden die großen Epen Mahabharata und Ramayana geschrieben, womit zum ersten Mal die philosophischen und esoterischen Inhalte des Hinduismus in leicht verständlicher Versform, eingepackt in spannende Abenteuer um Krieger, Helden, Götter und Dämonen, der breiten Masse der Hindus zugänglich gemacht wurden. Diese Epen haben bis heute nichts an ihrer Popularität und Bedeutung eingebüßt, wie man vor allem auf Bali (aber auch auf Java) feststellen kann.
    Parallel zu den direkten Einflüssen aus Indien erreichten Hinduismus und Buddhismus die Insel Bali auch auf dem Umweg über Java, wo die Religionen eine Anpassung an altjavanische Glaubensvorstellungen erfahren hatten. Bis heute haben sich die Geschichten, Sagen und Legenden erhalten, die sich um die Taten und Wunder einiger heiliger Männer aus Java ranken, meist shivaitische Priester oder Wandermönche, die als Lehrer, Prediger oder Einsiedler nach Bali kamen und die in beachtlichem Maße die Religion Balis geprägt und beeinflusst haben.
    Der erste dieser geistigen Pioniere war der ostjavanische Priester Danghyang Markandeya (8. Jh. n. Chr.), der sich an einer uralten Kultstätte am Fuße des Gunung Agung niederließ, um ein Kloster und eine Lehranstalt einzurichten – die Keimzelle des heutigen Tempelkomplexes von Besakih. Danghyang Markandeya machte die Balinesen mit dem monotheistischen Aspekt des Hinduismus vertraut, demzufolge nämlich all die vielen Götter, Geister und Dämonen nur verschiedene Erscheinungsformen eines allmächtigen Gottes sind, den er Ida Sanghyang Widhi Wasa nannte, identisch mit dem vedischen Begriff
Brahman
(das universelle Selbst, das Absolute).
    Markandeyas Sohn, Empu Sang Kulputih , setzte die Tradition seines Vaters fort. Er veranlasste die ersten Übersetzungen hinduistischer Schriften ins Balinesische, die in
Lontar
-Palmblätter eingeritzt wurden. Weiterhin lehrte er die Balinesen die verfeinerte Kunst des Opferns und der damit verbundenen Zeremonien. Zu seiner Zeit wurden erstmals die bunten, symbolträchtigen, turmartigen Opfergaben
(Banten Tegeh)
aus Früchten, Kuchen und Blumen hergestellt. Gleichzeitig entwickelte Kulputih spezielle Riten, die alljährlich in regelmäßiger Folge wiederholt werden müssen: das
Odalan
, das jährliche Tempelfest, sowie die inselweiten Zeremonien
Galungan, Kuningan
(beides Feiern zum Jahrestag der Schöpfung der Welt) und
Pagerwesi
, ein Feiertag, an dem Gott um mentale Stärke gebeten wird.
    Empu Kuturan , der im 11. Jh. von Java nach Bali kam und sich eine Einsiedelei in den Hügeln oberhalb von Padang Bai erbaute, gestaltete die Symbolik des balinesischen Weltbilds: die neunblättrige Lotosblüte als Abbild des Kosmos mit den vier Himmelsrichtungen
(Kaja, Kelod, Kauh
und
Kangin)
, den vier Zwischenrichtungen und dem Zentrum, dem Menschen. Vom Heiligen Kuturan stammen auch die komplizierten architektonischen Richtlinien, nach denen Anlage und Ausmaße von Tempeln und Wohngehöften bis ins Detail mit Makrokosmos und Mikrokosmos harmonisieren müssen. Einige Jahrhunderte nach Empu Kuturan, etwa gleichzeitig mit der Ankunft der vor dem Islam geflohenen Angehörigen des ostjavanischen Majapahit-Hofes, wirkte auf Bali der Wanderpriester Danghyang Nirartha , auch bekannt als Pedanda Shakti Wawu Rauh. Nirartha war ein Shiva-Priester, dessen Lehren starkvon buddhistischen Anschauungen durchsetzt waren. Auch im Majapahit-Reich existierten der Mahayana-Buddhismus und der Hinduismus einträchtig nebeneinander, und beide galten lediglich als unterschiedliche Wege zum gleichen Ziel. Während seiner Wanderungen auf der Insel soll Nirartha eine Reihe von Wundern vollbracht haben. Er inspirierte dadurch den Bau vieler Tempel, vor allem einiger berühmter Küstentempel wie Pura Tanah Lot und Pura Pulaki im Westen der Insel. Er gilt als Gründer der Brahmanen-Kaste und Stammvater aller Brahmanen aus dem Dorf Mas bei Ubud, wo er jahrelang gewohnt und die Tochter des Dorfoberhaupts geheiratet hat. Nirartha hat auch veranlasst, dass in allen Tempeln neben den Schreinen für die diversen Gottheiten ein besonderer Thron
(Padmasana)
für den höchsten Gott Sanghyang Widhi selbst errichtet wird.
Einige Grundbegriffe
    Aufgrund der im Laufe der Jahrtausende angesammelten Vielschichtigkeit des Hinduismus haben sich die unterschiedlichsten und scheinbar gegensätzlichsten Sekten und Kultrichtungen gebildet – vom Tantrismus mit seinen orgiastischen Riten bis hin zum Asketentum. Alle nennen sie sich Hindus, ob sie

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