Bali Lombok
unterliegen einer strengen Choreographie , sowohl in ihrem Ablauf – denn oft wird eine Geschichte dargestellt –, als auch in den einzelnen stilisierten Bewegungen, die einem traditionellen Muster folgen und wenig oder gar keinen Raum für Improvisationen oder individuelle Stile lassen. Man unterscheidet nicht weniger als 30 verschiedene Fuß- und Beinstellungen und Schritte, 16 Armhaltungen, 19 Hand- und Fingerhaltungen, 15 Rumpfhaltungen, 20 Hals- und Schulterhaltungen und 16 Arten von Gesichtsausdrücken, die hauptsächlich auf Bewegungen der Augen beruhen. Jede Pose, jede Bewegung, jede Geste hat ihren eigenenNamen, und jeder Zuschauer kennt ihre Bedeutung. Balinesen erwarten von einem guten Tänzer, dass er einerseits alle vorgeschriebenen Bewegungen präzise und in Harmonie mit der ihn begleitenden Musik ausführt, andererseits trotzdem noch seine Persönlichkeit und seine Gefühlskraft zum Ausdruck bringt. Welche Geschichte oder Episode einer Geschichte in dem Tanz erzählt wird, spielt dabei oft nur eine untergeordnete Rolle.
Gamelan-Musik
Auf Bali haben sich eine ganze Anzahl verschiedener Gamelan-Orchester entwickelt, die sich nicht nur im Klang, sondern auch nach Art der Instrumentierung, Anzahl der Musiker (von zwei bis vierzig) und sogar nach verwendeter Tonleiter unterscheiden. Dabei ist genau festgelegt, welches Orchester welchen Tanz und welches Tanzdrama begleitet.
Am häufigsten zu hören und auch bei den Balinesen am beliebtesten ist das Gamelan
Gong Kebyar
, das sich aus etwa 20 bis 25 Instrumenten zusammensetzt, hauptsächlich aus Metallophonen, verschiedenen Gongs und Zimbeln sowie zwei Trommeln und vielleicht noch einer Flöte.
Ohne die beiden Trommler könnte kein Gamelan-Orchester spielen und kein Tänzer tanzen. Die Trommeln leiten das Orchester, kontrollieren das Tempo, markieren den Rhythmus und bestimmen die Struktur der Musik und des Tanzes. Die kleinere, etwas höher klingende, „männliche“ Trommel
(Wadong)
übernimmt immer die führende Rolle gegenüber der etwas tiefer tönenden, größeren, „weiblichen“ Trommel
(Lanang)
. Mit komplizierten, genau festgelegten rhythmischen Mustern und mit Gesten der Hände und des Kopfes halten die Trommler ständigen Kontakt zu Musikern und Tänzern und koordinieren die Tanzbewegungen mit den musikalischen Akzenten.
Welch tragende Rolle die Trommeln im Orchester spielen, zeigt auch die Tatsache, dass Tanzschüler bei ihrem täglichen Training ebenso wie voll ausgebildete Tänzer bei späteren Proben meist nur von einem Trommler begleitet werden und problemlos auf die restlichen Instrumente verzichten können.
Der führende Trommler ist nicht nur der wichtigste Musiker des Orchesters, sondern auch der versierteste. Bevor er die Trommel übernehmen darf, muss er sämtliche anderen Instrumente perfekt beherrschen und überdies mit den zu begleitenden Tänzen aufs Genaueste vertraut sein. Ebenso ist es unumgänglich, dass die jungen, angehenden Tänzer von Anfang an mit allen Feinheiten der Musik vertraut gemacht werden.
Die Balinesen haben ein außergewöhnliches musikalisches Gedächtnis. Hören sie nur ein paar Mal eine ihnen ganz neue Gamelan-Komposition, und sei sie auch noch so lang und kompliziert, sind sie sofort in der Lage, sie mit ihren Instrumenten oder durch Singen lautmalender Silben fast fehlerfrei wiederzugeben, obwohl sie keine Notenschrift kennen und ihre Musik in keiner Weise aufzeichnen.
Tanz und Tanztheater
Tanzaufführungen werden in drei Kategorien eingeteilt, die sich nach dem Grad ihrer „Verweltlichung“ richten:
In der ersten Kategorie
(Wali)
werden all jene Tänze zusammengefasst, die ausschließlich im Rahmen einer religiösen Zeremonie aufgeführt werden, und zwar entweder im Tempelinneren
(Jeroan)
, bei Leichenverbrennungen oder im Falle exorzistischer Tanzriten sogar auf dem Friedhof. Die
Wali
-Tänze sind Kulthandlungen, die als obligatorischer Bestandteil bestimmter Opferrituale bzw. sogar selbst als ein getanztes Opfer betrachtet werden. Zu ihnen gehören der
Rejang
, der
Pendet
(oder
Mendet
), der
Baris Gede
und einige Trance-Tänze wie
Sanghyang
und
Calonarang
. Die Mehrzahl der
Wali
-Tänze stammt noch aus prähinduistischer Zeit. Mit Ausnahme des
Baris Gede
unterscheiden sie sich von späteren Tänzen durch einen relativ einfachen Bewegungsablauf, der keine besondere Ausbildung erfordert.
Die zweite Gruppe
(Bebali)
umschließt weniger heilige Tanzaufführungen und Tanzdramen, die entweder im
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