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Ball der Traeume

Ball der Traeume

Titel: Ball der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trish Morey
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würde ohne seine Hilfe besser zurechtkommen? Dann machte sie sich etwas vor.
    Ob ihre Mutter sein Angebot auch abgelehnt hätte? Damien sah sich in dem kleinen Zimmer um, das zwar sauber und ordentlich war, aber dringend neu gestrichen und renoviert werden musste. Er bezweifelte es.
    Doch jetzt ging es nicht mehr nur um Eve und ihre Mutter allein. Wenn Eve auch nur einen Moment lang geglaubt hatte, sie würde sein Kind in einer solchen Umgebung großziehen, hatte sie sich geirrt.
    "Bestimmt ist das Leben nicht einfach für Sie, oder?"
    "Für Eve ist es viel schlimmer als für mich." Sie sah ihn an, der Schmerz über den Verlust stand ihr im Gesicht geschrieben. "Wussten Sie von –"
    Er nickte. "Ja, Eve hat es mir erzählt." Damien schluckte. Verlust. So ein kleines Wort, und gleichzeitig so gewaltig. Wenn man damit nicht umzugehen verstand und versuchte, den Schmerz darüber zu unterdrücken, konnte er das ganze Leben bestimmen.
    Er hatte es versucht, hatte versucht, die Trauer tief in sich zu begraben, mit einem eisernen Willen. Bis heute, als sie wieder an die Oberfläche gekommen war.
    O ja, er wusste, was Verlust bedeutete.
    "Das muss sehr schlimm für Sie gewesen sein", meinte er.
    Ihre Augen trübten sich. "Das bedeutet natürlich auch, dass Eve sich um alles kümmern muss. Sie weiß, dass ich so lange wie möglich hier im Haus bleiben möchte."
    "So lange wie möglich?"
    Sie setzte die Tasse ab und seufzte. "In ein paar Monaten muss ich in ein Hospiz gehen, sagen die Ärzte. Anscheinend kann man nichts dagegen unternehmen. Aber dann muss Eve sich wenigstens nicht mehr die ganze Zeit um mich kümmern. Ich nehme an, Sie haben Angst, dass ihre Arbeit darunter leidet. Deswegen sind Sie doch hier, nicht wahr?"
    Sie wird sterben. Er hätte es von Anfang an wissen müssen. Der nahe Tod war ihr anzusehen. Aber Damien hatte sich ja stets bemüht, diesen Teil der Realität auf seinem Weg nach oben zu ignorieren.
    Sie würde bald sterben, und sie dachte, er wäre hier, um herauszufinden, ob Eve trotzdem eine gute Arbeitskraft bleiben würde.
    "Nein", sagte er und erhob sich, "deswegen bin ich nicht hier."
    Er ging unruhig im Zimmer auf und ab. Die Frage war berechtigt: Warum war er hier? Was wollte er mit diesem Besuch erreichen? Hatte er es einfach nicht mehr ausgehalten, diese dumpfe Verzweiflung, diesen Kampf um eine Antwort auf Fragen, die er sich kaum zu stellen wagte?
    Plötzlich blieb er stehen. Er hatte auf dem Kaminsims eine Reihe gerahmter Fotos entdeckt. Ein Hochzeitsfoto, das schon fast verblichen war. Ein junges Paar, das in die Kamera lächelte, blickte hoffnungsvoll in die Zukunft. Ein Foto der jungen Familie mit zwei Kindern, einem kleinen Jungen und seiner älteren Schwester. Das Mädchen war etwa sechs oder sieben Jahre alt, hatte Zöpfe und trug ein Rüschenkleid.
    Eve.
    Selbst als kleines Mädchen hatte sie schon denselben ernsten Gesichtsausdruck.
    Und jetzt war sie eine erwachsene Frau. Eine leidenschaftliche Frau, wie sie ihm an diesem Morgen bewiesen hatte. Warum lehnte sie ihn dann so sehr ab? Dreimal war sie ihm bereits entwischt. Auf der Party, auf der Geschäftsreise an die Goldküste und heute, als er ihr sein Vermögen zu Füßen gelegt hatte. Doch sie hatte nichts davon haben wollen.
    Aber ich werde sie besitzen, koste es, was es wolle. Er hatte bisher immer bekommen, was er wollte. Eve würde keine Ausnahme sein.
    Er betrachtete die anderen Fotos. Sie zeigten die Kinder nach dem Abschluss der Schule, bereit, sich der Welt und ihren Herausforderungen zu stellen. Dann gab es noch ein Hochzeitsfoto, auf dem Monty mit seiner jungen Frau zu sehen war. Sie lächelten einander an. Und ein letztes Foto, die stolzen jungen Eltern mit ihrem Baby.
    Die tragischen Gefühle, die diese Bilder vermittelten, gingen Damien unter die Haut. Sie waren eine Chronologie der Familiengeschichte, ein Leben, festgehalten in Schnappschüssen.
    Aus irgendwelchen Gründen zog ihn das Foto von dem Baby besonders an. Dabei musste er sich eingestehen, dass er keine Ahnung von Babys hatte. Das Thema hatte ihn bisher nie interessiert. Jetzt faszinierte es ihn auf seltsame Weise. Jemand hatte eine Tür für ihn geöffnet, und eine völlig neue Welt schien sich ihm zu erschließen. Dieser Jemand war Eve.
    "Das ist der kleine Thomas", sagte Daphne, die seinem Blick gefolgt war. "Er wäre letzte Woche zwei Jahre alt geworden. Ich muss immer daran denken, wie es sein würde, wenn er noch am Leben wäre. Bestimmt würde er

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