Ball der Vampire
können.
»Huch!«, sagte ich beunruhigt, denn das Kleid bestand aus kaum etwas anderem als ein wenig limonengrünem Chiffon und hatte einen V-Ausschnitt bis zum Bauchnabel. Nur ein einziger schmaler Stoffstreifen hielt es im Nacken fest.
»Es war die Hochzeit eines Filmstars.« Amelia sah aus, als könne sie sich nur allzu gut an das Ereignis erinnern. Das Kleid war rückenfrei, und ich fragte mich, wie diese Hollywoodfrauen eigentlich ihre Brüste bedeckt hielten. Doppelseitiges Klebeband? Irgendein Super-Klebstoff? Da Claudine bereits vor der ektoplasmischen Rekonstruktion verschwunden war und ich sie seitdem nicht mehr gesehen hatte, war sie wohl schon zu ihrem Job und ihrem Leben in Monroe zurückgekehrt. Dabei hätte ich sie gerade jetzt brauchen können. Es gab sicher irgendeinen Elfenzauber, der Kleider am Körper festhielt.
»Wenigstens brauchst du dafür keinen speziellen BH«, sagte Amelia aufmunternd. Tja, da hatte sie recht. Darunter konnte man überhaupt keinen BH tragen. »Und ich habe auch die dazupassenden Schuhe noch, falls du Größe 40 trägst.«
»Ja, das hilft mir schon mal.« Ich versuchte, erfreut und dankbar zu klingen. »Haare frisieren kannst du wohl nicht zufällig auch noch?«
»Nee«, meinte Amelia und fuhr sich mit der Hand über ihre Kurzhaarfrisur. »Ich wasche und kämme es bloß, das ist alles. Aber ich kann Bob anrufen.« Glücklich strahlend sah sie mich an. »Er ist Friseur.«
Ich versuchte, nicht zu überrascht zu wirken. Etwa bei einem Beerdigungsinstitut? , dachte ich, war aber klug genug, das nicht laut auszusprechen. Bob sah einfach überhaupt nicht nach einem Friseur aus.
Doch schon zwei Stunden später steckte ich mehr oder weniger in dem Kleid und war zurechtgemacht. Bob hatte mich schön frisiert, obwohl ich etwas nervös wurde, als er mich während der Prozedur mehrmals ermahnte, ganz still zu sitzen.
Quinn fuhr pünktlich mit seinem Wagen vor. Als Eric und Rasul mich gegen zwei Uhr morgens beim Apartment abgesetzt hatten, war Quinn einfach in sein Auto gestiegen und dorthin verschwunden, wo immer er wohnte. Ehe ich die Treppe hinaufstieg, hatte er mir immerhin noch einen leichten Kuss auf die Stirn gedrückt. Amelia war sofort aus ihrer Wohnung gestürzt, glücklich, dass ich wohlbehalten wieder da war. Und ich hatte Mr Cataliades zurückrufen müssen, der sich schon Sorgen machte und mit mir Hadleys finanzielle Angelegenheiten auf der Bank regeln wollte. Die Gelegenheit, das mit Everett zu erledigen, hatte ich ja verpasst, und so war ich ihm dankbar dafür.
Als ich dann später in Hadleys Apartment weiter Sachen einpackte, hatte ich plötzlich dieses Geräusch gehört. Auf Hadleys Anrufbeantworter war die Nachricht für mich hinterlassen worden, dass die Königin mich heute Nacht auf dem Ball im alten Kloster zu sehen wünsche. »Verlassen Sie die Stadt bitte nicht, ohne mich noch einmal aufzusuchen«, hatte ihr menschlicher Sekretär die Worte der Königin zitiert und mir noch mitgeteilt, dass festliche Kleidung erforderlich war. Nachdem ich begriffen hatte, dass ich tatsächlich auf den Frühlingsball der Supras gehen musste, war ich in Panik zu Amelia hinuntergelaufen.
Das Kleid verursachte mir allerdings auch eine Art Panik. Ich war körperlich besser ausgestattet als Amelia, wenn auch etwas kleiner, und musste absolut gerade stehen.
»Ich sterbe noch vor Spannung«, sagte Quinn und spähte auf meinen Busen. Der Smoking stand ihm glänzend. Die Verbände an meinen Handgelenken hoben sich wie seltsame Armbänder von meiner gebräunten Haut ab, und der eine war so unbequem, dass ich ihn am liebsten abgenommen hätte. Doch die Handgelenke mussten noch eine Weile verbunden bleiben, nur die Bisswunde an meinem linken Arm kam ohne Verband aus. Vielleicht würde die Spannung um meinen Busen die Ballgäste wenigstens von der Tatsache ablenken, dass mein Gesicht auf einer Seite geschwollen und verfärbt war.
Quinn sah natürlich so aus, als wäre ihm nie was zugestoßen. Wie bei den meisten Gestaltwandlern heilten Wunden bei ihm besonders schnell, und außerdem verdeckt so ein Smoking an einem Mann auch jede Menge Blessuren.
»Mach mich nicht noch verlegener, als ich sowieso schon bin«, sagte ich. »Sonst krieche ich sofort zurück ins Bett und schlafe eine Woche lang.«
»Da mache ich mit, obwohl ich die Schlafzeit drastisch reduzieren würde«, erwiderte Quinn ganz ernsthaft. »Aber um des lieben Friedens willen sollten wir das hier erst hinter uns
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