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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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soll, okay?«
    »Okay«, sagte Eve erschöpft. »Ich... brauche mein Portemonnaie, nehme ich an.«
    Sie wischte sich über die Augen und ging hinaus. Shane schaute Claire an, und sie fragte sich, was das alles bei ihm auslöste - Erinnerungen an seinen Vater, an seine tote Mutter und seine tote Schwester, an eine Familie, die er eigentlich gar nicht mehr hatte.
    Du bist ein tiefes dunkles Geheimnis , hatte sie zu ihm gesagt und gerade traf dies mehr denn je zu.
    »Pass auf sie auf«, sagte Claire. »Ruft mich an, wenn ihr etwas braucht.«
    Er küsste sie auf die Lippen und wenige Minuten später hörte sie, wie die Haustür zu fiel. Schlösser rasteten ein. Claire setzte sich neben das Telefon und wartete.
    Kaum jemals hatte sie sich so einsam gefühlt.
    Zehn Minuten später klingelte das Telefon. »Er kommt nach Hause.«, sagte Sam und legte auf. Ohne Erklärung.
    Claire knirschte mit den Zähnen und wartete erneut.
    ***
    Nach weiteren zwanzig Minuten fuhr Michaels Wagen in die Einfahrt. Er legte in wenigen schnellen Schritten die kurze Entfernung zwischen Garage und Hintertür zurück, wobei er einen schwarzen Schirm über den Kopf hielt, den er an den Stufen zurückließ. Trotzdem nahm Claire einen leicht verbrannten Geruch an ihm wahr, als er die Küche betrat, und er zitterte.
    Seine Augen sahen hohl und erschöpft aus.
    »Michael? Alles okay?«
    »Ja«,sagte er. »Ich muss mich ausruhen, das ist alles.«
    »Ich... wo warst du? Was ist passiert?«
    »Ich war bei Amelie.« Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Hör mal, da passiert gerade viel auf einmal. Ich hätte euch eine Nachricht hinterlassen sollen. Es tut mir leid. Nächstes Mal versuche ich, euch auf dem Laufenden zu halten.... „
    »Eve ist im Krankenhaus«, platzte Claire heraus. »Ihr Dad liegt im Sterben.«
    Michael richtete sich langsam auf. »Was?«
    »Irgendetwas mit der Leber, wegen seiner Trinkerei, glaube ich. Jedenfalls sagen sie, dass er sterben wird. Sie und Shane sind hingegangen.« Claire musterte ihn einige Sekunden lang. »Ich habe zu ihr gesagt, dass ich sie anrufe, wenn du nach Hause kommst. Wenn du nicht gehen willst.«
    »Nein. Nein, ich gehe. Sie braucht...« Er zuckte die Schultern. »Sie braucht Leute um sich, die sie lieben. Es wird schwer für sie sein, ihren Eltern gegenüberzutreten.«
    »Ja«, stimmte Claire zu. »Sie war durcheinander.« Natürlich war sie durcheinander. Wie konnte sie nur so etwas Dummes sagen. »Ich glaube, sie würde sich freuen, wenn du für sie da wärst.«
    »Das werde ich.« Michael hob die Augenbrauen. »Was ist mit dir? Ist es okay, wenn du hierbleibst?«
    Claire schaute auf die Uhr an der Wand. »Könntest du mich wo absetzen?«
    »Wo?«
    »Ich muss Myrnin sehen. Tut mir leid, ich habe es versprochen.«
    Nicht dass ein Besuch bei ihrem verrückten Vampirmentor angenehmer gewesen wäre, als ins Krankenhaus zu fahren.

5
     
    Jemand hatte Myrnins Zelle verschönert und Claire war es nicht gewesen; sie hatte daran gedacht, aber sie war sich nicht sicher gewesen, was er Amelies Meinung nach besitzen durfte.
    Als Claire durch die Tür des Labors zu den Zellen ging, wo die kränksten und verstörtesten Vampire Morganvilles verwahrt wurden, war sie überrascht, einen Schimmer elektrischen Lichts am Ende des Flurs zu sehen... er drang aus Myrnins Zelle. Beim Näherkommen bemerkte sie noch andere Dinge. Musik. Aus der Stereoanlage, die vor den Gitterstäben stand, ertönte leise ein klassisches Stück. Es gab auch einen Fernseher, der allerdings gerade nicht an war.
    In Myrnins Zelle, die anfangs so karg wie eine Mönchszelle gewesen war, lag ein plüschiger, teuer aussehender orientalischer Teppich. Die schmale Pritsche war durch ein sehr viel bequemeres Bett ersetzt worden. In den Ecken der Zelle türmten sich hüfthohe Bücherstapel.
    Myrnin lag auf dem Bett, die Hände über dem Bauch gefaltet. Er sah jung aus - eigentlich so jung wie Michael -, aber er hatte auch etwas undefinierbar Altes an sich. Sein langes, lockiges schwarzes Haar zeugte von einem Modebewusstsein, das längst der Vergangenheit angehörte. Er trug einen blauen Seidenmorgenmantel mit Drachenmuster, der sauber und ordentlich aussah.
    Jemand war vor ihr da gewesen und hatte sich um ihn gekümmert. Sie hatte sofort ein schlechtes Gewissen.
    Er machte die Augen nicht auf, aber er sagte: »Hallo Claire.«
    »Hi.« Sie beobachtete ihn vorsichtig. Er kam ihr ruhig genug vor, aber Myrnin war nicht besonders berechenbar, »Wie

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