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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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spielen.
    ***
    Sie waren genau eine Stunde zu Hause, als das Telefon klingelte. Shane saß neben dem Apparat - er hatte sich dorthin gesetzt, weil er sich Sorgen machte, dass Eve dauernd den Hörer abnehmen könnte, um die Leitung zu überprüfen. Er hob beim ersten Klingelton ab. »Glass House«, sagte er und lauschte.
    Claire sah, wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte und entspannte und erstarrte. »Leck mich.«
    Und er legte auf.
    Claire und Eve glotzten ihn beide an. »Was zum Henker...?«, platzte Eve heraus und griff nach dem Telefon.
    »Sternchen neunundsechzig«, schlug Claire vor. »Shane - wer war das?«
    Er antwortete nicht, sondern verschränkte die Arme über der Brust. Eve tippte hastig den Code ein. »Es klingelte, sagte sie und dann wurde sie so still wie Shane.
    Sie sank auf einen Stuhl.
    »Hätte nicht drangehen sollen«, sagte Shane.
    Eve schloss die Augen und ließ die Schultern hängen. »Ja, ich bin dran«, sagte sie angespannt. »Was gibt es, Jason?«
    Claire fing Shanes Blick auf und sie musste wohl verdächtig ausgesehen haben, denn er schaute sie finster an. »Hast du ihn gesehen?«, fragte Shane.
    Wahrheit oder Lüge? »Ja«, sagte Claire, obwohl das nicht der Weg des geringsten Widerstands war. »Ich habe ihn gestern Morgen auf dem Weg zum College getroffen. Er sagte, er wolle Eve sprechen.«
    Oh, dieser Blick. Er hätte Stahl zum Schmelzen bringen können. »Und du hast ganz vergessen, dass du mit dem örtlichen Serienmörder geplaudert hast? Süß, Claire. Sehr clever.«
    »Ich habe es nicht vergessen. Ich... na ja, egal.« Sie konnte nicht beschreiben, was Jason ausgestrahlt hatte. Nicht jemanden wie Shane, dessen lebhafteste Erinnerung an den kleinen Fiesling darin bestand, dass dieser ihm ein Messer in den Bauch gerammt hatte. »Es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen.«
    Eve brachte sie mit einer Bewegung zum Schweigen und beugte sich über das Telefon, um angestrengt zuzuhören. »Er sagte was? Ist nicht dein Ernst. Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Offensichtlich doch. Eve hörte noch ein paar Sekunden zu, dann sagte sie: »Okay. Nein, ich weiß nicht. Vielleicht. Tschüss.«
    Sie legte den Hörer zurück auf die Basis und starrte darauf. Ihr Gesicht wirkte erstarrt.
    »Eve?«, fragte Claire. »Was ist los?«
    »Mein Dad«, sagte Eve. »Er ist … er ist krank. Er liegt im Krankenhaus. Sie glauben nicht sie glauben nicht, dass er es schaffen wird. Es ist seine Leber.«
    »Oh«, flüsterte Claire und beugte sich über den Tisch, um Eves rechte Hand zu nehmen. »Es tut mir leid.«
    Eves Finger waren kühl und schlaff. »Ja, na ja - er hat es darauf angelegt, weißt du? Mein Dad war ein übler Säufer und er... Jason und ich hatten nicht gerade eine rosige Kindheit.« Sie wechselte einen Blick mit Shane. »Du kennst das.«
    Er nickte. Er nahm ihre linke Hand und starrte auf den Tisch. »Unsere Väter waren manchmal Saufkumpane«, sagte er. »Aber Eves Dad war schlimmer. Viel schlimmer.«
    Claire, die Shanes Vater kennengelernt hatte, konnte sich das kaum vorstellen. »Wie lange...?«
    »Jason sagte, vielleicht noch ein paar Tage. Nicht lang.« Eves Augen füllten sich mit Tränen, die nicht hervorbrachen. »Dieser Hurensohn. Was erwartet er eigentlich von mir? Dass ich angerannt komme, mich neben ihn setze und ihm beim Sterben zuschaue?« Shane antwortete nicht. Er hob auch nicht den Kopf. Er... saß einfach nur da. Claire hatte keine Ahnung, was sie tun, wie sie sich verhalten sollte, deshalb folgte sie seinem Beispiel. Eves Hände schlossen sich plötzlich ganz fest um ihre.
    »Er hat mich rausgeschmissen«, sagte sie. »Er sagte, wenn ich mich nicht von Brandon beißen lasse, bin ich nicht mehr seine Tochter. Nun, jetzt liegt er im Sterben, bu-huu. Ist mir doch egal.«
    Nein, ist es nicht , wollte Claire sagen, aber sie konnte nicht. Eve versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, das war alles. Etwa dreißig Sekunden später schüttelte sie den Kopf und die Tränen brachen nun doch hervor und rollten in dunklen Schlieren über ihr blasses Gesicht.
    »Ich bringe dich hin«, sagte Shane ruhig. »Dann musst du nicht dortbleiben, wenn du nicht möchtest.«
    Eve nickte. Sie schien Schwierigkeiten mit dem Atmen zu haben. »Ich wünschte... Michael...„
    Claire bemerkte erschrocken, dass sie noch immer auf Sams Anruf warteten. »Ich bleibe hier«, sagte sie. »Ich rufe dich an, wenn ich etwas von Sam höre. Ich werde Michael sagen, dass er ins Krankenhaus kommen

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