Ball der Versuchung
über sie gegeben«, sagte Claire. »Ich wusste schon, dass sie gefährlich ist, aber ehrlich gesagte, ist sie schlimmer, als ich gedacht hatte. Anfangs versuchte sie vielleicht nur, über die Runden zu kommen, aber dann war sie eine wichtige Akteurin, damals, als Politik noch Krieg war.«
»Was ist mit dem Typen? François?« Eve rollte mit den Augen, als sie seinen Namen sagte, und gab ihr Bestes, einen französischen Akzent nachzuahmen. »Er hält sich selbst für heißer als die Sonnenoberfläche. Wen nimmt er mit?«
»Keine Ahnung«, sagte Claire. »Aber... es ist kein Date, verstehst du? Es ist...« Sie hatte eigentlich keine Ahnung, was es war. »Es ist etwas anderes.«
»Sieht aus wie ein Date, man zieht sich an wie für ein Date, man verabredet sich wie zu einem Date«, sagte Eve. »Und ich bin Michaels liebreizende Begleiterin und beschütze ihn vor all den großen, bösen gesellschaftlichen Emporkömmlingen da draußen, die darauf aus sind, sich den neuesten Vampir der Stadt zu schnappen.
»Ist er nicht mehr«, sagte Claire. »Der neueste Vampir. Nicht mehr. Bishop und seine Leute sind neuer als er, zumindest was den Neuigkeitsfaktor angeht.«
Eve runzelte die Stirn. »Ja«,sagte sie. »Das stimmt wohl.«
Ein Schatten fiel auf ihren Tisch, aber noch bevor sie aufblicken konnten, knallte etwas auf die Fläche zwischen ihnen und Claire und Eve schauten unwillkürlich darauf.
Es war eine der cremefarbenen Einladungen.
Sie blickten auf. Monica . Sie warf ihr perfektes blondes Haar über ihre Schultern zurück, hob die Augenbrauen und warf Eve ein träges, bösartiges Lächeln zu.
»Was für ein Pech«, sagte sie. »So wie es aussieht, weiß dein heißer Freund, was ihn gesellschaftlich weiterbringt.«
Eves Augen weiteten sich. Sie zog die Einladung zu sich her, um sie zu lesen, aber Claire konnte die belastenden Beweise selbst auf dem Kopf stehend erkennen.
Einladung zum Maskenball anlässlich der Ankunft des Ältesten Bishop. Das feierliche Ereignis findet am Samstag, den 20. Oktober ab Mitternacht im Saal des Ältestenrates statt.
Sie werden auf Einladung von Michael Glass daran teilnehmen und ihn nach seinen Wünschen begleiten.
Der Name sprang sie an wie ein Überraschungsangriff mit Vampirzähnen. Michael Glass. Michael lud Monica ein.
Eve sagte kein weiteres Wort. Sie schob die Einladung zurück zu Monica, stand auf, duckte sich unter der Kaffeebar durch und band sich die Schürze um. Claire schaute ihr betroffen nach. Sie bemerkte die gequälte Nervosität in den Bewegungen ihrer Freundin, konnte jedoch ihr Gesicht nicht sehen. Eve hatte es sorgfältig abgewandt, selbst als sie zur Espressomaschine ging, um Kaffee herauszulassen, starrte sie nach unten, um ihrem Schmerz zu verstecken.
Claires Schock schmolz und verwandelte Sich in hübsch warm aufflackernden Zorn. »Du bist ein absolut niederträchtiges Miststück, weißt du das eigentlich?«, sagte sie. Monica hob eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. »Das hätte wirklich nicht sein müssen.«
»Ist es etwa meine Schuld, wenn ihr Freaks eure Männer nicht halten könnte? Ich habe gehört, Shane macht mit Ysandre herum. Was für ein Jammer. Wetten, du hast ihn noch nie in die Kiste gekriegt. Oder? Oder Moment … wahrscheinlich hast du es sogar geschafft. Ich wette nämlich, das würde ihn geradewegs in die Arme einer anderen treiben.«
Claire stellte sich einen Augenblick lang vor, wie sie ihr Physikbuch direkt in Monicas lächelnden, geglossten Schmollmund rammte. Stattdessen fixierte sie sie mit ihrem Blick, da sie sich daran erinnerte, wie wirkungsvoll Olivers eisiges Schweigen sein konnte. Schließlich zuckte Monica mit der Schulter, nahm ihre Einladung und steckte sie in die Tasche ihrer Lederjacke.
»Ich würde ja ›bis dann‹ sagen, aber wahrscheinlich sehen wir uns nicht«, sagte Monica. »Ich denke, ihr könnt am Samstag zusammen eine Loser-Party veranstalten, vielleicht mit einem guten Schuss Zyanid oder so. Genießt es.«
Sie gesellte sich zu Gina und Jennifer und die drei Mädchen gingen davon, wobei sich viele Köpfe zu ihnen umdrehten. Goldene, glückliche Mädchen mit engen Klamotten, gefärbten Haaren und perfektem Aussehen.
Lachend.
Claire bemerkte, dass sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte. Sie zwang sich zu entspannen und zu atmen dann griff sie wieder ihren Stift. Die Einzelheiten d er Hausarbeit entglitten ihr, denn alles, was sie vor sich sah, war Monica, die an Michaels Seite stolzierte
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