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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Privatsphäre von einer unsichtbaren Mauer geschützt. Sie hatte in den letzten Wochen viel zu viel über die sexuellen Abenteuer ihrer Kommilitonen erfahren; offensichtlich war Paarungszeit, nun, da sich alle an das neue Semester gewöhnt hatten. Mädchen taxierten Jungs. Jungs taxierten Mädels. Beide wollten, was sie nicht kriegen konnten oder gar nicht wirklich wollten.
    Aber als Claire an ihrem Kaffee nippte, während sie an einer Physik-Hausarbeit über Mechanik, Hitze und Felder schrieb - was nichts mit Autowerkstätten, Wetter oder Landwirtschaft zu tun hatte -, hörte sie etwas, das ihren Stift auf dem Papier mit einem Kratzen zum Stillstand brachte.
    »... Einladung«, sagte jemand. Der Jemand saß hinter ihr.
    »Kannst du dir das vorstellen! Mein Gott, ich habe tatsächlich eine bekommen! Sie sagen, dass nur dreihundert Einladungen rausgingen, weißt du? Das wird wirklich herrlich. Ich dachte daran, als Marie Antoinette zu gehen - was hältst du davon?«
    Sie redeten wohl über den Maskenball. Claire drehte sich auf ihren Stuhl hin und her. Es half nichts - sie konnte noch immer nicht sehen, wer gesprochen hatte.
    »Na ja jemand könnte sie tatsächlich gekannt haben in den alten Tagen«, sagte das andere Mädchen. »Deshalb solltest du dir vielleicht etwas Sichereres aussuchen, zum Beispiel Catwoman. Ich wette, keiner von denen kennt Catwoman.«
    »Catwoman ist gut«, stimmte das erste Mädchen zu. »Schwarzes, enges Leder ist nie aus der Mode. Ich würde total scharf aussehen als Catwoman.«
    Claire verschüttete mehr oder weniger absichtlich ihren Kaffee und sprang auf, um eine Handvoll Servietten aus dem Spender am Tisch mit der Kaffeesahne zu holen. Auf dem Rückweg erhaschte sie einen Blick auf die beiden, die gesprochen hatten.
    Gina und Jennifer, Monicas allgegenwärtige Freundinnen. Nur dass Monica dieses Mal weit und breit nicht zu sehen war. Interessant.
    Jennifer glotzte sie an. »Was gibt es denn da zu gaffen, Trampel?«
    »Absolut nichts«, sagte Claire trocken. Sie hatte keine Angst vor ihnen. Nicht mehr. »Ich würde nicht als Catwoman gehen. Nicht mit diesen Oberschenkeln.«
    »Oh, miau.«
    Sie schnappte sich ihre Bücher und ihren Kaffee und zog sich an einen Tisch zurück, der näher an der Kaffeebar stand. Eve arbeitete. Sie sah heute flott aus, ihre Augen strahlten und sie lächelte; sie trug etwas Rotes, das ihr total gut stand. Es war Goth, wirkte aber irgendwie fröhlich. Sie trauerte noch immer um ihren Vater - Claire bemerkte es ab und an, wenn Eve glaubte, dass niemand sie beobachtete -, aber sie riss sich zusammen und hatte trotzdem alles im Griff.
    Es stand gerade niemand für Kaffee an, deshalb gab sie ihrem Kollegen ein Handzeichen - eine Fünf-Minuten-Pause, wie Claire annahm, denn Eve nahm ihre Schürze ab und duckte sich unter der Bar durch, um sich in den Sessel ihr gegenüber gleiten zu lassen.
    »Also«, sagte sie, »ich habe von Billy Harrison gehört, dass sein Dad eine Einladung von Tamara zu diesem Ball-Dingens bekommen hat. Das ist die Vampirin, die all diese Lagerhallen an der Nordseite hat und die Zeitung leitet. Und er hat gesagt, dass die Vamps der ganzen Stadt dorthin gehen und dass sie Menschen als ihre - ich weiß nicht -, als ihre Dates mitbringen? Das ist seltsam, oder? Dass sie alle einen Menschen mitbringen?«
    »Gab es das vorher noch nie?«
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Eve. »Ich habe mich umgehört, aber niemand hat so etwas je erlebt. Der Ball ist zum Event mit den meistbegehrten Karten des Jahres geworden.« Ihr Lächeln wurde ein wenig gedämpfter. »Ich glaube, Michael hat vergessen, mir meine zu schicken. Meine Einladung. Ich sollte ihn daran erinnern.«
    Claire fühlte, wie sich ein kleiner fester Knoten in ihr zusammenzog. »Er hat dich noch nicht gefragt?«
    »Das wird er schon noch.«
    »Aber … es is t schon übermorgen, oder?«
    »Er wird mich fragen. Außerdem ist es ja nicht so, dass ich irgendein ausgefallenes Kostüm aus dem Hut zaubern muss. Hast du schon mal meinen Kleiderschrank gesehen? Die Hälfte von dem, was ich so trage, geht als Verkleidung durch.« Eve schaute sie kurz an, dann senkte sie den Blick. »Und du?«
    »Niemand wird mich einladen.« Ja, es lag Bitterkeit in ihrer Stimme. Claire konnte es nicht vermeiden. »Du weißt ja, mit wem Shane hingeht.«
    »Er kann nichts dafür. Es ist ihre Schuld. Ysandre.« Eve schnitt eine Grimasse. »Was ist das überhaupt für ein Name?«
    »Französisch. Myrnin hat mir ein Buch

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