Ball der Versuchung
Amelie.
»Ich nahm es aus den toten Händen eines Rivalen«, sagte Bishop. »Deshalb gehört es mir. Das ist das Recht der Eroberung.« Er starrte sie kalt und reglos an. »Genau wie du es von mir genommen hast, wenn du dich erinnerst, nur dass ich noch nicht tot genug war. Ein Jammer, dass du dich nicht vergewissert hast, was?«
Alles ging schief. Myrnin war geflohen, dabei sollte er eigentlich bleiben und kämpfen. Amelie schaffte das nicht allein; das hatte er selbst gesagt.
Die anderen Vampire standen daneben und ließen es geschehen.
»Amelie«, sagte Bishop, »ich werde dich vernichten, wenn du dich weigerst. Ist dir das nicht klar? War dir das nicht schon in dem Moment klar, in dem ich in die Stadt kam?«
Claire stellte sich neben Amelie. »Sie möchte, dass Sie gehen«, sagte sie. »Sie müssen gehen. Sofort.«
Bishop lachte. »Die Drohung eines kleinen kläffenden Hundes. Willst du mich dazu zwingen, Köter?«
»Nein«, sagte Sam Glass. In einer einzigen geschmeidigen, leichten Bewegung sprang er vom Bankettsaal hinauf auf den Tisch und von dort wieder herunter, um sich auf Amelies andere Seite zu stellen. »Jedenfalls ist sie dabei nicht allein.« Er hatte seinen Huck-Finn-Strohhut abgelegt, aber selbst wenn er ihn noch aufgehabt hätte, sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er ernst genommen werden musste.
Michael schloss zu ihnen auf. Er legte die Entfernung mit einem Sprung zurück, während Eve und Shane die Treppe nahmen.
Es kam zu einer weiteren Pause, in der alle den Atem anhielten, dann begannen auch andere, sich zu bewegen. Oliver, Monica. Charles und Miranda.
Claires Dad kam herauf, um ihre Mutter bei den Händen zu nehmen und sie zur Seite zu führen, aus der Gefahrenzone heraus.
Es wurden immer mehr.
Die Vampire und die Menschen von Morganville standen Seite an Seite, die Bühne war voll, wie sie Bishop, Ysandre und François so gegenüberstanden. Nicht alle waren gekommen - aber mehr als die Hälfte des Saales.
»Sie sind hier nicht willkommen«, sagte Oliver, » Meister Bishop. Das ist unsere Stadt. Unsere Leute. Es ist für Sie an der Zeit zu gehen.«
»Eine Rebellion«, sagte Bishop. »Wie erfrischend modern.«
Er nickte Ysandre und François zu. François zerrte Jennifer von ihrem Stuhl auf dem Podium.
Ysandre tat so, als wollte sie sich auf Shane stürzen, aber dann packte sie Jason Rosser und schlug ihm die Vampirzähne tief in den Hals.
Die Hölle brach los. Sam und Michael schlugen auf François ein und rissen ihn zurück, als er versuchte, seine Vampirzähne in eine kreischende Jennifer zu senken, und Claire verlor sie beide beinahe sofort aus den Augen. Bishop war aufgesprungen und kämpfte mit Oliver.
Amelies Augen hatten die Farbe und die Härte von Diamanten angenommen. Sie packte Ysandre am Nacken und riss sie nach hinten, weg von Jason.
»Mein Eigentum«, fauchte sie und hielt Ysandre, die sich zischend wehrte, eine Armlänge von sich entfernt. »Junge. Junge! « Sie beugte sich über Jason, ihre bleichen Finger berührten sein Gesicht.
Jason öffnete die Augen. Zuerst dachte Claire, dass er weinte, aber dann sah sie sein Gesicht und wusste, dass er ganz und gar nicht weinte.
Er lachte .
»Idiotin«, sagte er.
»Nein!«, schrie Claire, aber es war zu spät.
Jason holte einen Pfahl aus den Falten seiner braunen Mönchskutte und stach auf Amelie ein, direkt ins Herz.
***
Die Welt schien stillzustehen.
Amelie taumelte. Der Holzpfahl in ihrer Brust schien unwirklich, obszön, falsch.
Amelie war unverwundbar. Sie konnte nicht verletzt werden.
Ein blutiger Rand breitete sich um den Pfahl herum auf dem weißen Stoff aus und wurde vor Claires Augen immer größer.
Sam schrie. Als Amelie fiel, ließ er von François ab, fing sie auf und legte sie behutsam auf den Holzboden der Bühne. Sein Gesichtsausdruck - Claire hatte noch niemals so großen Schmerz gesehen.
Oliver versetzte Bishop einen so heftigen Schlag, dass der alte Mann nach hinten torkelte und über eine Seite seines Thrones stürzte; dann eilte Oliver an Amelies Seite.
»Nein!«, blaffte Oliver, als Sam nach dem Pfahl griff, um ihn herauszuziehen. »Sie ist schon alt. Sie wird überleben, bis wir sie in Sicherheit gebracht haben. Bring sie weg!«
Er wandte sich rechtzeitig um, als sich Jason mit irrem Blick und einem weiteren Pfahl auf ihn stürzte. Oliver packte ihn im Flug und brach ihm mit einer mühelosen Drehung den Arm. Dann schleuderte er ihn über die Bühne, wo er mit François
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