Ball der Versuchung
zusammenprallte, der Michael am Boden festhielt.
»Mom! Dad! Raus hier! «, brüllte Claire. Ihr Dad gab ihr ein Zeichen mitzukommen, aber sie schüttelte den Kopf. Sie ließ ihre Freunde nicht im Stich. Nicht wie Myrnin es mit ihr gemacht hatte.
Ihre Eltern erreichten die Tür und gingen hinaus. Andere liefen einfach davon, vor allem die, die sich nicht dazu entschlossen hatten, Bishop entgegenzutreten. Claire sah, wie Maria Theresa zu einer Seitentür hinausschlüpfte, ihren menschlichen Tribut hatte sie am Arm gepackt. Entsetzt versuchte er, sich zu befreien.
Draußen in der Dunkelheit hörte sie Schreie.
Amelie blinzelte, holte Luft und flüsterte Sam etwas zu. Er schaute zu Claire auf, sein Gesicht war hart und blass wie polierter Marmor. »Endspiel«, sagte er. »Bishops Gegenangriff.«
Claire schaute über den Saal und sah, dass einige von denen, die sich bisher zurückgehalten hatten, sich auf ihre menschlichen Begleiter oder auf andere Vampire stürzten. Bishop hatte seine eigenen Verbündeten mitgebracht und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie es auf die Bühne schaffen würden. Es würde zu einem Kampf kommen, in dem jeder gegen jeden kämpfte.
Michael kam zu ihnen. Sein schwarzer Talar war zerrissen und er hatte einen blutleeren Schnitt auf einem seiner Wangenknochen.
»Bring sie hier raus!«, brüllte ihm Oliver zu. »Mach schon!«
Oliver stürzte sich erneut auf Bishop und knallte den alten Vampir gegen seinen Thron. Dann griff er in sein Vogelscheuchenkostüm und zog einen langen, nadelspitzen Dolch heraus, den er durch Bishops Brust rammte und ihn damit am Holz fest- nagelte.
Das verärgerte Bishop mehr, als es ihm wehtat. Er riss sich los und zog den Dolch heraus, dann attackierte er Oliver so heftig, dass dieser von der Bühne schlitterte und in der Dunkelheit des Bankettsaals verschwand.
»Sam!«, brüllte Michael. Sam hob Amelie hoch in seine Arme und sprang von der Bühne. Die meisten folgten ihm. Michael schnappte sich Eve und Shane und Claire wollte sich ihnen an- schließen, als sie schon die Stufen hinunterpolterten.
Ysandre hielt sie auf.
»Nicht so schnell«, sagte sie. Ihre Stimme klang nicht mehr wie ein Schnurren, sondern wie ein tiefes, heimtückisches Knurren.
» Du gehörst mir.«
Claire tastete nach einer Waffe. Sie fand eine Gabel, die von einem der Gedecke liegen geblieben war, und rammte sie Ysandre in den Arm. Die Vampirin kreischte, zog sie heraus, packte Claire an der Kehle und drückte sie rücklings auf die Tischplatte. Claire bekam keine Luft mehr. Sie schlug gegen die Hand der Vampirin und versuchte, sich herauszuwinden, ohne Erfolg.
Sie würde sterben.
Oliver stürzte sich mit einem mächtigen Satz auf Ysandre. Er schleuderte sie gegen Bishop und beide gingen zu Boden. Noch bevor sie aufschlugen, hatte er Claires Hand gepackt und sie zur Treppe gezogen. Sie bewegte sich nicht schnell genug für ihn. Deshalb nahm er sie hoch in seine Arme und die Welt um sie herum verschwamm.
Vampirgeschwindigkeit.
Schreie verwischten zu Lärm und Claire hörte Krachen und Sirenen. Und dann nichts mehr.
Seltsam, sich in Olivers Armen sicher zu fühlen.
***
Als sie aufwachte, lag ihr Kopf in Shanes Schoß und er strich ihr über das Haar. Sie horte unterdrücktes Stimmengemurmel. »Was...« Ihre Kehle schmerzte. Schmerzte ziemlich . Und ihre Stimme klang komisch.
»Hey«, sagte Shane und lächelte auf sie herunter. Es war nicht aufrichtig, das Lächeln. »Sag nichts. Wir sind zu Hause... wir haben alles gesichert. Alles wird gut.«
Das bezweifelte sie. Sie hörte, dass draußen Autos mit heulenden Sirenen vorbeirasten. Im Haus hörte sie Stimmen, viele Stimmen. Sie versuchte, sich aufzusetzen, aber Shane hielt sie zurück. »Sam ist mit Amelie oben im Gemeinschaftszimmer.« So nannte Shane Amelies Geheimversteck. »Die Stadt ist abgeriegelt. Bishop hatte schon eine ganze Reihe von Leuten auf seiner Gehaltsliste. Einige Überraschungen darunter. Er war nicht untätig.«
Wer ist hier?, formte sie mit den Lippen.
»Ja, na ja, wir haben heute Nacht Gäste«, sagte er. »Wir konnten sie nicht in ihre eigenen Häuser bringen, deshalb erhalten sie hier Zuflucht. Deine Mom und dein Dad sind auch hier...«
Und da waren sie auch schon und schoben Shane aus dem Weg. Mom weinte, als sie Claire über das Gesicht strich. Ihr Dad war stoischer, aber er war rot im Gesicht und sein Kiefer war stark angespannt.
»Wie geht es dir, Kleines?«, fragte er.
»Gut«, flüsterte sie
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