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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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der Blase. Wieder war weit und breit niemand zu sehen, zum Glück. Das Krankenhaushemdchen war noch immer für Exhibitionisten sehr geeignet. Auf der Toilette dann Erleichterung. Nein, zuerst noch nicht, denn gerade als Plotek am Pissoir stand, stellte sich ein Mann mit einem Rollwägelchen samt Infusionsflasche dazu. Es war der dicke Alte, dem er mitten in der
    Nacht auf dem Flur begegnet war, mit seinen rosaroten Hausschlappen und den neckischen Plüschapplikationen. Man muss wissen, dass Plotek keinen Tropfen aus sich herausbringt, wenn jemand neben ihm uriniert, auch wenn die Blase noch so spannt. Nicht weiter schlimm, könnte man denken. Aber falsch gedacht. Zwei, drei Minuten am Pissoir zu stehen, ohne zu pissen, ist blöd und ziemlich peinlich. Findet Plotek. Was macht man, wenn es einem peinlich wird? Man versucht abzulenken. Die Aufmerksamkeit auf etwas Spannenderes als auf den eigenen Schwanz zu lenken. Das half manchmal. Einem selber und auch dem anderen.
    »Grausame Sache, das«, sagte Plotek und meinte den toten Jo Hillebrand.
    »Sache, ja, grausam, weiß nicht«, sagte der Dicke und Plotek hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte.
    »Den ersten haben sie vergiftet«, fuhr der Dicke fort, noch immer wie eine Kuh urinierend.
    Der erste war Ivo Jovanovic, das war klar, aber wer sie waren, das wusste Plotek natürlich nicht.
    »Die Illuminaten«, flüsterte der Dicke, als ob Klomuscheln Ohren hätten und Pissoirs mit Abhöranlagen ausgestattet wären.
    »Illu... was?«
    »Freimaurer«, sagte der Dicke, »schon mal was davon gehört?«
    »Sie meinen Ivo Jovanovic war ein Illu...«
    Der Dicke nickte.
    »Und Jo Hillebrand?«
    Er nickte wieder und plätscherte weiter in das Pissoir hinein.
    »Aber seit wann bringen die sich gegenseitig um?«, fragte Plotek schüchtern.
    Der Dicke schüttelte den Kopf und sagte: »Wenn sie aussteigen wollen.«
    Er klopfte sich auf die Brust. Plotek konnte nichts erkennen.
    »Haben Sie schon mal auf die Tätowierung geachtet.«
    »Was für eine Tätowierung?«
    Wieder zeigte er auf seine Brust. Noch immer konnte Plotek nichts erkennen.
    »Nicht ich, Mann!«, zischte der Dicke jetzt ein wenig ungehalten. »Die Schwester, die Schwester hat eine.«
    Schwester Sieglinde, dachte Plotek, ihr Ball.
    »Geheimzeichen«, flüsterte der Dicke leise.
    »Der Ball?«
    »Quatsch, das Dreieck, die Pyramide, die das Auge umgibt.«
    »Die Pyramide ist das Geheimzeichen von ...«
    »Klar.«
    »Und Schwester Sieglinde ist auch ein Illu...«
    Der Dicke nickte.
    »Haben Sie schon mal einen Dollar in der Hand gehabt?«, fragte der Alte jetzt. Plotek dachte nach, konnte sich aber nicht erinnern. Er nickte dennoch.
    »Da ist es auch drauf.«
    »Was?«
    »Das Geheimzeichen, die Pyramide.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Doch, und auch der Gründer.«
    »Was für ein Gründer?«
    »Der Illuminaten, Mann!«
    »Aber ich dachte, auf den Dollarscheinen ist George Washington abgebildet.«
    Der Dicke lachte so laut, dass sein Urin ein wenig über das Pissoir hinausspritzte.
    »Blödsinn, das ist Adam Weishaupt, der unter dem Namen George Washington die amerikanische Gesellschaft aufmischte.«
    Der spinnt doch, dachte Plotek, nichts wie raus hier. Aber denkste.
    »Und VW?«, fragte der Mann. »Haben Sie das Firmenlogo schon mal genauer betrachtet?«
    Der Dicke lächelte jetzt verschwörerisch.
    »Das V steht für die römische Fünf und das W ist der 23. Buchstabe im Alphabet.«
    »Na und?«
    »Na und! Hören Sie mal!«, sagte jetzt der Dicke verärgert. »23 ist die Geheimzahl der Illuminaten und fünf als Quersumme auch, verstanden.«
    »Klar«, sagte Plotek eingeschüchtert und inzwischen besorgt, dass der Urin des Mannes noch weiter über das Pissoir hinausspritzen und ihn treffen könnte.
    »Und Chanel Nr. 5?«, fragte der Dicke jetzt wieder etwas vergnüglicher.
    »Auch?«
    Er lächelte.
    »Das Logo von Camel?«
    Lächeln.
    »Wie viele Chromosomen tragen bei Mann und Frau jeweils zur Befruchtung bei?«
    Keine Ahnung, dachte Plotek.
    »Na, denken Sie mal scharf nach!«
    »Fünf?«
    »Quatsch, 23!«
    »Und wie viele Tage hat der menschliche Biorhythmus?«
    »23?«
    »Exakt.«
    »Nissan, die Automarke, besteht aus den japanischen Begriffen Ni, was so viel wie zwei heißt, und san, was drei bedeutet. Also, Nissan gleich?«
    »23.«
    »Genau.«
    Die ganze Welt ist in der Hand der Illuminaten, dachte Plotek, warf einen Seitenblick auf den Schwanz des Dicken, aus dem noch immer ein satter Strahl kam. So ein kleiner

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