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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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will ich dich nicht länger um deine Nachtruhe bringen. Morgen werden wir weitere Neuigkeiten austauschen.“ Um den unerklärlichen Wunsch zu verbergen, Rose bis zum Sonnenaufgang in seinen Armen zu halten, schlug er einen betont sachlichen Ton an. „Soll ich in der Werkstatt schlafen?“
    „Was? Oh nein. Wenn du willst, mach dir ein Lager da drüben zurecht, auf der anderen Seite des Feuers.“
    Sobald sie die Kerze ausgeblasen hatte und das Herdfeuer nur mehr ganz schwach flackerte, schlummerte Rozenn schnell ein. Sie lag in ihrem Bett auf der Seite, das Gesicht ihm zugewandt, eine Hand unter der Wange, die Lippen leicht geöffnet. Inständig hoffte Ben, das Wiedersehen würde sie ebenso beglücken wie ihn. Schon während der Kindheit hatte er sich in Rozenns Nähe stets froh und zufrieden gefühlt.
    Jedes Mal, wenn er mit seinem Vater in der Burg nicht mehr willkommen gewesen und zu neuen Ufern aufgebrochen war, hatte er Rose nur widerstrebend verlassen. Auch diesmal würde ihm die Trennung schwerfallen. So eine liebe, gute Freundin …
    In seinen Umhang gehüllt, lag er auf der Pritsche, die Rozenn für ihn hervorgeholt hatte, und betrachtete die sterbenden Flammen, bis er nur mehr glühende Asche sah. Endlich senkten sich seine Lider, und auch er fand den Schlaf, den er dringend brauchte.
    Als das erste Morgenlicht durch die Ritzen der Fensterläden drang, erwachte Rozenn. So frohen Mutes war sie seit Monaten nicht mehr gewesen – wenn nicht sogar seit Jahren. Immer noch schläfrig, drehte sie sich auf den Rücken. Doch sie durfte nicht trödeln, denn der Hahn der Nachbarn krähte, und Comtesse Muriel hatte sie bei Tagesanbruch ins Sonnengemach bestellt.
    Die Gräfin und ihre Damen arbeiteten an einem Wandbehang, der in der großen Halle hinter dem Podest hängen sollte. Die verschiedenen Muster und Figuren hatte Rozenn entworfen. Auch ohne ihren Beistand könnten die Frauen die Bilder sticken. Trotzdem wünschte die Comtesse die Anwesenheit ihrer Näherin, während sie sich alle mit dem Kunstwerk befassten.
    Auch das war ein Grund, warum Rozenn ihre Absicht geheim hielt, nach England zu Adam und Sir Richard zu reisen. Wenn sie fürchtete, Mikaela und ihre Ziehmutter zu erschüttern – darum, wie die Gräfin reagieren würde, sorgte sie sich noch mehr. Normalerweise besaß Comtesse Muriel ein ausgeglichenes Gemüt. Aber wenn man ihr in die Quere kam, konnte sie boshaft und rachsüchtig sein. Und da der Wandteppich derzeit ihren Lebensinhalt darstellte – oh Gott …
    Die Augen fest zugekniffen, gönnte Rozenn sich noch ein paar Minuten im Bett und ließ ihre Gedanken schweifen. Wenn der Wandbehang – achtzehn Fuß lang und ebenso breit – vollendet war, würde er alle anderen in der Burg übertrumpfen. Beim ersten Anblick des entrollten, noch unbestickten Leinens im Sonnengemach war die Gräfin begeistert gewesen.
    „Rozenn …“ Lächelnd ließ sie ihre Finger über die Figuren gleiten, die Rozenn mit Holzkohle auf den Stoff gezeichnet hatte. „Du bist einfach wundervoll. Um unsere Halle wird uns die ganze Bretagne beneiden. Dieser Reiter, der vor den anderen Jägern dahingaloppiert – ist das Comte Remond?“
    „Ja, Comtesse.“
    „Und diese Dame im Obstgarten des Schlosses – bin das ich?“
    „Ja, Comtesse.“
    „Das hast du gut gemacht, Rozenn“, hatte die Gräfin anerkennend bemerkt. „Gewiss wird dieses Kunstwerk das Ansehen meines Gemahls mehren.“
    Und darin, nicht in der Zierde, lag der eigentliche Zweck des Wandbehangs. Glücklicherweise hatte Rozenn das sehr schnell erkannt und ihre beiden mächtigen Gönner in den Mittelpunkt der Bilder gestellt. Comte Remond war ehrgeizig, seine Comtesse ebenso, und der Wandbehang versinnbildlichte ihr Bestreben.
    Solche Ambitionen verstand Rozenn, hegte sie doch ähnliche Wünsche. Bald würde sie einen Ritter heiraten, einen Ehrenmann. Niemals hätte Sir Richard ihr das goldene Kreuz geschenkt, würde er keine tiefen Gefühle für sie empfinden.
    Seufzend streckte sie sich, öffnete die Augen – und beinahe blieb ihr das Herz stehen.
    Ben.
    Am anderen Ende des Raums lag er bäuchlings auf der Pritsche und schlief tief und fest, das Gesicht zur Wand gedreht. Sein schwarzes Haar war zerzaust. In der nächtlichen Hitze hatte er seine Tunika und die chainse  – das Unterhemd – ausgezogen. Rozenn betrachtete seinen nackten Rücken. So groß wie ihr Bruder Adam oder wie Per war er nicht, aber er besaß einen wohlgeformten Oberkörper

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