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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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Rinnsal verwandelt, das trüb und schmierig zwischen
den weißen Uferböschungen zu versickern schien. Nur Philip Jordan, der sein
Skiff mit kräftigen Schlägen vorantrieb, brachte etwas Leben in die wie
ausgestorben wirkende Flußlandschaft. Ransom rief ihn mehrmals an, aber der
junge Mann winkte ihm nur zu und fuhr rasch weiter. Mehrmals täglich ertönte das
vertraute Warnsignal, und der alte Dampfer, der noch immer von Captain Tulloch
kommandiert wurde, rauschte unter der Brücke vorbei. Wunderbarerweise war er
bisher trotz der enger gewordenen Fahrrinne nirgends auf Grund gelaufen,
sondern befuhr unbeirrt eine ständig abnehmende Strecke in beiden Richtungen.
    Ransom hatte wie erwartet keine große
Lust, sein Hausboot am anderen Ufer aufzusuchen. Das Boot lag ruhig in dem
seicht gewordenen Wasser und schien aus dieser Entfernung eine Kondensation
seines privaten Universums zu sein.
    Am folgenden Sonntag, dem letzten Tag
dieses kurzen Interregnums, besuchte Ransom die kleine Presbyterianer-Kirche an
der Amherst Avenue, um Johnstones Predigt zu hören, die seiner Überzeugung nach
die letzte sein würde. In der vergangenen Woche hatte er den Reverend und seine
Getreuen öfters in einem Jeep herumfahren gesehen, mit dem sie
Stacheldrahtrollen und Vorratskisten transportierten, als beabsichtigten sie,
ihre Häuser angesichts des zu erwartenden Armageddons in uneinnehmbare Festungen
zu verwandeln. Da Ransom neugierig war, wie Johnstone auf die Verwandlung
Larchmonts und der Stadt reagierte, betrat er die Kirche, als die winzige Orgel
eben keuchend ein kurzes Präludium von sich gab.
    Er nahm auf einer Bank in der Mitte
des Kirchenschiffs Platz. Johnstone verließ die Orgel und begann mit der
Bibellesung. Die Kirche war fast leer, aber Johnstone sprach so laut und
energisch wie üblich, so daß seine Stimme von den Bankreihen widerhallte. In
der ersten Reihe vor ihm saßen seine zierliche Frau und ihre drei
unverheirateten Töchter, die längst aus der Mode gekommene Blumenhüte trugen.
Unmittelbar hinter ihnen drängten sich die zwei oder drei Familien zusammen,
die noch in Larchmont wohnten; die Männer saßen aufrecht und hatten ihre Gewehre
neben sich zu Boden gestellt.
    Nachdem die Gemeinde ein Lied
gesungen hatte, bestieg Johnstone die Kanzel und begann seine Predigt, deren
Text auf Kapitel vier, Vers acht des Buches Jona aufbaute: Als aber die
Sonne aufgegangen war, verschaffte Gott einen dürren Ostwind; und die Sonne
stach Jona auf den Kopf, daß er matt ward. Da wünschte er seiner Seele den Tod
und sprach: Ich wollte lieber tot sein als leben. Nach einer kurzen
Zusammenfassung der früheren Karriere des Propheten, dessen Wunsch nach möglichst
rascher Zerstörung der sündigen Stadt Ninive und ihrer hundertzwanzigtausend
Menschen Johnstone offenbar durchaus verständlich fand, verglich er Jonas Hütte
bei Ninive mit der Kirche, in der sich seine Gemeinde jetzt versammelt hatte,
um auf die Zerstörung von Mount Royal und der übrigen Welt zu warten.
    An dieser Stelle begann der Reverend,
sich für das Thema seiner Predigt zu erwärmen, zuckte dann aber kaum merklich
zusammen und starrte das Kirchenschiff entlang. Ransom drehte sich um und sah
zwischen den letzten Bankreihen etwa zwanzig Fischer stehen, die mit den Mützen
in der Hand auf irgend etwas zu warten schienen. Einige Sekunden lang hörten
sie schweigend zu, was Johnstone von der Kanzel aus zu sagen hatte, dann
drängten sie sich in der hintersten Reihe zusammen und gaben damit den Blick
auf den dunklen Himmel hinter der geöffneten Tür frei, über den noch immer
dichte Rauchschwaden von Mount Royal herzogen.
    Ransom wunderte sich darüber, daß
diese Leute in ihre schäbigen schwarzen Kleidung und den alten Stiefeln in die
Kirche gekommen waren, und rutschte deshalb in seiner Bank weiter nach außen,
um sie besser beobachten zu können. Ihre verschlossenen Gesichter trugen den
mürrischen Ausdruck von Streikenden oder Arbeitslosen, die vorläufig noch abwarteten,
bis sie den Befehl zum Losschlagen erhielten.
    Unter der Kanzel wurde laut
geflüstert, dann bewegte sich sogar ein Gewehrlauf, aber der Reverend Johnstone
ließ sich nicht aus der Fassung bringen, sondern beobachtete seine neuen
Zuhörer, die seinem Blick auswichen. Dann sprach er mit erhobener Stimme
weiter, wiederholte das bisher Gesagte und verglich anschließend Jonas Wunsch
nach Zerstörung der Stadt Ninive mit der unausgesprochenen Hoffnung vieler
Menschen, ihre gegenwärtige Welt

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