Ballard, James G.
nachstarren konnte.
Ransom blieb über eine Stunde in der
Badewanne und beschloß dabei, Larchmont endgültig zu verlassen, sobald er sich
wieder erholt hatte. Das lauwarme Wasser beruhigte ihn, und er schlief schon
fast, als er plötzlich in weiter Ferne eine gedämpfte Explosion hörte und
unmittelbar darauf eine riesige Feuersäule zum Himmel schießen sah. Der
Feuerschein beleuchtete das Bad taghell und warf Ransoms Schatten an die Wand,
als er aus der Wanne stieg. Er ging ans Fenster und beobachtete den Brandherd,
über dem eine dunkle Rauchwolke lag. Als das Feuer nach wenigen Minuten
merklich schwächer wurde, erkannte er die Umrisse einer kleinen Lackfabrik in
der Nähe des Zoos.
Dann folgte eine bedrückende Stille.
Ransom zog sich an und starrte weiter aus dem Fenster. Johnstones Haus blieb
ruhig, aber in Lomax' Villa schien hektische Betriebsamkeit zu herrschen. In
der Veranda und an sämtlichen Fenstern bewegten sich Lichter. Jemand trat mit
einem riesigen Kerzenleuchter auf das flache Dach hinaus und hielt ihn hoch,
als wolle er die Sterne inspizieren. Fackeln wurden über den Rasen getragen,
dann flammten immer mehr Öllampen auf, bis das ganze Haus wie in
Scheinwerferlicht getaucht war.
Ransom saß in der Küche bei einem
kümmerlichen Abendessen aus der Dose, als das Brillantfeuerwerk in Lomax'
Garten begann. Ein Dutzend Raketen stieg über dem Haus auf und explodierte in
sämtlichen Regenbogenfarben. Gigantische Wunderkerzen, die an den Bäumen im
Park hingen, verdrängten die Dunkelheit mit ihrem rosigen Licht und setzten
einen Teil der verdorrten Hecke in Brand. Ransom glaubte Lomax und seine
Schwester auf dem Dach des Hauses zu erkennen.
Nach dem ersten wütenden Krescendo
dauerte die Vorstellung noch etwa zehn Minuten, während eine Rakete nach der
anderen in der Dunkelheit über der Stadt explodierte und erlosch. Ransom konnte
nur Vermutungen über den Zweck dieser Demonstration anstellen. Zeitpunkt und
Extravaganz des Feuerwerks schienen jedoch zu beweisen, daß Lomax vor allem die
Aufmerksamkeit aller auf sich lenken wollte, die sich jetzt vielleicht noch in
den menschenleeren Außenbezirken der Stadt verborgen hielten.
Während Ransom die Raketen zischend
aufsteigen und krachend explodieren hörte, fiel ihm plötzlich auf, daß die
Echos immer lauter wurden. Dann begannen die Fenster unter Detonationen zu
klirren, die nur von wirklichen Sprengstoffen hervorgerufen worden sein
konnten. Das Feuerwerk wurde sofort eingestellt, und die Lichter in Lomax'
Villa erloschen schlagartig. Auf dem Rasen brannten einige Kanister aus.
Draußen ertönten wieder Schüsse. Sie
näherten sich allmählich Larchmont und fielen in Abständen von zehn oder mehr
Sekunden, als schieße nur eine einzelne Waffe. Ransom ging ins Freie hinaus.
Eine Kugel summte zwanzig Meter über seinen Kopf hinweg und schlug irgendwo
ein. Reverend Johnstones Jeep raste unbeleuchtet die Avenue entlang und blieb
an der Ecke stehen. Drei Männer sprangen heraus, hielten ihre Gewehre
schußbereit und rannten auf die Kirche zu.
Als Ransom ihnen wenige Minuten
später folgte, hörte er zu seinem Erstaunen, daß aus der Kirche lautes
Orgelspiel drang, das die Schüsse zeitweise übertönte. Ransom blieb hinter den
Bäumen versteckt und beobachtete zwei von Johnstones Männern, die neben einem
umgestürzten Auto knieten und von dort aus das Kirchenportal unter Feuer
nahmen. Als sie zurückgetrieben wurden, überquerte er die Straße und versteckte
sich in einem leerstehenden Haus. Die Orgel spielte weiter, während aus der
Umgebung der Kirche noch immer Schüsse fielen. Ransom sah den blonden Saul mit
einem Gewehr in der Hand vor dem Portal, wo er seinen Leuten den Befehl
erteilte, sich zwischen die Wagen zurückzuziehen. Die anderen Fischer waren
unbewaffnet, hatten aber unterwegs Zaunlatten abgerissen und Stöcke aufgelesen.
Ransom wartete, bis sie endgültig
verschwunden waren, und schlich dann durch die Gärten näher an die Kirche
heran. Vom Straßenrand aus konnte er durch die geöffnete Doppeltür ins Innere
sehen. Die Orgel war verstummt, aber Jonas stand jetzt auf der Kanzel und
sprach eindringlich auf die drei Männer ein, die in der ersten Reihe saßen. In
dem schwachen Lichtschein einer einzelnen Öllampe schien sein Gesicht vor
Fieber zu glühen, während er mit heiserer Stimme die Schüsse zu übertönen
versuchte.
Einer der Männer stand auf und
verließ die Kirche. Kurze Zeit später züngelten an der Außenwand
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