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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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seichten Wasser
ausstreckten, das ihre ausgetrockneten Körper bei jedem Wellenschlag
überflutete. Ransom lief mit Catherine hinter den anderen her und sah Philip
Jordan am Strand knien, wo er den alten Neger vorsichtig absetzte. Als Ransom
das kalte Wasser an den Beinen spürte, ließ er sich nach vorn fallen und hielt
nur den Kopf über die Wellen, während sein Anzug sich voll Flüssigkeit sog.

8
     
     
    Unter dem leeren Winterhimmel
erstreckten sich die Salzdünen kilometerweit in allen Richtungen. Sie waren nur
selten mehr als einen oder zwei Meter hoch und schimmerten feucht in der kalten
Luft. Der Wind wehte vom Meer her landeinwärts über die seichten Tümpel, die
sich hier und dort zwischen den Dünen gebildet hatten. An manchen Tagen machte
sich der kommende Frühling bereits bemerkbar, wenn auf den grauen Salzhügeln
weiße Flecken erschienen, wo die allmählich wärmere Sonne einen Teil der
Feuchtigkeit verdunstete. Aber diese ersten Anzeichen verschwanden meistens
schon am frühen Nachmittag wieder, so daß die breiten Flanken der Dünen so grau
wie zuvor schimmerten.
    Zwischen Land und Meer existierte
schon längst keine klare Trennungslinie mehr, denn die endlos weiten Untiefen
bildeten nur eine allmählich verlaufende Grenzzone, die quer durch diese
trostlos graue Einöde führte und zu keinem der beiden Elemente zu gehören
schien. In unregelmäßigen Abständen tauchte das Metallskelett eines ehemaligen
Förderbandes aus dem Salz auf, verschwand aber schon nach wenigen hundert
Metern wieder zwischen den Dünen. Weiter seewärts bildeten die Lachen schon
größere Tümpel, und schmale Einschnitte wurden zu langen Kanälen, aber das
Wasser in ihnen schien sich nie zu bewegen. Selbst wenn man eine Stunde lang
durch das knietiefe Salz marschierte, blieb das Meer so weit wie zuvor
entfernt, war aber trotzdem überall deutlich gegenwärtig und erzeugte die
kalten Nebelschwaden, die sich träge dicht über den Salzhügeln bewegten.
    Nach Norden zu waren die Dünen fester
und hoher, aber das Wasser zwischen ihnen stand nur selten mehr als einige
Zentimeter tief. Wo sie das frühere Ufer erreichten, waren sie zu weißen Bergen
aufgetürmt, hinter denen die Ausläufer des Küstengebirges teilweise
verschwanden. Der Strand selbst war meterhoch mit getrocknetem Salz bedeckt, so
daß eine schräg abfallende Fläche entstand, die zu den grauen Dünen
hinunterführte. Die rostigen Kühltürme einer alten Destillationsanlage ragten
hier zum Himmel auf, und die Dächer der Wellblechhütten, die längst von ihren
Fundamenten gerissen worden waren, lagen wie verschüttete Wracks im Salz.
Weiter meerwärts verrosteten riesige Pumpen und die Förderbänder, die früher
das überschüssige Salz ins Meer zurücktransportiert hatten.
    Einige hundert Meter vom Ufer
entfernt lagen zwei oder drei Schiffe bis zu den Oberdecks im Salz begraben, so
daß ihre grauen Aufbauten sich in den seichten Tümpeln der Umgebung spiegelten.
Winzige Schuppen aus Blechen und anderen zufällig gefundenen Metallteilen
standen gegen die Bordwände gelehnt oder waren fast unter den Hecküberhängen
verborgen. Aus den Schornsteinen dieser primitiven Destillationsanlagen drang
bläulicher Rauch, die der frische Wind rasch davontrug.
    In unmittelbarer Nähe dieser Behausungen
war ein Wasserreservoir angelegt worden, um das sich schützend eine Art
Palisade erhob. Die Einfassung des Wasserspeichers war in mühsamer Handarbeit
festgeklopft worden, aber die Feuchtigkeit drang überall durch die Wände und
machte sie ständig wieder weich. Obwohl die Bewohner der Salzwüste öfters zu
irgendwelchen geheimnisvollen Zielen unterwegs waren, blieben ihre Fußspuren
nur selten länger als einige Minuten auf der nachgiebigen Oberfläche zurück,
denn das von unten heraufdringende Wasser verwischte schon bald alle
Unebenheiten.
     
    Kurz vor Tagesanbruch, als die Flut
langsam bis an die Ausläufer des kilometerbreiten Küstenstreifens vordrang,
füllten sich die schmalen Einschnitte und Kanäle allmählich mit Wasser. Die
langgestreckten Salzdünen färbten sich rasch dunkler, als die Feuchtigkeit an
ihren Flanken emporkroch, und in den Kanälen entstanden offene Wasserflächen,
die einige wenige Fische und andere Meerestiere mit sich brachten. Das kalte
Salzwasser griff fast unmerklich nach dem finsteren Land und sickerte zwischen
den Dünen hindurch, als sei es die erste Vorhut einer feindlichen Armee, die
ihren bevorstehenden Angriff auf diese Weise

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