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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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verschüttete Wasser im Sand
versickerte, wandte Ransom sich ab und kletterte wieder in die Senke zu den
anderen hinunter. Mrs. Quilter war bei den Wohnwagen gewesen und tauchte jetzt
in Begleitung des Mannes mit dem Strohhut auf. Er winkte Ransom zu sich heran.
    »Sprechen Sie nur mit ihm, Doktor«,
krächzte Mrs. Quilter. »Ich habe ihm erzählt, daß Sie ein hervorragender Arzt
sind.«
    Der Mann mit dem Strohhut drückte
sich genauer aus. Er nahm Ransom beiseite. »Die alte Hexe behauptet, Sie hätten
eine Pistole. Stimmt das?«
    Ransom nickte vorsichtig. »Stimmt.
Warum?«
    »Können Sie damit umgehen? Sie sagt,
Sie seien von Beruf Arzt.«
    »Doch, ich kann damit umgehen«,
antwortete Ransom. »Warum?«
    »Bald.« Der Mann warf einen Blick auf
Ransoms staubigen Anzug und ging dann zum Karussell hinüber, wo er zwischen den
Pferden verschwand.
     
    Kurz nach Mitternacht bezog Ransom
wieder seinen Beobachtungsposten auf der Düne. Um ihn herum waren die schwachen
nächtlichen Geräusche des Lagers zu hören, in dem Hunderte von kleinen Feuern
unter dem sternenklaren Himmel glühten. Ein unterdrücktes Murmeln, in das sich
weit entfernte Schreie und Schüsse mischten, trieb über die Sandhügel.
Unterhalb der Düne lagen Catherine und Mrs. Quilter mit geschlossenen Augen
nebeneinander in der Senke, aber außer ihnen schien niemand zu schlafen. Die
anderen Dünen waren dicht mit Menschen besetzt, die aufmerksam den Strand
beobachteten. Ransom verfolgte ihre langsamen ungewissen Bewegungen und glaubte
zu wissen, daß diese Leute nicht nach einem vorbereiteten Plan handeln würden,
sondern daß ein unklarer Instinkt allmählich übermächtig wurde, der diese
Massen früher oder später wie auf ein Signal hin gegen den Stacheldraht in
Bewegung setzen mußte.
    Die Lichter auf der anderen Seite des
Doppelzauns waren gelöscht worden, aber die dunklen Umrisse der Hütten hoben
sich deutlich von dem helleren Strand ab, an dem sich die Wellen schäumend
brachen. Nur die Pumpen arbeiteten gleichmäßig laut.
    Irgendwo weit vor ihm summte ein straff
gespannter Draht. Ransom starrte in die Dunkelheit hinein und sah einen Mann
durch den Zaun kriechen und in einer Senke verschwinden.
    »Catherine!« Ransom trat mit dem
Schuh etwas Sand los, der gegen Catherines Schulter rieselte. Sie sah zu ihm
auf und weckte dann Mrs. Quilter. »Haltet euch bereit – es geht bald los!«
    Links von ihm fielen am anderen
Flußufer mehrere Schüsse. Die meisten Leuchtspurgeschosse flogen hoch durch die
Luft und verschwanden irgendwo in der Dunkelheit, aber Ransom erkannte deutlich,
daß mindestens zwei Wachtposten – vermutlich Angehörige der hier rekrutierten
Miliz – absichtlich tiefer zielten und ins Lager schossen.
    Plötzlich flammten auf einem Dutzend
hoher Pfosten an beiden Zäunen Scheinwerfer auf. Ransom duckte sich tief in den
Sand und wartete darauf, daß sie erlöschen würden. Er hob erst wieder zögernd
den Kopf, als vom Zaun her laute Schreie zu hören waren.
    Etwa vierzig oder fünfzig Männer
hatten das erste Stacheldrahthindernis überwunden und rannten nun vor den Augen
der Soldaten, die auf den Dünen über dem inneren Zaun in Stellung gegangen
waren, auf die zweite Barriere zu in Richtung Wasser. Sie machten einander
durch lautes Geschrei Mut, während sie gebückt durch die flachen Senken
hetzten. Als sie den inneren Zaun schon fast erreicht hatten, ohne beschossen
worden zu sein, erhoben sich überall Menschen und rannten nach vorn durch das
gleißende Licht der Scheinwerfer.
    Ransom zog Catherine zu sich herauf.
»Los, komm mit!« rief er dabei. Sie liefen nebeneinander auf den Zaun zu und
erreichten eine Stelle, wo die Stacheldrahtrollen beiseite geschoben worden
waren. Nachdem sie unter dem Draht hindurchgekrochen waren, bogen sie nach
links in eine tiefe Senke ab, anstatt wie die anderen geradeaus zum Wasser zu
rennen. Dutzende von Männern und Frauen strömten durch die gleiche Lücke.
Einige zogen kleine Kinder hinter sich her, andere trugen Gewehre oder hatten
sich mit Schaufeln, Äxten und Wagenhebern bewaffnet.
    Als die Menge den lichtüberfluteten
Streifen zwischen den beiden Zäunen zur Hälfte überquert hatte, begann ein
Maschinengewehr aus seiner Feuerstellung unterhalb der Hütten dicht über Are
Köpfe hinweg zu schießen. Die offenbar als Warnung gedachten kurzen Feuerstöße
dauerten jeweils nur drei oder vier Sekunden und verfehlten ihren Zweck völlig,
denn die Masse drängte unablässig weiter und

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