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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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geschlafen hatte
und bereits durch die vorherigen Anstrengungen übermüdet war, bestand Mrs.
Quilter darauf, die erste Stunde zu Fuß zu gehen. Sie bewegte sich im
Schneckentempo voran und schien die Füße in den kleinen Stiefeln bei jedem
Schritt nur einen Zentimeter hoch über den Sand zu heben.
    Philip ging neben ihr her,
beherrschte mühsam seine Ungeduld und schob den Karren mit einer Hand. Ab und
zu machten Catherine oder er den Versuch, Mrs. Quilters Arm zu nehmen, aber die
Alte bestand darauf, ganz allein zu gehen. Sie blieb dabei oft stehen, murmelte
vor sich hin und schüttelte dann den Kopf.
    Ransom nützte das langsame Tempo aus
und schlenderte ans andere Ufer hinüber, wo er im Sand auf allerlei Trümmer
stieß, die der Wind hierher geweht hatte – Windmühlenflügel und abgerissene
Autotüren. Die kalte Morgenluft erfrischte ihn, und er war froh darüber, daß Mrs.
Quilter das Vorankommen der kleinen Gruppe verlangsamte. Die wenigen Minuten,
die er auf diese Weise mit seinen Gedanken allein sein konnte, waren ihm
wertvoller als ein oder zwei Kilometer Strecke, die sie sonst vielleicht mehr
zurückgelegt hätten.
    »Philip! Doktor Ransom!« Catherine
Austen war zwanzig Meter hinter den anderen stehengeblieben und zeigte jetzt
flußabwärts.
    Zwei Kilometer von ihnen entfernt, wo
die Brücke das ausgetrocknete Flußbett überquerte, brannte der verlassene Zug
heftig qualmend in der Morgensonne. Die Flammen sprangen von einem Wagen zum
anderen, während glühende Holzstücke durch die Gleise auf ihr Lager fielen, wo
sie noch vor einer Stunde am Feuer gesessen und auf Mrs. Quilter gewartet
hatten. Innerhalb weniger Minuten stand der gesamte Zug in hellen Flammen.
Dichte Rauchschwaden zogen träge nach Süden davon.
    Ransom ging zu den anderen hinüber.
»Das ist zumindest ein Signal«, meinte er gelassen. »Falls sich wirklich jemand
in der Nähe aufhält, weiß er jetzt, daß wir angekommen sind.«
    Philip Jordans Hand umklammerte
seinen Speer. »Ich glaube, daß es unser Feuer war. Haben Sie es nicht gelöscht,
Doktor?«
    »Selbstverständlich. Vielleicht ist
nachts ein glühendes Holzstück nach oben auf die Brücke geflogen.«
    Sie beobachteten das Feuer, als es an
den letzten Wagen ausbrannte, die bereits auf der Brückenrampe standen. Dann
gab Philip sich einen Ruck, drehte sich nach Mrs. Quilter um und half ihr auf
den Karren.
    Ransom nahm seinen Platz an der
Deichsel ein. Sie gingen rasch weiter und schoben diesmal alle drei
gleichzeitig. Als sie die nächste Biegung erreichten, sah Ransom noch einmal
zur Brücke zurück. Der ausgebrannte Zug rauchte noch immer, so daß der Süden
hinter ihnen durch schwarze Wolken verdeckt war.
    Bis zum Mittagessen hatten sie weitere
fünfzehn Kilometer zurückgelegt und machten deshalb kurz Pause. Philip Jordan
war von ihrem raschen Fortkommen so begeistert, daß er Mrs. Quilter fröhlich
zulächelte, während er ihr ein Sonnendach konstruierte, indem er die Zeltplane
vom Bug eines alten Leichters aus über zwei Speere spannte.
    Nach dem Essen ging Ransom langsam
das Ufer entlang. Unter dem Sand waren Kais und Landungsstege zu erkennen,
zwischen denen Schiffsrümpfe lagen. Der Fluß bildete hier einen kleinen
natürlichen Hafen. Ransom stieg über den hölzernen Kai und ging an
schiefstehenden Kränen vorüber durch die Straßen einer Kleinstadt. Die Fassaden
baufälliger Häuser und Lagerschuppen bezeichneten den Verlauf der Straßen. Er
ging an einem Kaufhaus vorbei und sah daneben eine Bank, deren Eingangstüren
zertrümmert waren. Überall lagen Autos unter einer hohen Sandschicht begraben,
die alles auf seltsame Weise veränderte.
    Ransom blieb vor einem Geschäft an
der Hauptstraße stehen. Der in den letzten zehn Jahren aufgehäufte Staub
verdeckte den größten Teil des Schaufensters, das nur noch aus einem ovalen
Durchblick bestand. Als er hineinsah, starrten ihn zehn oder zwölf
ausdruckslose Gesichter aus dem Halbdunkel heraus an. Das gefrorene Lächeln auf
den Gesichtern der Plastikmannequins wirkte so leblos wie ihre ganze Umgebung.
    Dann hielt Ransom plötzlich den Atem
an. Zwischen den unbeweglichen Gesichtern, die nicht deutlich zu erkennen
waren, weil sich die Gebäude auf der anderen Straßenseite in der
Schaufensterscheibe spiegelten, sah er einen anderen Kopf. Das verzerrte
Grinsen kam ihm irgendwie bekannt vor, und Ransom zuckte zusammen, als sich ein
Schatten auf der Straße hinter ihm bewegte.
    »Quilt ...!« Er beobachtete die
leeren

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