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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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Keiner von ihnen erwähnte jedoch die Notwendigkeit, zur Küste
zurückzumarschieren oder machte einen ernsthaften Versuch, im Sand nach Wasser
zu graben. Sie schoben statt dessen den Karren weiter flußaufwärts, wo sich die
Silhouette der Stadt am Horizont abzeichnete.
    Seitdem sie ihre tägliche
Wasserration hatten verringern müssen, sprachen sie seltener miteinander. Mrs.
Quilter hockte meistens auf dem Karren, an dessen Rückenlehne Ransom sie
festband, schwankte von einer Seite auf die andere und murmelte vor sich hin.
Philip Jordan, dessen hageres Gesicht noch eingefallener wirkte, beobachtete
aufmerksam beide Flußufer, hielt seinen Speer ständig wurfbereit und rannte
voraus, wenn die anderen rasteten. Catherine Austen schob unermüdlich, war aber
ansonsten sehr schweigsam und in sich gekehrt. Nur das nächtliche Heulen des
unsichtbaren Raubtieres schien sie aus ihrer Gleichgültigkeit aufzurütteln.
    Am letzten Abend, bevor sie die Stadt
erreichten, wurde Ransom von dem lauten Heulen aufgeweckt und sah Catherine
mehrere hundert Meter vom Lager entfernt. Sie ging langsam über die Dünen am
Ufer und wandte ihr Gesicht dem eisigen Nachtwind zu, der ihre langen Haare
erfaßte und über die Schultern wehen ließ.
    Als sie am nächsten Morgen am Feuer sagen
und nacheinander einen Schluck aus der vorletzten Wasserflasche nahmen, fragte
Ransom sie: »Catherine, wir sind schon fast dort. Wonach suchen Sie
eigentlich?«
    Sie griff in den Sand, hielt eine
Handvoll in der geballten Faust und ließ die weißen Kristalle dann durch die
Finger zu Boden rieseln.
     
    Die Außenbezirke der Stadt am Fluß
schienen in einem Sandmeer untergegangen zu sein. Riesige Dünen erstreckten
sich an eingestürzten Mauern, über denen gelegentlich angekohlte Holzbalken
aufragten. Philip Jordan und Ransom kletterten auf eine der Dünen und starrten
die niedrigen Trümmerhaufen an, die wie die Fundamente einer noch zu gründenden
Stadt vor ihnen lagen. Hier und dort standen die Überreste einer Hütte an
baufällige Mauern gelehnt, dann erhoben sich wieder einzelne Gebäude wie
verlassene Wüstenforts. Einen Kilometer vor sich sahen sie den Bogen der
Straßenbrücke und dahinter die abgerundeten Sandhügel, unter denen die Ruinen
von Larchmont liegen mußten.
    Ransom starrte zum See hinüber. Wo
früher offenes Wasser gewesen war, erstreckten sich jetzt weiße Dünen bis zum
Horizont.
    Philip Jordan schüttelte den Kopf,
als er diese Wüste vor sich sah, und murmelte dabei: »Hier gibt es kein Wasser,
Ransom. Die Brände waren nur ein Zufall. Quilter und alle anderen sind längst
tot.«
    Ransom drehte sich um und beobachtete
die schwarzen Rauchsäulen, die hinter ihnen zum Himmel aufstiegen. Die nächste
war kaum einen Kilometer weit entfernt und schien von einem Feuer zu stammen,
das in der Nähe des Getreidesilos am Hafen brannte. »Hier muß doch noch jemand
leben, Philip. Und dann gibt es auch Wasser.«
    Unter ihnen lehnte Catherine Austen
sich an den Karren. Mrs. Quilter schwankte auf ihrem Sitz von einer Seite zur
anderen und schien sich kaum noch aufrecht halten zu können. Philip wollte
schon wieder zu ihnen hinunterklettern, als sie plötzlich lautes Hundegebell
hörten, das aus der Nähe eines zweistöckigen Gebäudes vor ihnen kam.
    Philip duckte sich instinktiv, aber
Ransom zog ihn am Arm mit sich vorwärts. »Los, weiter, Philip! Die Hunde müssen
jemand haben, der ihnen Wasser gibt!«
    Sie rannten am Fuß der Dünen auf das
Geräusch zu. Hier und da ragten die Dächer einzelner Autowracks oder die
brandgeschwärzten Überreste ehemaliger Beobachtungstürme aus dem Sand. Das
Bellen kam von der Vorderseite des Gebäudes. Eine Treppe führte zum Balkon im
ersten Stock hinauf. Ransom und Philip bewegten sich vorsichtig an den
baufälligen Mauern entlang weiter, bis sie das Metallgeländer erreicht hatten,
unter dem die breite Straße lag. Sie umklammerten ihre Speere, während sie
lautlos weiterkrochen.
    Etwa fünfzig Meter links von ihnen
stürzten sich fünf oder sechs Hunde immer wieder auf eine Gruppe
Plastikmannequins, die jemand aus einem Laden geholt und am Straßenrand
aufgestellt hatte. Die Puppen lagen schließlich alle im Staub, hatten weder
Arme noch Beine und waren überall zerbissen.
    Dann ertönte ein lauter
Peitschenknall aus einer Seitenstraße. Das Hunderudel warf sich herum und
rannte dorthin, aber zwei Hunde schleppten eine Puppe ohne Kopf durch den
Staub. Sie verschwanden hinter dem nächsten Gebäude und

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