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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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Beobachtungsplattform trug, von der aus man einen
ungehinderten Blick über den südlichen Horizont hatte. Diese Richtung wurde
meistens beobachtet, denn nur dort konnten sich Wolken über dem Meer gebildet
haben. Während Ransom den Columbia Drive entlangging, sah er zu den Türmen auf,
die aber alle unbesetzt waren; seine Nachbarn schienen sich alle der Flucht
nach Süden angeschlossen zu haben.
    Als er eben die Straße überqueren
wollte, fuhr ein Wagen so dicht an ihn heran, daß er erschrocken auf den
Gehsteig zurückwich. Das Auto blieb zehn Meter vor ihm stehen. Der Fahrer
öffnete die rechte Tür und rief ihn an.
    »Sind Sie das wirklich, Ransom? Soll
ich Sie mitnehmen?«
    Ransom überquerte die Straße und
erkannte erst jetzt, wer der Mann mit dem Priesterkragen war – der Reverend
Howard Johnstone, Pfarrer der Presbyterianer-Kirche von Larchmont.
    Johnstone schob eine doppelläufige
Schrotflinte beiseite, die auf dem Beifahrersitz lag, machte eine einladende
Handbewegung und starrte Ransom dabei forschend ins Gesicht.
    »Ich hätte Sie fast überfahren«,
sagte Johnstone und fuhr an, bevor Ransom die Tür ganz geschlossen hatte.
»Warum haben Sie sich den lächerlichen Bart zugelegt? Hier brauchen Sie sich
vor keinem zu verstecken.«
    »Natürlich nicht, Howard«, stimmte
Ransom zu. »Ich wollte nur das Rasierwasser sparen. Außerdem habe ich mir
eingebildet, der Bart stehe mir nicht schlecht.«
    »Er steht Ihnen miserabel, das können
Sie mir glauben.« Der Reverend Johnstone war wegen seiner Wutanfälle und seines
hitzigen Temperaments eher gefürchtet als beliebt; er gehörte zu den
Muskelmännern im geistlichen Gewand, deren verirrte Schäfchen sich nicht vor
dem Zorn Gottes am Jüngsten Tag, sondern vor der schweren Hand ihres Pfarrherrn
im nächsten Augenblick zu fürchten hatten. Selbst auf der Kanzel wirkte er mit
seinem quadratischen Schädel über dem einsneunzig großen, massiven Körper wie
ein übelgelaunter Schulrektor, der einen Tag lang die unterste Klasse
übernehmen muß und nun fest entschlossen ist, sie diese Wohltat auch spüren zu
lassen. Aber trotz seiner Unberechenbarkeit hatte er sich in den vergangenen
Monaten als letzte und zuverlässigste Stütze der wenigen Zurückgebliebenen
erwiesen.
    Ransom konnte sich nicht recht an
Johnstones aggressive Methoden gewöhnen – die berechnende Art und die nüchterne
Mitleidslosigkeit des Priesters machten ihn noch mißtrauischer –, freute sich
aber trotzdem, ihn wieder einmal getroffen zu haben. Johnstone hatte
durchgesetzt, daß mehrere artesische Brunnen gebohrt und eine Stadtmiliz
aufgestellt worden war; diese Schutztruppe sollte eigentlich nur die Kirche und
das Eigentum der Gemeindemitglieder bewachen, wurde aber vor allem dazu
eingesetzt, Durchreisende davon abzuhalten, die Fahrt etwa hier abzubrechen und
in Larchmont zu bleiben. In letzter Zeit hatte Johnstone eine wütende
moralische Verachtung für alle, die den Kampf gegen die Dürre aufgegeben hatten
und an die Küste geflohen waren. Er hatte sogar in der Kirche davor gewarnt und
seinen Zuhörern zu erklären versucht, welches Strafgericht jeden erwarte, der
diesen Kampf vorzeitig aufgebe; offenbar war er selbst fest davon überzeugt,
auch die Trockenheit sei nur ein von Gott gesandtes Übel, an dem der Mensch
sich zu bewähren habe, um einstmals dafür belohnt zu werden.
    Trotzdem hatte seine Gemeinde
unterdessen die Stadt verlassen und war an die Küste gezogen, so daß Johnstone
seine feurigen Predigten sonntags nur vor einem halben Dutzend Kirchenbesucher
halten konnte. Obwohl seine Anstrengungen, den Status quo zu erhalten, bisher
fehlgeschlagen waren, gab der Reverend noch längst nicht auf und war weiterhin
fest entschlossen, in Larchmont auszuharren.
    »Haben Sie sich letzte Woche irgendwo
versteckt gehalten?« fragte er Ransom. »Ich dachte schon, Sie seien auch
desertiert.«
    »Keineswegs, Howard«, versicherte
Ransom ihm. »Ich bin nur auf dem See unterwegs gewesen und heute
zurückgekommen, damit ich Ihre Sonntagspredigt nicht versäume.«
    »Spotten Sie nicht, Charles. Noch
nicht. Eine Bekehrung in letzter Minute ist vielleicht besser als gar nichts,
aber von Ihnen erwarte ich wesentlich mehr.« Er legte Ransom seine riesige Hand
auf den Arm. »Charles, ich freue mich, daß Sie uns nicht im Stich gelassen haben.
Glauben Sie mir, wir sind auf jeden Kopf und jedes Paar Hände angewiesen.«
    Ransom starrte aus dem Fenster. Die
meisten Häuser zu beiden Seiten der

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