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Ballast oder Eva lernt fliegen

Ballast oder Eva lernt fliegen

Titel: Ballast oder Eva lernt fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Jeuk
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den Kopf in den Nacken und beschloss, dass es an der Zeit war für einen Seelentröster.

    Evas bevorzugter Seelentröster war eine Tasse heiße Instant-Schokolade, angereichert mit einem Schuss Whiskey. Bald schon lag sie, eine dampfende Tasse in der Hand, auf ihrer Relax-Liege und grollte der Welt, insbesondere der männlichen. Ihr Gesicht hatte sie auf die Schnelle mit einem nassen Handtuch mehr verschmiert denn gesäubert, und das Chaos im Bad hatte sie temporär beseitigt, indem sie kurzerhand die Badezimmertür von außen schloss. Nun leckte sie, in Selbstmitleid schwelgend, ihre Wunden.
    Sie hatte sich am Ziel ihrer ehrgeizigen Träume gewähnt. Eva war sich so sicher gewesen, er würde ihr einen schönen, altmodischen Heiratsantrag machen. Ihr Ingenieur hatte immerhin gewartet, bis die Vorspeise serviert war, erst dann hatte er die Bombe gezündet. Er hatte tatsächlich vor zu heiraten, nur eben nicht Eva, bei der er sich für eine wunderbare Zeit bedankte. Er hatte auch wirklich Rosen und sogar einen Ring mitgebracht, doch waren es Abschiedsgeschenke. Sein Glück warte in Italien in Gestalt einer Emilia, die er vor drei Wochen erst kennen und lieben gelernt habe und mit der er viele kleine Bambini haben wolle. Dies sei im Grunde immer sein größter Wunsch gewesen, eine Familie mit möglichst vielen Kindern, was mit ihr, Eva, ja leider nicht mehr möglich... – an dieser Stelle unterbrach das Vitello Tonnato Volante seinen Monolog.
    Während Eva an ihrem zweiten Seelentröster nippte, dachte sie mit Bedauern an das versäumte Essen. Kaum eine Gabel voll hatte sie genossen, und es war köstlich gewesen! Vom Hauptgang, natürlich dem berühmten Saltimbocca, dem Tonis Restaurant seinen Namen verdankte, hatte sie nur auf einem der Nachbartische einen Blick erhaschen dürfen. Dabei war sie so hungrig gewesen, trotz der Aufregung. Eva war immer hungrig. Ihr Magen protestierte lautstark dagegen, weiterhin mit Flüssignahrung abgespeist zu werden, weshalb Eva sich mit dem dritten Seelentröster eine Dose Kekse aus der Küche holte.
    Inzwischen war sie ernsthaft betrunken, da sie im Restaurant bereits einen Aperitif und ein halbes Glas Weißwein gehabt hatte und die Zusammensetzung ihres Seelentrösters mit jeder Tasse hochprozentiger wurde. Die Erinnerung an sein blödes Glotzen und an seine von Fleischfetzen und schlammfarbener Tunke verzierten Gesichtszüge – an seinem Hemd hatte gleich einem Orden eine Scheibe Zitrone geklebt – wurde getrübt von der an ihr eigenes bunt verschmiertes Spiegelbild.
    Bei ihrem vierten Seelentröster – das heiße Wasser ließ Eva diesmal der Einfachheit halber weg, sie löste das Schokoladenpulver direkt im Whiskey auf – wandelte sich ihr Selbstmitleid in Kampfeslust. Mit dem Spiegel des Blutalkohols stieg in ihr die Überzeugung, dass die Männer im Grunde alle Schweine und all die Mühe, die man sich ihretwegen gab, nicht wert waren. Den ganzen Nachmittag hatte sie sich für diesen denkwürdigen Abend hergerichtet, inklusive Anti-Aging-Maske und Intim-Rasur. Und das für einen ungehobelten Kerl, der ihr freudestrahlend mitteilte, dass er sie für eine Jüngere sitzen ließ. Na, herzlichen Dank auch, kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Nicht sehr originell, mein Herr, wir hatten schon einmal das Vergnügen. Magere junge Gänse. Schöner konnten die ja wohl nicht sein, nur jünger und dünner. Aber bitte! Wenn er das unbedingt wollte!! Sie würde ihm nicht nachweinen, dachte Eva, während ihr die Tränen der Demütigung über die verschmierten Wangen liefen. Wenn sie nur Christian gegenüber nicht schon Andeutungen gemacht hätte! Ach was: Andeutungen! Sie hatte ihn praktisch zur Hochzeit eingeladen!! Wie stand sie denn nun da? Männer waren alle gleich!!! Giftschlangen, die sie erst einwickelten und mit ihren Schlangenzungen falsche Liebesschwüre in ihr Ohr säuselten. Und dann: schlugen sie zu! Verspritzten ihr tödliches Gift und verschlangen sie.
    Eva schüttelte ihren benebelten Kopf. Irgendwie passte das Bild doch nicht so richtig. Er hatte sie ja gar nicht gefressen, sondern verschmäht, was viel schlimmer war. Aber das würde ihr nicht noch einmal passieren.
    An diesem Punkt wurde Eva schlecht. Sie raffte sich auf und torkelte in ihr Badezimmer, wo sie erst über einen Morast aus Schönheitscreme, Puder, Eau de Toilette und Glasscherben steigen musste, um zur Kloschüssel zu gelangen. Gerade noch rechtzeitig.
    Als ihr Magen sich vorläufig beruhigt hatte,

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