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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mädchen, das genauso aschblondes Haar wie seine Mutter hatte.
    »Genau, meine Süße. Aber nur, wenn ihr jetzt ganz brav hier bei mir bleibt.«
    Die beiden Kinder wechselten blitzartig die Seiten und schmiegten sich an die Oma, die ihre mit klimpernden Schmuckreifen behängten Arme um sie legte.
    »Dann mach mal, Anke. Den ganzen Tag hab ich auch nicht Zeit.«
     
    »So, Frau Mewes. Nehmen Sie bitte Platz«, lud Angermüller die junge Frau ein. »Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Ich kann Ihnen ein Wasser anbieten.«
    Anke Mewes schüttelte den Kopf und blickte nach draußen. Sie hatten sich in einen der Besprechungsräume gesetzt, dessen Fenster hier im siebten Stock einen beeindruckenden Blick über die Lübecker Altstadtinsel boten.
    »Seien Sie bitte so nett und erzählen uns noch einmal, warum Sie sich an die Kollegen gewandt haben.«
    »Was soll ich erzählen? Der Kurt ist weg. Das war’s«, meinte sie mit einem Schulterzucken.
    »Zumindest scheinen Sie sich ja Sorgen um ihn zu machen. Der Kurt«, Angermüller sah in das Protokoll der Kollegen, »Kurt Staroske ist Ihr Lebensgefährte?«
    Sie antwortete mit einem Schulterzucken, was wohl irgendwie Ja bedeuten sollte.
    »Und seit wann vermissen Sie ihn?«
    »Sonnabend vor einer Woche, da ist er nach dem Frühstück gegangen, und seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet.«
    »Sie wohnen zusammen?«
    »Nicht so richtig. Demnächst wollen wir zusammenziehen. Der Kurt wollte sich nach einer passenden Wohnung für uns vier umsehen.«
    Sie sagte nichts mehr und presste die Lippen aufeinander. Jansen warf seinem Kollegen einen ungeduldigen Blick zu.
    »Wie lange kennen Sie denn den Herrn Staroske schon?«, fragte er dann.
    Anke Mewes starrte den Kommissar nur stumm an. Gerade wollte Jansen noch einmal nachfragen, da brach es aus ihr heraus.
    »Ich hab immer ein Pech! Mein ganzes Leben schon. Kaum lerne ich mal einen vernünftigen Mann kennen, ist er plötzlich weg. Fast ein halbes Jahr sind wir jetzt zusammen. Und ich hab immer geglaubt, der Kurt ist anders. Der ist ja auch schon ein bisschen älter, hab ich gedacht, der ist zuverlässiger als die jungen Typen, die nur ihren Spaß wollen und bloß keine Verpflichtungen. Pah, und wenn sie dann mitkriegen, dass ich auch noch Kinder hab! Dann sind die aber ganz schnell wieder verschwunden. Nee, der Kurt ist anders«, wiederholte sie, wie um sich selbst zu ermutigen, »der will mit mir zusammen was aufbauen. Erst eine Wohnung und dann vielleicht selbstständig machen, mit einem kleinen Laden oder einem Café. Aber wo ist der jetzt? Warum meldet er sich nicht bei mir?«
    »Was macht der Herr Staroske denn beruflich?«, versuchte es Angermüller in sachlichem Ton, um die Aufregung der Frau etwas zu dämpfen.
    »Kurt ist Geschäftsführer bei Öko & Frisch«, antwortete sie etwas ruhiger, und der Kriminalhauptkommissar hatte den Eindruck, sie wirkte ein bisschen stolz dabei.
    »Sie meinen, er ist Geschäftsführer bei dieser Biosupermarktkette?«
    »Er leitet eine Filiale.«
    »Und dort ist er nicht vermisst worden, obwohl er eine ganze Woche nicht zur Arbeit kam?«
    »Ich hab da angerufen und die haben gesagt, er wär diese Woche sowieso nicht eingeteilt.«
    Das fand Angermüller etwas eigenartig, aber vielleicht hatten die ja ein ganz spezielles Arbeitszeitmodell bei diesen Biomärkten. Hin und wieder hatte er Lobendes über den innovativen, jungen Gründer und Chef der Kette, der angeblich frischen Wind in die Lübecker Bioszene bringen wollte, in der Zeitung gelesen.
    »Sie haben gesagt, so richtig wohnen Sie nicht mit Kurt Staroske zusammen. Was genau meinen Sie damit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Na ja, in letzter Zeit war er schon meistens bei mir. Aber er hat noch ein Zimmer auf so einem Bauernhof. Da war er vorübergehend eingezogen, weil ihm die vorherige Wohnung zu laut war. Und wie gesagt, jetzt suchen wir ja sowieso zusammen eine Wohnung.«
    »Wo ist dieser Bauernhof?«
    »Irgendwo in der Nähe vom Süseler See. Ich bin nur einmal da gewesen. Bestimmt ist Kurt froh, wenn er da endlich ganz wegkommt. Ich fands ziemlich primitiv und dreckig. Und die Leute waren auch irgendwie komisch. Vor allem unfreundlich fand ich die.«
    Die Kommissare horchten auf, als Anke Mewes die Nähe zum Süseler See erwähnte, und Angermüller fragte:
    »Meinen Sie den Graswurzelhof?«
    »Ja, ich glaube, so heißt der.«
    »Haben Sie denn dort auch nachgefragt, ob Ihr Freund da ist?«
    »Natürlich. Ich hab Mittwoch angerufen, und

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