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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Freitag und gestern wieder. Es war aber immer jemand anders am Telefon, und die haben immer nur gesagt, wir haben den Kurt nicht gesehen.«
    »Wieso haben Sie eigentlich so lange gewartet, bis Sie was unternommen haben, wenn Sie Ihren Freund Sonnabend vor einer Woche das letzte Mal gesehen haben?«
    Diese Frage schien der Frau unangenehm zu sein, und sie wich dem Blick des Kriminalhauptkommissars aus.
    »Ja, na ja«, sie kratzte sich nervös am Arm, »wir haben gestritten. Und der Kurt war ziemlich sauer, hat die Tür hinter sich zugeknallt und ist abgehauen. So hab ich ihn nie vorher erlebt.«
    »Darf ich fragen, worum es ging?«
    »Ich wollte eigentlich nur wissen, was er schon unternommen hat in Sachen Wohnung und Ladenräume, so ein bisschen genauer, weil wir schon so lange darüber geredet haben. Wollte wissen, ob er sich schon was angeschaut hat, wie groß, in welchem Stadtteil und was die kosten«, sie stockte, »und da ist er auf einmal ausgerastet. Er würde sich nicht von mir unter Druck setzen lassen, was ich mir einbilden würde und so. Das hätte er wirklich nicht nötig. Und dann hab ich ihm noch gesagt, dass ich das auch nicht nötig hab, weil er nicht der Einzige ist, der mit mir zusammen sein will, und dass sich der Robby immer wieder bei mir gemeldet hat.«
    Sie schlang ihre dünnen Arme um sich, als ob sie plötzlich frieren würde.
    »Hoffentlich ist dem Kurt nichts passiert«, sagte sie daraufhin und sah dabei sehr unglücklich, ja, verzweifelt aus. »Wissen Sie, ich will doch, dass meine Mädchen es später mal gut haben. Aus denen soll was werden. Aber allein und mit dem wenigen Geld? Ich schaff das nicht mehr. Ich versuch ja auch immer, Arbeit zu finden, aber wenn die schon hören: alleinerziehend, zwei Kinder …« Hilflos zuckte sie mit den Schultern.
    »Meine kleinen Prinzessinnen sind mir wichtig, die brauchen mich. Und der Kurt, der mochte sie von Anfang an. So schnell finden Sie keinen Mann, der mit Kindern klarkommt, die nicht seine eigenen sind, das kann ich Ihnen sagen. Der Robby, mit dem ich vor Kurt zusammen war, das ist ein ganz Lieber, aber mit den Mädchen wollte der nix zu tun haben. Der Kurt ist anders«, versicherte sie zum dritten Mal, »und wenn wir uns selbstständig machen, dann kann ich mir das mit der Arbeitszeit so einteilen, dass ich mich auch um meine Kinder kümmern kann.«
    Für einen Moment starrte Anke Mewes auf die Ansammlung von Dächern und Türmen draußen vor den Fenstern und schien sich ihrem Wunschtraum von einer glücklichen Zukunft hinzugeben.
    »Gab es denn in letzter Zeit irgendwelche Besonderheiten, ist Ihnen irgendwas aufgefallen an Ihrem Freund?«, holte sie Angermüller zurück in die Gegenwart.
    Sie schaute nur unsicher zu den Beamten und wusste dazu nichts zu sagen.
    »Hatte er vielleicht Streit mit irgendwem?«
    Nach kurzem Überlegen schüttelte sie den Kopf. »Ich habe ja die Leute, mit denen er sonst zu tun hatte, nicht gekannt. Erzählt hat er mir nichts über Streit oder so. Nur wir beide haben gestritten am letzten Sonnabend«, sagte sie leise, wie zu sich selbst.
    »Hoffentlich ist dem Kurt nichts passiert«, seufzte sie schließlich noch einmal beschwörend und sah Hilfe suchend zu Angermüller und Jansen.
     
    Sie hatten sich von ihr noch einmal die genaue Personenbeschreibung von Kurt Staroske geben lassen. Alter 62 Jahre, Größe ungefähr 1,75 Meter, Figur stämmig, aber nicht dick, Stirnglatze, Haare kurz und grau, Augen blau.
    »Hat Kurt Staroske irgendwelche besonderen Kennzeichen? Eine Tätowierung, ein auffälliges Muttermal, Narben?«
    Anke Mewes überlegte kurz. »Ja, am Bauch, da hat er eine größere Narbe, so rechts unten, glaub ich. Ich hab aber nie gefragt, woher die stammt.«
    Sie legten ihr eine Abbildung der gefundenen Sandale vor. Anke Mewes war sich ziemlich sicher, dass Kurt solche Sandalen trug. Danach zeigten sie ihr das Foto mit dem Gesicht des Toten.
    Eine ganze Weile starrte sie nur stumm darauf und hob hilflos die Schultern. »Ich weiß nicht. Ist das Kurt?« Fragend schaute sie von Angermüller zu Jansen, die ihr die Antwort nicht geben konnten. »Ist der Mann tot?«
    »Ja, der Mann auf dem Foto ist tot«, bestätigte Angermüller. »Ich fürchte, wir müssen Sie bitten, den Toten zu identifizieren.«
    Schieres Entsetzen breitete sich auf dem Gesicht der jungen Frau aus.
    »Sie glauben wirklich, das ist Kurt?«, fragte sie angstvoll und schob das Foto von sich weg. Eine Antwort schien sie nicht zu erwarten.

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