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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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worum gehts jetzt? Wollen Sie heute wieder den Golfplatz sperren?«, fragte sie angriffslustig.
    »Sie wissen schon, dass Ihre Darstellung nicht so ganz den Tatsachen entspricht?«, stellte Angermüller gleichmütig fest. »Wo finden wir Herrn Robert Higgins?«
    Sie ließ ihren Blick auf den Kommissaren ruhen und schien zu überlegen, ob sie überhaupt antworten wollte.
    »Einen Moment, ich muss nachschauen«, sagte sie dann und setzte sich an den PC, der hinter ihr auf einem Schreibtisch stand.
    »Herr Higgins hat heute frei. Er wohnt in einem der Wirtschaftshäuser, dem zweiten rechts neben dem Gutshaus. Wenn Sie ihn dort nicht antreffen, finden Sie ihn vielleicht in Loch 19.«
    »Is dat weit zum Loch 19?«, fragte Jansen.
    »Ein Golfplatz hat 18 Löcher«, erklärte die Klubsekretärin mit einem schwachen Lächeln, »Loch 19, so nennen wir unser Klubhaus. Das liegt gleich links hinter dem Gutshaus. Dorthin geht Herr Higgins gern mal essen. Und wenn er da auch nicht ist, ist er wohl irgendwo unterwegs an seinem freien Tag. Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.«
     
    Der Biergarten, der im Schatten alter Eichen vor dem Klubhaus lag, war an diesem frühen Nachmittag ziemlich leer. An zwei Tischen am Rand nahmen ein paar Leute ein spätes Mittagessen zu sich, und eine größere Gruppe, die nur aus älteren Männern bestand, saß nah am Haus vor ihren Biergläsern.
    »Nee, Freunde, das könnt ihr wohl glauben, wenn ihr einmal im Royal Golf Club Marrakesch eingelocht habt, dann ist jeder andere Platz nur noch kalter Kaffee«, sagte gerade ein Weißhaariger mit einem Schnauzbart im breitesten Hamburgerisch, das auf Angermüller immer ein wenig unseriös wirkte. Die anderen am Tisch schauten teils beeindruckt, teils skeptisch und erwiderten erst einmal nichts. Die Art, wie der Mann sprach, ließ auch gar keinen Widerspruch zu. Entspannt lehnte er seinen massigen Körper im Stuhl zurück. In der sonoren Stimme lagen die Erfahrung und das Selbstbewusstsein eines in Jahrzehnten geübten Golfspielers, der auf den Plätzen dieser Welt zu Hause war.
    »Und«, fuhr er fort, während seine Stimmlage etwas tiefer wurde, um die Gewichtigkeit seiner Aussage zu betonen, »sorry, wenn ich das jetzt sage, Rob: Aber der Rasen auf den Greens dort ist so weich und so dicht wie die Berberteppiche, die sie da auf dem Basar verhökern. Ohne Scheiß. Das kriegst du nicht hin, mein Lieber, egal, wie du dich hier anstrengst.«
    Der Angesprochene lächelte ein wenig hilflos, was sollte er auch sonst tun bei so viel Expertentum.
    »Außerdem hatten die ein ganz nettes Hotel gleich neben dem Platz, Golf Palace oder so. Ich war erstaunt, wie die das hinkriegen, da in Nordafrika. War nicht gerade billig, aber zumindest hat es meinem Mäuschen gut gefallen, und ihr wisst ja, wie sie ist.«
    Der Hamburger schnitt eine vielsagende Grimasse. Dann beugte er sich zu seinem Nebenmann herüber und legte ihm die braun gebrannte Hand auf den Unterarm.
    »Nix für ungut, Rob. Ich weiß doch, du tust, was du kannst. Komm, ich geb dir noch einen aus.«
    Er zwinkerte den anderen am Tisch zu und winkte der Kellnerin. Rob Higgins versuchte, sich gegen ein weiteres Bier zu wehren, doch er hatte gegen den großzügigen Schwadroneur keine Chance.
    »Helga, meine Süße, bist du so lieb und bringst dem jungen Mann hier noch ein Bierchen. Und mir bitte auch!«
    Er warf einen Blick auf den Tisch.
    »Ach, mach gleich für alle ’ne Runde. Was soll’s, irgendwer muss die Wirtschaft ankurbeln und Umsatz machen. Ein paar Bierchen kann ich mir ja gerade noch leisten.« Mit einem dröhnenden Lachen erfreute er sich an seinen Sprüchen.
    »Guten Tag, allerseits!«
    Angermüller und Jansen traten an den Tisch mit der Herrenrunde.
    »Herr Higgins, wir würden gern mal mit Ihnen sprechen. Hätten Sie wohl jetzt einen Moment für uns?«
    »Ach nee, die Herren von der Polizei schon wieder«, kommentierte einer aus der Runde in herausforderndem Ton. Der Kriminalhauptkommissar erkannte in ihm den Wichtigtuer, der sich schon am Vortag unter den Schaulustigen mit seinen dummen Fragen hervorgetan hatte.
    »Und, alles klar, Herr Kommissar? Haben Sie ihn schon, den Mörder?«, fügte der Golffreund mit einem blöden Grinsen zu den anderen Männern hinzu.
    Angermüller strafte den offensichtlich schon recht bierseligen Mann mit Nichtachtung. Rob Higgins, der einen ziemlich verdatterten Gesichtsausdruck hatte, war langsam aufgestanden.
    »Okay, was möchten Sie?«, fragte er

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