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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Designersonnenbrille saß.
    Mit seiner schlanken, hochgewachsenen Figur hätte der Mann auf den Laufstegen in Paris oder Mailand sicherlich brillieren können. Darüber hinaus war sein Benehmen als ausgesprochen zuvorkommend und von verbindlicher Freundlichkeit zu bezeichnen. Bisher jedenfalls. Jetzt zeigte sein edles Gesicht deutliches Missfallen. Er hatte wohl Besseres zu tun, als hier in diesem Mietshaus in St. Lorenz-Nord den Sonnabendvormittag zu vergeuden. In der rechten Hand klimperten die Schlüssel seines Cabrios. Demonstrativ sah er auf die Breitling, die sein linkes Handgelenk zierte.
    Angermüller war bemüht, sich von der wachsenden Ungeduld des anderen nicht irritieren zu lassen. Mit der Routine des Profis sah er sich in aller Ruhe um. Im Treppenhaus waren ihm als Erstes das schön geschwungene Treppengeländer und der gepflegte Holzfußboden des um 1930 erbauten Gebäudes ins Auge gefallen. Die Wohnung, in der er nun stand, hatte drei Zimmer, Küche und Bad, und er maß mit den Augen die Größen, prüfte die Helligkeit, suchte nach Spuren der ehemaligen Bewohner. Die Küche war nicht sehr geräumig, besaß aber alles, was nötig war, und verfügte über direkten Zugang auf einen Balkon, den man wahrscheinlich sogar nutzen konnte, da dieses Wohngebiet verkehrsberuhigt war.
    Der Kommissar sah sich allerdings auch deshalb so gründlich um, weil er gar nicht recht wusste, was er hier sollte. Er wollte einfach ein bisschen Zeit schinden. Der Tipp war überraschend heute Morgen von Steffen von Schmidt-Elm gekommen, und eigentlich war Angermüller auf so eine Aktion gar nicht vorbereitet gewesen. Trotzdem hatte er die Telefonnummer angerufen, die sein Freund ihm gegeben hatte, und sich spontan zu diesem Treffen verabredet. Nicht nur die Hitze, die hier im dritten Stockwerk, dem letzten unterm Dach, herrschte, brachte ihn deshalb ins Schwitzen. Eine blöde Situation. Von dem Gedanken, gleich eine Entscheidung treffen zu müssen, fühlte er sich leicht überfordert.
    Das Handy! Selten hatte er sich so über die Melodie seines Diensthandys gefreut.
    »Angermüller.«
    »Moin. Wo steckst du?«
    »Claus, guten Morgen. Was gibts denn?«
    »Tscha, leider ruf ich nicht an, nur weil ich deine Stimme hören will. Es gibt Arbeit.«
    Angermüller fragte nach Einzelheiten.
    »Du holst mich ab? Okay, dann warte ich Triftstraße, Ecke Helgolandstraße, auf dich. Bis gleich.«
     
    Bedauernd blickte Angermüller zu dem schönen Menschen, konnte aber in dessen Gesicht keinerlei Reaktion lesen, da dieser seine Sonnenbrille wieder über die Augen geschoben hatte.
    »Sie haben es mitbekommen? Ich muss sofort weg. Tut mir leid, wenn ich Ihnen nichts sagen kann, aber Sie müssen verstehen …«
    »Kein Problem. Sie haben ja meine Nummer.«
    Der Sonnenbebrillte hatte zu seiner anfänglichen Zuvorkommenheit zurückgefunden und zeigte sein makelloses Gebiss mit einem filmreifen Lächeln.
    »Vielen Dank für Ihre Zeit auf jeden Fall, und ein schönes Wochenende«, beeilte sich Angermüller, schon halb im Gehen begriffen, noch zu sagen.
    »Danke, desgleichen, und grüßen Sie Doktor von Schmidt-Elm von mir.«
     
    Wortkarg und konzentriert lenkte Claus Jansen den Dienstwagen – schneller, als es dem lebhaften Ferienwochenendverkehr angemessen gewesen wäre – über die Autobahn. Eine Menge Wohnmobile und Wohnwagengespanne war unterwegs, auch viele Pkw aus Skandinavien, die in Richtung Heimat rollten.
    »Wat machst du denn in St. Lorenz-Nord?«, war eine der wenigen Äußerungen, die Jansen von sich gab.
    »Ach, ich hatte da was zu erledigen.«
    Erstaunlicherweise gab sich sein Kollege mit dieser nichtssagenden Antwort zufrieden. Jansen schien heute mit sich selbst beschäftigt, und Angermüller war froh, nichts Näheres erläutern zu müssen. Durch die geschlossenen Scheiben sah er in den flirrend hellen Sommertag. Die Landschaft, die unter einem Himmel von zartem Blau lag, hatte etwas Unwirkliches. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch die Kühle, die im Wagen herrschte, da Jansen die Klimaanlage wieder auf 18 Grad eingestellt hatte.
    »Du weißt, wie wir da hinkommen?«, fragte Angermüller nach einer Weile.
    »Ich denk schon. War mit Vanessa auf dem Weg zum Strand, als der Anruf kam. Hatte keine Zeit, noch so’n albernen Wisch für ein Leihnavi auszufüllen! Hab die Strecke kurz bei Google Maps gecheckt. Außerdem werden da bestimmt Wegweiser sein.«
    Wenig später nahmen sie die Ausfahrt Eutin.
    »Wat hab ich gesagt?«,

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