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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Sammlung von schweren Ringen an beiden Händen. Ob der Typ so alt war, wie er aussah, oder hatte er einfach zu vieles im Leben ausprobiert? Jansen dauerte das alles schon wieder viel zu lange.
    »Wohnen Sie hier?«
    »Sieht man das nicht?«
    »Können Sie vielleicht mal die Musik leiser machen? Wir haben ein paar Fragen.«
    »Peggy!«, schrie der Dünne nach drinnen, und als nichts geschah, noch einmal: »Peggy, Mann!«
    Der Kopf einer Frau tauchte im Fenster neben der Box auf. Wilde schwarze Locken umgaben ihr blasses Gesicht.
    »Was ist denn los?«
    »Mach ma leiser. Die Bullerei ist da!«, rief er ihr zu. »Ihr seid doch Bullen, oder?«
    Angermüller und Jansen reagierten darauf nicht.
    »Hat Sie der Spießer von nebenan mal wieder geschickt? Stören wir seine Sonntagsruhe?«, fragte die Schwarzhaarige spöttisch, bevor sie sich bequemte, die Musik leiser zu stellen. Gleich darauf kam sie aus dem Haus, brachte ein Päckchen Tabak und Zigarettenpapier mit und setzte sich an den Tisch. Aus der Thermoskanne, die schon etliche Jahre auf dem Buckel zu haben schien und nicht gerade appetitlich aussah, goss sie sich einen Kaffee in eine ebensolche Tasse.
    »Wir sind von der Kripo Lübeck, Jansen, Angermüller. Sie wohnen auch hier, Frau …?«
    »Stein, Peggy Stein«, antwortete sie mit einem Seitenblick auf ihren Partner.
    Da man ihnen wohl keinen Platz anbieten würde, nahmen sich die Kommissare jeder einen der roten Gartenstühle, deren Holz auch schon lange ein neuer Anstrich gutgetan hätte, und setzten sich zu den beiden an den Tisch.
    »Und Ihr Name?«
    »Wieso mein Name?«, murrte der Langhaarige. »Kann ja nich jeder einfach so ankommen und nach meinem Namen fragen.«
    »Holger Andresen«, sagte die Frau und versetzte ihm einen leichten Knuff gegen den Arm. »Nun mach nich einen auf wilden Mann, Holgi. Worum geht es denn?«, fragte sie mit einem zuckersüßen Lächeln.
    »Es geht um ihren Mitbewohner Kurt Staroske.«
    »Aha«, machte Peggy Stein, deren Gesicht, aus der Nähe gesehen, mit dem reichlich aufgetragenen hellen Make-up einer Maske glich. Die Augen waren schwarz umrandet und die Lippen mit dunklem Lippenstift geschminkt. Ihre Stimme war tief und ein wenig heiser. Auch sie trug Schwarz, T-Shirt und Jeans, was ihre Haut, die offenbar so gut wie nie die Sonne sah, noch weißer wirken ließ.
    »Und was wollen Sie von dem?«, fragte sie beiläufig, während sie sich mit geübten Fingern eine Zigarette drehte und zu Holger Andresen schaute.
    »Uns würde interessieren, wann Sie Herrn Staroske das letzte Mal gesehen haben«, meinte Angermüller.
    »Keine Ahnung«, wieder sah Peggy zu ihrem Partner. »Letzte Woche irgendwann?«
    Sie machte ein ratloses Gesicht und fuhr mit der Zunge am Papier des frisch gedrehten Glimmstängels entlang. Wahrscheinlich ist sie ein bisschen jünger als der Mann, dachte Angermüller, aber bestimmt schon Ende 50. Er sah auf ihre Hände. Sie waren faltig und voller Pigmentflecken und zitterten ein wenig.
    »Wann genau?«, fragte er nach.
    »Weiß ich nicht mehr, tut mir leid«, sagte sie entschuldigend und zündete sich ihre Zigarette an. »Vielleicht fragen Sie besser die Langhusens nach Kurt. Die sind wahrscheinlich zum Strand, aber zum Tee sind sie bestimmt zurück.«
    Holger Andresen gab sich weniger umgänglich, als sich die Kommissare an ihn wandten.
    »Hören Sie, ich weiß auch nicht, wann ich den zuletzt gesehen habe. Ist auf jeden Fall ein paar Tage her. Kann nicht sagen, dass mir deshalb was fehlt.«
    »Holgi«, wies ihn seine Partnerin leise mahnend zurecht.
    Doch er schob patzig nach: »War’s das dann? Wir haben zu tun.«
    »Sie arbeiten hier auf dem Hof?«, wollte Jansen wissen.
    »Seh ich so aus?« Der Mann schüttelte abfällig den Kopf. »Ich wohne hier, wie Sie ja sehr scharfsinnig festgestellt haben. Ich bin Musiker.«
    »Und Sie?«
    »Ich mache auch Musik. Und ab und zu geh ich in Lübeck jobben, in einem Klamottenladen«, erklärte Peggy brav.
    »Kurt Staroske ist tot«, teilte Jansen etwas unvermittelt mit.
    Peggy sah erst die Kommissare, dann Holger Andresen mit großen Augen an und zog kräftig an ihrer Zigarette. Ansonsten blieb sie stumm.
    »Ach nee«, sagte Andresen ohne erkennbare Gemütsregung, während er mit heftigen Bewegungen seine Kippe auf einem Unterteller ausdrückte.
    »Sie können uns also nicht genauer sagen, wann Sie ihren Mitbewohner das letzte Mal lebend gesehen haben?«
    Die Frau guckte zu Boden und zuckte nur hilflos mit den

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