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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aus.
    »Aha«, machte Angermüller. Schon wieder versetzte ihn einer seiner langjährigen Kollegen mit seinem Leben außerhalb des Dienstes in Erstaunen.
    »Is schon lange her. Ich war da noch ’n richtiger Milchzahn um die 20, mit so ’ner langen Matte! Ich war jedes Jahr da. Wacken ist ein ganz kleines Kaff oben bei Itzehoe, und immer im August ist da drei Tage die Hölle los. Metalfans aus aller Welt kommen dorthin. Zehntausende! Dat kannst du dir nicht vorstellen, dat ist unglaublich, wat da abgeht!«
    »Und warum fährst du nicht mehr hin?«
    »Weiß nich. Is einfach nicht mehr mein Ding.«
    Gedankenverloren piekte Jansen mit seiner Gabel nach weiteren frittierten Kartoffelstückchen.
    »Aber die Musik von damals, die finde ich immer noch gut«, sinnierte er mit einem nach innen gekehrten Lächeln.
    »Und dieser Holger Andresen ist mit seiner Band dort aufgetreten?«
    »Ja, irre irgendwie! Die Metal Shields waren zu der Zeit ganz schön bekannt in Deutschland. Ich fand die richtig gut. Und mit einem Mal hat man von denen nichts mehr gehört. Irgendwann hab ich mitgekriegt, dat die sich getrennt haben.«
    »Und gehörte Peggy Stein auch zu dieser Band?«
    Jansen schüttelte den Kopf. »Nee. Frauen sind sowieso eher selten bei Heavy Metal, und bei den Metal Shields waren, so weit ich weiß, nie Frauen dabei«, er unterbrach sich. »Aber diese Peggy – hast du gesehen, wie sie ständig geschaut hat, wat ihr Holgi macht, wie er reagiert, wat er sagt?«
    Sorgfältig wischte sich Angermüller mit einer Papierserviette Mund und Finger ab. Er hatte sein Mahl beendet und trank von seiner Apfelschorle.
    »Ja, das ist mir auch aufgefallen«, stimmte er nachdenklich zu. »Entweder, der Typ hat die völlig unter Kontrolle, und sie traut sich nicht, selbstständig auch nur Piep zu sagen, oder sie weiß was und wollte damit nicht herausrücken.«
     
    Erst den Teller hinstellen, eine zum Dreieck gefaltete Serviette darauflegen und danach eine Kuchengabel, schräg von rechts unten nach links oben platzieren. Mit freudigem Eifer richtete Thea den Tisch im Garten her, gemeinsam mit Lisamarie und Svenja, die sich von ihren mit großer Ernsthaftigkeit vorgebrachten Anordnungen ohne Zögern leiten ließen. Dominik trabte eifrig hinter den dreien her, wiederholte alles, was Thea sagte, und gab die ihm eigenen, manchmal zum Kringeln witzigen Kommentare von sich.
    »Du machst das ganz toll, Svenja, und du auch, Lisamarie! Mit euch macht das Tischdecken richtig Spaß«, lächelte Thea den anderen fröhlich zu.
    »Kommt, wir holen den Kuchen und den Saft aus der Küche. Die heiße Teekanne lassen wir lieber Mama tragen.«
    Gesche, die gerade den Tee aufgoss, musste lächeln. Wie verständig, ja therapeutisch, ihre Kleine mit den anderen umging, die doch alle älter waren als sie selbst. Aber was sollte sie auch anderes tun? Sie war von klein auf gewöhnt, dass da Leute mit auf dem Hof lebten, die spezieller Zuwendung bedurften und vielleicht nicht so schnell und umsichtig wie andere handeln konnten. Ganz selbstverständlich nahm sie Rücksicht auf die erwachsene Svenja, die manchmal nicht verstand, was falsch oder richtig war, weil sie das Verhalten ihres Gegenübers nicht deuten konnte, und die aus dem Tritt kam, sobald etwas nicht in der gewohnten, geübten Weise ablief. Ebenso achtete sie auf Dominik, den kleinen Mann mit Downsyndrom, der bereits seit fünf Jahren bei ihnen lebte und der sich für Thea mindestens so verantwortlich fühlte wie sie sich für ihn.
    Und ihre Ferienfreundin Lisamarie, die zwar alles über die Stars aus dem Fernsehen wusste, aber selbst etwas tollpatschig und träge war, ließ sich von Thea zu ungeahnten körperlichen Leistungen hinreißen. Thea, dieses Kind, war ein Glück, ein spätes und unerwartetes Glück. Eigentlich hatten Gesche und Henning nach Mickis Geburt vor 19 Jahren keine weiteren Kinder geplant. Doch dann war diese Schwangerschaft passiert, und mittlerweile konnten sich beide ein Leben ohne ihre Tochter nicht mehr vorstellen.
    »Mama, sollen wir für alle Fälle wieder ein paar Gedecke mehr auf den Tisch stellen?«, fragte Thea, als sie mit den beiden anderen in die Küche kam. »Vielleicht so zwei oder drei? Falls Peggy und Holger oder Kurt auch mittrinken wollen? Man kann ja nie wissen.«
    »Ja, das stimmt. Macht das man ruhig.«
    Gesche beobachtete mit Skepsis, wie Lisamarie nach der Platte mit der luftig aufgetürmten Friesentorte griff, um sie nach draußen zu bringen.
    »Lisamarie,

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