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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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geborene Schwäbin werd ich dort vielleicht am ehesten heimisch …«
    Mit ihren großen, dunklen Augen sah sie ihn traurig an, doch plötzlich lachte sie.
    »Oh Gott, ich bin da ziemlich schnell wieder geflohen. Diese Enge, diese Provinzialität! Frau Doktor hier, Herr Professor da! Und die Männer …«
    Nach Stationen in Düsseldorf und Münster war Anita nun zu Jahresbeginn in die Hansestadt gelangt.
    »Nun bin ich hier, frei und ungebunden, und bin gespannt, wie lange ich es in dieser schönen Stadt aushalten werde.«
    Sie schenkte Georg einen langen Blick.
    »Im Moment gefällt es mir ziemlich gut hier, muss ich sagen.«
    Ihr Begleiter, dem der dunkle Rotwein auf den fast leeren Magen eine gewisse Leichtigkeit verliehen hatte, hob sein Glas, sie tranken, er redete lange über seine Anfangszeit in Lübeck, sie sprachen über Steffen und andere Leute, die sie beide aus beruflichen Zusammenhängen kannten, über die Besonderheiten im Umgang mit den Menschen hier im Norden, die ja doch irgendwie anders waren als die in Franken oder Schwaben. Schließlich machten sie bei dem aufmerksamen Kellner ihre dritte Order und bekamen ein weiteres Mal die Schälchen mit dem Knabbergebäck hingestellt. Georgs Hungergefühl war inzwischen verschwunden, und die Dunkelheit hatte sich über die Stadt gesenkt.
    »Ich glaube, ich muss jetzt mal gehen. Heute ist schließlich Montag, und morgen früh steh ich wieder im Sektionssaal.«
    Anita reckte sich.
    »Mein Auto lasse ich wohl besser stehen, Herr Polizist?«
    »Das würde ich raten. Ich habe für mein Fahrrad das Gleiche beschlossen.«
    Als sie vor dem Hotel standen, war Georg ein wenig unsicher, wie er sich jetzt verhalten sollte. Doch Anita hatte gar nicht erst mehrere Möglichkeiten ins Auge gefasst.
    »Du bist doch sicher ein Kavalier und bringst mich nach Hause?«, fragte sie mehr rhetorisch als ernsthaft an einer Antwort interessiert. »Und angesichts dieser wunderbaren Sommernacht wäre es doch eine Schande, nicht zu Fuß zu gehen, oder? Ich wohne in Sankt Gertrud, in einer der Straßen hinterm Stadtpark.«
    »Das ist doch klasse, da haben wir ja fast denselben Weg«, log Georg.
    So bummelten sie über die Altstadtinsel, vorbei an gut gefüllten Kneipen und Restaurants, einigen Gruppen blonder, rotgesichtiger Skandinavier, die fröhlich durch die engen Gassen schwankten, über die Burgtorbrücke, hinüber nach Sankt Gertrud. Nach einer guten Stunde erreichten sie schließlich das Haus, in dessen Erdgeschoss Anitas Wohnung lag.
    »Und, kommst du noch auf einen Kaffee mit rein?«
     
    Tau lag auf den Wiesen, und zwischen den Obstbäumen hing ein feiner Nebel. Ab und zu, als ob sie noch im Halbschlaf wäre, gurrte leise eine Taube. Es war frisch, aber nicht kalt draußen. Schon um diese frühe Morgenstunde kündigte sich ein neuer, warmer Sommertag an.
    »Guten Morgen, Christos. Seid ihr gut wieder hier gelandet?«
    »Guten Morgen, Gesche. Ja, irgendwann nach Mitternacht waren wir wieder hier. Ist eine weite Strecke von München hier rauf, und wir sind erst gegen Abend losgefahren. Da war es nicht so heiß und weniger Verkehr.«
    »Und wie war es bei deiner Schwester?«
    »Wie immer. Viel gegessen, viel getrunken, viel gequatscht. Sie lässt dich übrigens grüßen. Im September besucht sie uns mal wieder hier oben. Ach, sie hat mir ein Geschenk für dich mitgegeben. Hab ich jetzt aber vergessen, bringen ich oder Marianne später rüber.«
    Immer noch war Christos, der sehr gut Deutsch sprach, mit seinen rollenden Rs und dem stimmlosen S an seinem Akzent schnell als Grieche zu erkennen.
    »Und was war hier? Seid ihr ohne mich klargekommen?«
    »Gerade mal so, Christos, gerade mal so!«, erwiderte Gesche. »Aber du weißt wahrscheinlich noch gar nicht, was hier alles passiert ist?«
    Christos schüttelte seinen Kopf. Imposant sah er aus, mit seinen fast schulterlangen, graumelierten Haaren und dem grauen Vollbart.
    »Wieso? Haben die Kühe mal wieder eine Stampede veranstaltet?«
    »Das war’s leider nicht. Etwas sehr Schlimmes und Trauriges ist passiert.«
    Und Gesche erzählte ihm von Kurts Tod und den neuesten Ereignissen um Peggy und Holger.
    »Kurt ist also tot, ja? Das tut mir leid für ihn. Er war ganz nett. Aber er war auch ein unglaublich faules Schwein. Doch sicher hat ihn niemand deswegen umgebracht.«
    Christos kraulte sich den Bart.
    »Weiß man denn schon, wer es getan hat?«
    »Gestern jedenfalls schien die Polizei noch nichts zu wissen.«
    »Oh, oh, wenn ich

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