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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einen Besuch machen!«
    Plötzlich hielt er inne.
    »Geh schon vor, ich komm gleich.«
    Er holte sein Handy heraus und drückte die Nummer von Frau Dr. Ruckdäschl. Als er das Gespräch beendet hatte, überlegte er einen Moment, dann rief er Astrid an.
    »Ich wollte nur sagen, dass es bei mir heute Abend später wird. Ich hab noch eine Besprechung mit der Rechtsmedizin. Zum Essen bin ich nicht da. Ade.«
     
    Die nette Dame am Empfang der Öko & Frisch-Zentrale war gerade dabei, Feierabend zu machen. Sie staunte die Beamten mit großen Augen an und begrüßte sie dann aufs Herzlichste.
    »Natürlich ist Herr Bohm noch im Haus. Er ist fast jeden Abend der Letzte hier. Ich werde gleich schauen, ob er jetzt für Sie Zeit hat«, sagte sie in ihrer ausnehmend charmanten Art. »Nehmen Sie doch so lange da drüben in unserer Besucherlounge Platz.«
    Angermüller und Jansen blieben lieber am Tresen stehen, und sie nahm das Telefon und fragte im Büro ihres Chefs nach. Er hatte Zeit für die Herren von der Kriminalpolizei, verkündete sie ihnen mit glücklichem Gesicht. Wieder bat Hauke Bohm sie an den achteckigen Tisch in seinem Büro.
    »Darf es etwas zum Trinken sein? Mögen Sie vielleicht einmal unseren neuen Streuobstapfelsaft kosten?«, fragte er aufgeräumt.
    »Danke, nein«, lehnte Angermüller ab und sah sein Gegenüber nachdenklich an. »Können Sie sich vielleicht denken, warum wir noch einmal hergekommen sind, Herr Bohm?«
    »Ich glaube schon«, antwortete der junge Firmenchef und lächelte etwas gequält.
    »Warum haben Sie uns vorhin nicht gleich erzählt, dass Sie am vorvergangenen Sonnabend mit Kurt Staroske verabredet waren?«
    »Warum, warum.«
    Hauke Bohm raufte sich die blonden Locken. Er könnte auch so eine Musikshow aus den Bergen im Fernsehen moderieren, musste Angermüller denken, so wie er aussieht. Dann gab sich der junge Mann einen Ruck.
    »Wissen Sie, ich habe hier eine verantwortungsvolle Position, und durch meine Tätigkeit bin ich eine Person von öffentlichem Interesse. Was glauben Sie, wie rücksichtsvoll die Medien damit umgehen würden, wenn der Chef einer großen Ökomarktkette mit einem Mordfall in Verbindung gebracht würde?«
    Er lachte unfroh.
    »Das können Sie schon daran festmachen, mit welcher Häme wir überschüttet werden, wenn es mal wieder irgendwo einen Bioskandal gegeben hat. Dann ist aber gleich alles so was von schlecht! Und der ganzen Branche kann man nicht mehr trauen, weil Bio im Grunde sowieso nur Geschäftemacherei ist!«
    »Da übertreiben Sie jetzt aber ein bisschen, oder nicht?«
    »Nicht die Spur! Aber ganz abgesehen davon, woher weiß ich, dass nicht am nächsten Tag in der Polizeiberichterstattung der Lübecker Zeitung steht, auch der Chef einer großen Ökomarktkette, Hauke B., hatte noch kurz vor der Tat Kontakt mit dem Mordopfer?«
    »Weil das Quatsch ist, Herr Bohm«, erwiderte Angermüller ungehalten. »Und jetzt erzählen Sie uns bitte, warum Sie sich überhaupt mit Staroske an dem Tag getroffen haben!«
    Pustend atmete der Unternehmer aus, dann sagte er etwas ruhiger: »Sie wissen ja, dass der Staroske mich einiges an Geld gekostet hat. Er wusste, dass er bei mir tief in der Kreide stand. Und dann rief er mich an und sagte, er wolle mir ein Geschäft vorschlagen, damit ich mir zumindest einen Teil zurückholen könnte. Das sei er mir schuldig.«
    Kann das sein, überlegte der Kriminalhauptkommissar, dass dieser erfolgreiche Jungunternehmer sich auf ein Geschäft ausgerechnet mit Staroske einlassen wollte? Aber vielleicht macht Geld ja irgendwie blind, auch so einen Mann wie Bohm, und er dachte nur an das, was er durch Staroske verloren hatte.
    »Also bin ich zu diesem Graswurzelhof gefahren, wo Kurt wohnte. Und dann«, jetzt musste Hauke Bohm wirklich lachen, »der Typ war echt unglaublich! Er schlug mir allen Ernstes vor, mich an einer Marihuanaplantage zu beteiligen!«
    Er schüttelte seinen Kopf.
    »Abgesehen davon, dass ich mir bei ihm gar nicht sicher war, dass es diese Plantage wirklich gab, hab ich ihn natürlich gefragt, ob er noch sauber tickt, ob er nicht wüsste, dass der Anbau und der Handel mit dem Zeug ungesetzlich ist? Und wie er auf die verquere Idee kommen konnte, dass ausgerechnet ich bei so einem Quatsch mitmachen würde? Das hat ihn alles gar nicht interessiert. Er hat nur von dem Geld geredet, das wir damit verdienen könnten. Allerdings sei er momentan ein bisschen knapp und bräuchte eine Anschubfinanzierung für das Projekt. Da

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