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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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trösten.«
    Er lachte etwas einfältig und fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haarstoppeln.
    »Ich wollte aber gar nicht mit dem Mann sprechen.«
    »Ach nee«, meinte Jansen, »Sie haben Ihrer Exfreundin also nur wat vorgeflunkert, um Eindruck zu schinden?«
    Statt einer Antwort grinste Rob Higgins nur.
    »Na, Sie sind mir ja einer«, sagte Jansen, und es war ihm anzumerken, wie sehr er diese Situation genoss. »Dann sind Sie also nicht, wie Sie es versprochen hatten, an dem Sonnabend nach der Arbeit zum Graswurzelhof gefahren, um mit Staroske zu sprechen?«
    Zwar vermeinte Angermüller, einen leisen Anflug von Unsicherheit in Higgins’ Gesicht zu entdecken, doch tapfer schüttelte der Schotte seinen Kopf. Wieder einmal musste sich der Kriminalhauptkommissar wundern, wie lange manche Menschen für die Einsicht brauchten, dass Leugnen der schlechteste Weg war.
    »Ja, wat nu?«, blaffte sein Kollege ungnädig. »Ja oder nein? Waren Sie nun da oder nicht?«
    »Ich war nicht da.«
    »Dann find ich dat aber irgendwie komisch, dat man Sie an diesem Sonnabendnachmittag auf dem Graswurzelhof gesehen hat, Herr Higgins. Wie kommt das? Haben Sie dafür eine Erklärung?«, wollte Jansen wissen.
    Gespannt beobachtete Angermüller den Greenkeeper. War der Wendepunkt erreicht, würde er seine Salamitaktik jetzt aufgeben? Es war ihm anzusehen, unter welchem Druck er stand. Er starrte auf den Boden, und sein Atem ging deutlich schneller.
    »Herr Higgins, Sie tun sich wirklich keinen Gefallen, wenn Sie weiter abstreiten, an jenem Sonnabendnachmittag auf dem Graswurzelhof gewesen zu sein«, sagte Angermüller in versöhnlichem Tonfall. »Es gibt eine Zeugin.«
    Dass die Frau nicht ihn, sondern nur sein Auto gesehen hatte, konnte Higgins ja nicht wissen. Nach einem weiteren Moment des Schweigens, der Angermüller wie eine Ewigkeit vorkam, kam Bewegung in die Sache.
    Higgins hob den Kopf und schaute Angermüller an.
    »Ich war da«, gestand er, und nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Aber ich habe wirklich nicht mit Kurt gesprochen.«
    »Warum nicht? War er nicht da? Oder wollte er nicht mit Ihnen reden?«
    Etwas wie ein Stöhnen kam von Rob Higgins. Gequält schaute er die Kommissare an.
    »Er war tot.«
     
    Zum Mittagessen war Henning sehr spät und stocksauer aus der Stadt zurückgekommen und hatte die Lübecker Zeitung auf den Tisch geknallt. Ganz groß stand ein Artikel über den Marihuanafund auf dem Graswurzelhof auf der ersten Seite der Regionalnachrichten, und es wurde eine nebulöse Verbindung zum Fund der Leiche hergestellt.
    »Ach, das hab ich gestern ganz vergessen, dir zu erzählen«, hatte Gesche ihm berichtet. »Gegen Abend war so ein aufdringlicher Mensch von der Lübecker Zeitung hier. Der hat nach dem Rauschgift und dem Toten vom Golfplatz gefragt. Natürlich habe ich ihm gesagt, dass wir mit beidem nichts zu tun haben, und ihn sofort wieder weggeschickt, aber wie man sieht, hat der seine Sensationsstory trotzdem geschrieben.«
    »Und der hat das so geschickt und unterschwellig gemacht, mit Andeutungen und offenen Fragen, dass man ihn nicht mal wegen übler Nachrede belangen könnte. Eine ausgesprochen widerwärtige Art der Stimmungsmache! Man kann nur hoffen, dass die Leute, die uns kennen, sich selbst ausrechnen können, dass wir nicht in diese Marihuanasache verwickelt sind, auch wenn die Pflanzen auf unserem Land gefunden wurden. Den ganzen Spießern, denen unser Biohof und die Lebensgemeinschaft sowieso suspekt sind, ist das natürlich wieder Wasser auf die Mühlen. Sehr ärgerlich, das Ganze.«
    Da konnte Gesche ihm nur zustimmen. Lisamarie war ja auch heute wieder bei ihnen auf dem Hof. Aber Frau Matthiesen war Gesche am Morgen beim Bringen ihrer Enkelin viel reservierter erschienen als in den letzten Tagen. Eigentlich hatte sie geglaubt, die Nachbarin hätte langsam Zutrauen gefasst und gemerkt, dass sie keine schmuddeligen, arbeitsscheuen Hippies oder Schlimmeres waren. Doch auch wenn der Kommissar höchstpersönlich Frau Matthiesen erklärt hatte, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Marihuanafund und dem Graswurzelhof gab – jetzt hatte die gute Frau, und nicht nur sie, mit Sicherheit das Geschmiere von diesem Schreiberling in der Zeitung gelesen, und neben den Telefonen lief auch die Fantasie der braven Leute in der Umgebung heiß. Wirklich ärgerlich.
    Ohne Appetit stocherte Gesche in der Tofupfanne mit Chinakohl, die sie mit Sojasoße, Chili und frischem Knoblauch gewürzt und mit

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