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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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alles erzählt.
     
    »Und warum eigentlich haben Sie uns das alles nicht gleich gesagt?«, fragte Angermüller, nachdem er von Anke Mewes erfahren hatte, was er hören wollte. Sie schaute mit leerem Blick an ihm vorbei. Obwohl er sie nicht zum ersten Mal sah, fühlte sich der Kriminalhauptkommissar aufs Neue betroffen von den Spuren, die das Leben der 30-Jährigen in ihr verhärmtes Gesicht gegraben hatte. Gleichgültig sagte sie: »Weiß nicht. Hab’s wohl nicht so wichtig gefunden.«
    »Andere Gründe gab es nicht?«, hakte Angermüller nach.
    »Ich wollte niemandem Schwierigkeiten machen. Und es hatte ja auch nichts mit dem zu tun, was Kurt passiert ist.«
    Angermüller verzichtete darauf, sie zu belehren, dass es Aufgabe der Polizei war, die Bedeutung von Zeugenaussagen für einen Mordfall zu bewerten. Es hätte sie eh nicht interessiert.
    Er rief Jansen im Vernehmungsraum an.
    »Und lass die Tür weit offen stehen!«, forderte er am Ende des kurzen Gesprächs.
    »Na, sehen Sie, Frau Mewes, das ging doch schnell!«, meinte er aufmunternd zu der jungen Frau, während er sie über den Flur in Richtung Ausgang begleitete.
    »Die Kollegin Kruse wird Sie jetzt mit dem Wagen nach Hause bringen, dann sind Sie auch gleich wieder bei Ihren Kindern. Noch vor dem Regen, der bestimmt bald kommt.«
    Sie reagierte nicht auf die nett gemeinten Worte des Kommissars. Angermüller hatte den Eindruck, dass sie mit dem Kapitel Kurt Staroske ein für alle Mal abgeschlossen hatte. Weder wollte sie Genaueres über die Umstände seines Todes wissen, noch sonst irgendwie an den Mann erinnert werden, mit dem sie noch vor Kurzem auf eine neue Lebensperspektive gehofft hatte. Sie kamen an der geöffneten Tür des Vernehmungsraumes vorbei.
    »Vielen Dank, dass Sie hier waren, Frau Mewes. Sie haben uns sehr geholfen«, sagte Angermüller ziemlich laut und deutlich. Anke Mewes reagierte darauf nicht. Sie hatte auch keinen Blick für ihre Umgebung, doch der Kommissar registrierte zufrieden die Verblüffung im Gesicht von Rob Higgins.
    »Ich wünsche Ihnen und Ihren Töchtern alles Gute, Frau Mewes«, sagte Angermüller herzlich und meinte es wirklich ehrlich. Er gab Anke Mewes die Hand und hielt ihr die Glastür auf.
    »Wiedersehn«, sagte sie nur, ohne ihn anzusehen, und ging hinüber zum Fahrstuhl, wo Anja-Lena Kruse sie schon erwartete.
     
    »So!«
    Angermüller gesellte sich zu Jansen und Higgins und rieb sich unternehmungslustig die Hände.
    »Dann wollen wir mal, Herr Higgins.«
    Der junge Mann, der wieder sein weinrotes Poloshirt mit dem Clubemblem zur Jeans trug, nahm Haltung an, schien es. Mit wachsamer Miene setzte er sich auf, und seine Blicke gingen ein ums andere Mal zwischen den Beamten hin und her.
    »Wie man so über Sie hört, scheinen Sie ja wirklich ein echter Gentleman zu sein. Was sag ich, ein edler Ritter, der für die Dame seines Herzens auch mal was riskiert!«, stellte der Kriminalhauptkommissar gut gelaunt fest.
    »Was meinen Sie?«, fragte Higgins verständnislos.
    »Na ja, die Ritter sind doch damals bei Richard Löwenherz für die Ehre ihrer Herzensdamen ins Turnier gezogen. Und so ähnlich haben Sie es doch auch für Anke Mewes gemacht. Oder nicht?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich erkläre es Ihnen gern: An dem Sonnabend, an dem Kurt Staroske mutmaßlich ums Leben kam, hatte es einen heftigen Streit zwischen Anke Mewes und ihm gegeben, in dessen Verlauf Staroske die Wohnung wütend verließ. Auch Frau Mewes war ziemlich aufgebracht und vor allem enttäuscht, weil ihr der neue Freund unter anderem versprochen hatte, sich um eine gemeinsame Wohnung zu kümmern und so weiter und immer noch nichts passiert war. Haben Sie das bis hierher verstanden?«, unterbrach sich Angermüller.
    Higgins machte eine unschlüssige Bewegung.
    »Das soll Ja heißen, nehme ich an. Wie wir ja wissen, war der Kontakt zwischen Ihnen und Frau Mewes nie abgerissen. Also hat Frau Mewes bei Ihnen angerufen, um sich auszuheulen und ihren Frust über Kurt Staroske loszuwerden. Und als hilfreicher Kavalier haben Sie Ihrer ehemaligen Freundin versprochen, mal mit ihm zu reden, so von Mann zu Mann. War das so, Herr Higgins?«
    Es war ihm anzusehen, wie er mit sich kämpfte. Natürlich war Rob Higgins inzwischen klar, dass es keinen Sinn mehr hatte, dieses Telefonat abzustreiten. Mit gesenktem Blick rutschte er auf seinem Stuhl herum.
    »Ja, es stimmt. Ich hab Anke das versprochen. Sie war so aufgeregt und so unglucklich, da wollte ich ihr

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