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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Sie, der Mann wird hier gebraucht! Außerdem tut mein Greenkeeper keiner Fliege was zuleide!«
    »So leid es mir tut, ich kann es nicht ändern«, beschied ihn Angermüller knapp. »Wir fahren jetzt. Sie kriegen Bescheid. Tschüss, Herr Therhagen.«
     
    Schweigend hatten sie die etwa 20-minütige Fahrt nach Lübeck hinter sich gebracht. Mit undurchdringlicher Miene hatte Rob Higgins aus dem Wagenfenster auf die dunklen Wolkenmassen gestarrt, die sich in der Ferne am Himmel immer näher heranschoben. Im siebten Stock der Bezirkskriminalinspektion ließen ihn die Kommissare eine Weile unter der Obhut eines Uniformierten warten. Er saß am Tisch in einem kleinen, kahlen Vernehmungsraum ohne Fenster. Angermüller und Jansen beobachteten ihn ab und zu durch die einseitig verspiegelte Scheibe, die in der Wand eines Nebenraumes angebracht war. Der junge Mann war sichtlich bemüht, gelassen und locker zu wirken, nur an dem ständig wandernden Blick war ihm seine starke Anspannung anzumerken.
    Jansen ging erst einmal allein hinein.
    »Dann erzählen Sie doch mal, Higgins«, forderte er den Greenkeeper auf und setzte sich ihm abwartend gegenüber. Der verzog nur verächtlich den Mund. Jansen klickte unablässig mit einem Kugelschreiber und sah ihn erwartungsvoll an. Higgins kreuzte die muskulösen Arme vor dem Oberkörper und fixierte seinerseits den Kommissar. Allerdings hielt er nicht lange durch und wandte sich bald mit einem Unmutsgeräusch ab. Ihm schien heiß zu sein, denn sein sonst recht blasses Gesicht unter dem rotblonden Haar überzog eine unnatürliche Röte. Nach ein paar Minuten sagte Jansen: »Okay, dann will ich Ihnen mal ’n büschen behilflich sein. Der vorletzte Sonnabend, Sie haben in Vertretung eines Kollegen gearbeitet. Wann hatten Sie Feierabend?«
    »Feierabend ist immer so um 16 Uhr.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Wie ich schon gesagt habe. Ich bin zu meiner Freundin nach Neustadt gefahren.«
    »Sie sind gleich nach der Arbeit dorthin gefahren?«
    »Ich habe geschauert, mich umgezogen. Ja, und dann bin ich hingefahren.«
    »Sie haben geduscht und sich umgezogen und sind ohne Umwege direkt dorthin gefahren?«
    »Exactly.«
    »Und den ganzen restlichen Tag und Abend sind Sie dort bei Ellen Trede gewesen?«
    »Nein. Ellen hat was gekocht, und später sind wir in ein Beachdisco, das in Timmendorfer Strand war.«
    »Sie sind also ganz bestimmt vom Golfplatz direkt zu Ihrer Freundin gefahren?«
    »Ja, bestimmt.«
    »Warum lügen Sie, Herr Higgins?«
    »Ich lüge nicht!«
    Angermüller verfolgte draußen vor dem Einwegspiegel das zähe Gespräch. Inzwischen war Anja-Lena mit Anke Mewes eingetroffen. Er hatte sie in den Besprechungsraum gegenüber geschickt und begab sich nun auch dorthin. Die Zeugin trug ein leichtes Sommerkleid, dessen dünne Träger ihre knochigen Schultern frei ließen. Sie saß auf der Stuhlkante wie jemand, der nicht vorhat, lange zu bleiben.
    »Guten Tag, Frau Mewes. Wie geht es Ihnen?«
    »Soll ich sagen, super, oder was?«, fragte sie mit unverkennbarer Gereiztheit.
    »Sie bestellen mich einfach mitten am Tag hierher, weil Sie mich sprechen wollen! Hätten Sie das nicht auch bei mir zu Hause machen können? Ich hab meine Zeit nicht gestohlen, auch wenn ich keinen Job hab. Meine beiden Mädchen musste ich bei der Nachbarin lassen, das fand die auch nicht toll. Was wollen Sie überhaupt von mir? Ich hab Ihnen doch schon alles gesagt.«
    »Ich dachte, Sie wären daran interessiert zu wissen, wer Ihren Freund auf dem Gewissen hat.«
    »Davon wird Kurt auch nicht wieder lebendig«, sagte sie hart und blickte nach unten. So verletzlich und bemitleidenswert ihm Anke Mewes am Sonntag vorgekommen war, so widerborstig und abweisend war sie heute. Wahrscheinlich blieb ihr vor lauter Kampf mit dem Alltag keine Zeit zu trauern. Für diese junge Frau war es offensichtlich Herausforderung genug, ihr Leben und das ihrer Kinder irgendwie auf die Reihe zu kriegen.
    »Trotzdem muss ich Sie jetzt was fragen, Frau Mewes«, sagte Angermüller freundlich. »An dem Sonnabendmorgen, als der Kurt Staroske zum letzten Mal bei Ihnen war und dann wütend das Haus verlassen hat, haben Sie da vielleicht jemanden angerufen, um sich über sein Verhalten zu beklagen?«
    Diese Frage schien sie nicht erwartet zu haben. Sie verschränkte die mageren Arme vor der Brust, und ihr Gesichtsausdruck wurde noch abweisender.
    »Wieso?«
    Er war also auf der richtigen Spur, dachte Angermüller, sie hatte ihnen nicht

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