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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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krachend fuhr ein Blitz ganz in der Nähe herunter, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donner.
    »Den Täter dazu werden wir wohl auch noch finden.«
     
    Draußen tobte sich jetzt das Gewitter aus. Wassermassen ergossen sich vom Himmel, die der Wind fast waagerecht gegen die Fenster trieb. Blitz und Donner zischten, grollten, rumpelten, was das Zeug hielt.
    »Ihr habt hoffentlich alle eure Fenster zugemacht?«, fragte Gesche in die Runde. Keiner hatte es vergessen. Es sah richtig heimelig aus, wie sie alle im Kerzenschein um den Küchentisch versammelt waren, ihren Kakao tranken und sich auf den Pflaumenkuchen stürzten.
    »Henning und die anderen werden bestimmt ganz doll nass!«, stellte Dominik fest, und es war ihm anzumerken, wie glücklich er war, selbst in der sicheren Küche sitzen zu können.
    »Oh ja, die Armen«, stimmte Gesche ihm zu, doch mehr als die Wetterunbilden, die ihren Mann und die anderen erwischt hatten, beunruhigte sie der Besuch der Polizei. Was wollten die jetzt hier? Was wussten sie? Zu flüchtig, um ihn zu erkennen, hatte sie aus dem Fenster einen Mann gesehen, der sich in Begleitung der beiden Kripomänner befunden hatte. Hätten sie und Henning sich doch bloß schon bei der Polizei gemeldet! Sie waren ohnehin in Erklärungsnot, warum sie so lange gezögert hatten, und nun wurde ihre Glaubwürdigkeit wahrscheinlich noch mehr erschüttert.
    Schnelle Schritte platschten über den Hof. In ihren kurzen Hosen und T-Shirts kamen Henning, Jonas und die Praktikanten angerannt. Sie waren natürlich völlig durchnässt, was ihnen aber nichts auszumachen schien, denn sie prusteten und lachten und liefen um die Wette.
    »Erster!«, Jonas steckte den Kopf durch die Küchentür. »He, das haben wir gern! Wir retten Schafe und Kühe, und ihr lasst es euch hier bei Kakao und Kuchen gut gehen! Wir müssen noch trockene Sachen anziehen. Lasst uns ja auch was übrig!«
    Während Jonas schnell die Treppe hochlief, hielt Gesche ihren Mann im Flur auf.
    »Die Polizei ist da.«
    »Ich hab schon gesehen. Tja, das ist natürlich nicht gut, dass es jetzt so gelaufen ist, aber nicht zu ändern. Wir müssen was machen. Ich komme gleich, zieh mich nur schnell um.«
    Gesche fühlte eine unangenehme Spannung bis in die Fingerspitzen, als sie zurück zu den anderen ging. Wieder blitzte und donnerte es, aber es hörte sich schon ein wenig entfernter an. Wortlos setzte sie sich wieder auf ihren Platz. Das Stück Kuchen auf ihrem Teller hatte sie nicht angerührt.
    »Der Pflaumenkuchen schmeckt«, sagte Svenja, ohne hochzuschauen. Als Gesche das hörte, zwang sie sich, einen Happen davon zu essen.
    »Oh ja, der Pflaumenkuchen ist wirklich köstlich«, stimmte sie zu und sah das verstohlene, glückliche Lächeln, das sie damit bei Svenja auslöste. Es klingelte an der Haustür. Gesche schrak zusammen. Dominik sprang sofort auf, um zu öffnen. Auch sie hielt es nicht am Tisch und ging ihm nach. Dieser Kommissar Angermüller, der Mann mit den Töchtern in der Waldorfschule, stand wieder vor der Tür.
    »Hallo«, begrüßte ihn Dominik, »willst du reinkommen?«
    »Hallo. Ja, gern«, antwortete der Polizist freundlich.
    »Dominik, gehst du bitte wieder zu den anderen«, ordnete Gesche an und schloss hinter ihm die Küchentür.
    »Sind Sie schon fertig?«, wandte sie sich dann in viel schrofferem Tonfall, als sie das eigentlich wollte, an den Kommissar.
    »Nein. Die Kollegen werden in der Lagerkammer noch eine Weile zu tun haben. Ich hoffe, wir stören Sie da jetzt nicht bei irgendwelchen Abläufen, aber das muss leider sein.«
    »Nein, das ist kein Problem.«
    Er war zuvorkommend und höflich, registrierte Gesche, die ständig nur an das dachte, was sie und Henning immer noch nicht der Polizei erzählt hatten. Ob er jetzt wohl deshalb gekommen war?
    »Frau Langhusen, ist Ihr Mann zu Hause?«
    Ihr wurde ganz anders. Sie fühlte sich plötzlich irgendwie schwach auf den Beinen, und in ihren Ohren rauschte es. Sie fasste nach dem Treppengeländer neben sich.
    »Warum?«
    »Wir müssten ihn sprechen.«
    Was sollte sie jetzt machen? Warnen konnte sie Henning nicht mehr, sicher war er fertig mit dem Umziehen und kam gleich die Treppe herunter. Aber wieso sollte sie ihn überhaupt warnen? Bist du denn irre, schalt sie sich, vorhin wolltest du noch selbst mit ihm zur Polizei gehen, und jetzt benimmst du dich, als hättest du oder er diesen Kurt auf dem Gewissen!
    »Ja, mein Mann ist da«, sagte sie so gefasst wie möglich. »Er hat

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