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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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war sehr sauber und aufgeräumt. In dem einen Holzregal, akkurat hintereinander aufgereiht, standen Gläser mit Marmelade und Honig, darüber Klarsichttüten in Reih und Glied, kleinere mit getrockneten Äpfeln und Birnen, größere mit Müsli. Ein zweites Regal war unter anderem mit einigen hohen Metalldosen vollgestellt. Laut den darauf angebrachten Schildern enthielten sie diverse Nüsse, Saaten und Trockenfrüchte, am Boden standen auf einer Palette ein paar große Säcke aus dickem Papier. ›Haferflocken, grob, Demeter, 25 kg‹ war auf dem einen zu lesen.
    ›Amaranth, gepoppt‹, entzifferte Angermüller die Aufschrift auf einer der Metalldosen und hob dann ein großes Vorratsglas hoch, um dessen Inhalt genauer zu betrachten. Stecknadelkopfgroße Kügelchen in verschiedenen Gelbtönen befanden sich darin, und auf den Aufkleber hatte jemand in sauberer Handschrift ›Blütenpollen‹ geschrieben. Etwa einen halben Meter vor der Rückwand war im Boden ein kleiner Absatz eingearbeitet. Dort stand umgedreht eine große, schwarze Plastikwanne auf einem niedrigen Tisch. Eine Art Paddel aus Holz war darüber gelegt. Auf einem weiteren Tisch daneben, etwas höher, gab es eine alte, mechanische Kaufmannswaage mit dreieckiger Skala, aber scheinbar noch funktionstüchtig.
    »Also, Herr Higgins«, forderte der Kriminalhauptkommissar den Schotten auf, der inzwischen mit Jansen die Lagerkammer betreten hatte, »war es dieser Raum, in dem Sie Kurt Staroske gefunden haben?«
    »Ja«, kam leise die Antwort.
    »Von wo sind Sie hereingekommen?«
    »Genau hier. Ich habe hier, so an diese Tür, gestanden.«
    »Dann erklären Sie uns doch jetzt bitte noch einmal, was Sie gesehen haben.«
    Rob Higgins wirkte nervös. Mit kurzen, schnellen Blicken tastete er die Räumlichkeit ab. Dann zeigte er in die Mitte des Raumes auf den Boden und machte mit dem Arm eine nicht sehr präzise Schlenkerbewegung.
    »Da hat er so gelegen.«
    »Mit den Füßen zur Tür?«
    »Ja, so. Seine Kopf war dort irgendwie«, erklärte Higgins und deutete zum anderen Ende des Raumes.
    »Und alles andere hier drin war so, wie wir es jetzt sehen?«
    Der Mann überlegte einen Moment. Seine Augen blieben an der schwarzen Plastikwanne hängen.
    »Ich glaube, das hat mehr hier vorn gestanden, das schwarze. Neben Kurt.«
    »Die Wanne meinen Sie?«
    »Ja«, Rob Higgins schloss kurz die Augen. »Das stand da in die Mitte und war voll mit diese Flocken. Ich bin mir sicher.«
    »Mmh«, Angermüller nickte. »Und wo haben Sie gestanden?«
    »Ich war genau hier, an diese Tür, und ich habe wirklich nur kurz hereingeschaut«, betonte der Greenkeeper in beschwörendem Tonfall.
    »Also Sie standen hier, wo wir jetzt stehen. Und was war mit der Tür da drüben?«
    »Vielleicht war sie offen. Aber das weiß ich nicht mehr so gut.«
    Vom Dach oben war ein Prasseln zu hören, das immer lauter wurde. Mehmet Grempel und Dario Striese kamen in ihren weißen Overalls im Laufschritt durch den stärker werdenden Regen heran, hinter ihnen zwei Streifenpolizisten. Während die Männer von der Streife sich an den Türen postierten, zogen sich die Kriminaltechniker Plastikfüßlinge über die Schuhe und packten ihre Geräte aus.
    »So, was hammer denn hier?«, fragte Mehmet Grempel in seinem weichen, freundlichen Tonfall. Er hatte sich eine Beobachtungsbrille mit orangefarben getönten Gläsern aufgezogen und hielt eine Xenonleuchte in der Hand. Irgendwie hatte sich das eben vertraut angehört, dachte Angermüller. Er unterdrückte den Impuls, den neuen Kriminaltechniker endlich einmal nach seiner Herkunft zu fragen, denn der Name Grempel war ihm aus seiner fränkischen Heimat recht geläufig. Doch das war jetzt wohl kaum der passende Moment. Auf jeden Fall war der junge Mann schon seines angenehmen Wesens wegen ein Gewinn, verglichen mit dem stets knurrigen Ameise.
    »Unser Mann soll ungefähr hier gelegen haben«, sagte Jansen. »Ich mach mal dat Licht aus.«
    Es dauerte nicht lange, da hatte der Kriminaltechniker eine Blutspur in Höhe des kleinen Absatzes im Fußboden ausgemacht, die für ihn mit bloßem Auge ohne das so genannte Crime-Light und seine Spezialbrille nicht erkennbar gewesen wäre.
    »Okay. Wir wollen euch nicht länger bei der Arbeit stören«, wandte sich Angermüller an Mehmet Grempel. »Dann haben wir jetzt ja wahrscheinlich immerhin einen Tatort.«
    Er warf einen nachdenklichen Blick auf den Schotten. Plötzlich war der Raum in ein grellweißes Licht getaucht, und

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