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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mit den Jungs die Tiere reingeholt und war völlig durchnässt. Er zieht sich gerade um.«
    »Ah, gut. Sagen Sie, läuft Ihr Mann eigentlich regelmäßig?«
    »Ja, ein paar Mal die Woche, wenn er es schafft.«
    Warum fragte er das jetzt? Durch die Scheibe sah sie den Kollegen des Kommissars und diesen anderen Mann, einen mittelgroßen, kräftigen um die 30, in dem sie einen der Mitarbeiter vom Golfplatz zu erkennen glaubte. Im schwächer werdenden Regen kamen die beiden zur Haustür. Gesche öffnete, um sie hereinzulassen. Schnelle Schritte erklangen aus dem oberen Flur, und gleich darauf sprang Jonas die Treppe herunter, immer drei Stufen auf einmal nehmend.
    »Tach«, sagte er, schaute etwas verwundert auf die Besucher und verschwand in der Küche. Dann hörte sie Henning kommen.
    »Henning! Die Polizei ist hier. Sie wollen mit dir sprechen«, rief Gesche ihrem Mann entgegen.
    »Eine Frage habe ich auch an Sie, Frau Langhusen«, wandte sich der Kommissar an sie.
    »Warum haben Sie eigentlich nicht das Graswurzelhof-Spezialmüsli erwähnt, als ich Sie neulich nach Ihrem Müsli gefragt habe?«
    Gesche schluckte und machte eine hilflose Handbewegung.
    »Weil ich, äh, ich dachte halt, Sie interessieren sich nur für das, was der Kurt gegessen hat …«
    »Ah ja«, nickte der Polizist. Er schaute sie durchaus wohlmeinend an. Trotzdem fühlte Gesche sich nicht wohl unter seinem Blick.
    »Guten Tag«, sagte Henning, der inzwischen heruntergekommen war. Unauffällig griff er nach der Hand von Gesche, die neben ihm stand, und drückte sie. Sie war ihm dankbar dafür. Hennings kleine Geste vermittelte ihr Zuversicht, und sie wurde gleich etwas ruhiger. Auch die beiden Kommissare grüßten, dann fragte der jüngere den Mann vom Golfplatz: »Und, Herr Higgins, ist er das?«
    Der Typ mit den rotblonden Haarstoppeln musterte Henning aufmerksam.
    »Ja, das ist der Mann«, antwortete er nach einem kurzen Moment.
    »Gut. Bringst du Herrn Higgins bitte zu den Kollegen von der Streife«, forderte Angermüller seinen Kollegen auf. »Und mit Ihnen, Herr Langhusen, würden wir uns gern irgendwo ungestört unterhalten, wenn das möglich wäre.«
     
    Eine kleine Irritation gab es, weil Henning Langhusens Frau unbedingt bei seiner Vernehmung dabei sein wollte. Letztendlich gelang es Langhusen selbst, sie zu überzeugen, dass sie ihn ruhig allein lassen konnte. Sie nahmen im Wohnzimmer der Familie Platz, auf einer nicht mehr ganz neuen, aber gemütlichen Couchgarnitur. Auf dem Holztisch in der Mitte stand eine handgetöpferte Schale mit Wasser, in der ein bunter Kranz aus Sommerblumen schwamm. Es gab ein Klavier und einige alte Bauernschränke, an den Wänden viele, wahrscheinlich selbst produzierte Aquarelle und um den offenen Kamin, neben dem Feuerholz gestapelt war, noch eine ganze Reihe niedriger Stühle und Sitzpolster.
    Mit der üblichen Erklärung für den Zeugen packte Jansen das kleine Diktiergerät auf den Tisch.
    »Also, Herr Langhusen«, eröffnete Angermüller, »Sie haben angegeben, an jenem Sonnabend vorletzter Woche nach Ihrer Mittagspause bis zum Abend bei der Heuernte gewesen zu sein. Bleiben Sie bei diesen Angaben?«
    »Ich möchte Ihnen bitte zuerst etwas erklären, wenn ich darf«, sagte der Biobauer statt einer Antwort.
    »Nur zu«, forderte ihn der Kriminalhauptkommissar auf, seine Überraschung verbergend, »wir hören.«
    »Ich weiß, das klingt jetzt völlig unglaubwürdig, aber meine Frau und ich hatten eigentlich vorgehabt, uns heute bei Ihnen zu melden, um eine Zeugenaussage zu machen. Aber dann kam diese Unwetterwarnung, und da gingen die Sicherungsmaßnahmen auf dem Hof natürlich vor. Bestimmt wären wir aber morgen zu Ihnen gekommen.«
    Langhusen unterbrach sich und sah die Kommissare offen an. Die Füße von Jansen scharrten über den Boden.
    »Und, was wollten Sie uns Interessantes erzählen?«, fragte er ungeduldig.
    »Tja«, Langhusen fuhr sich mit der Hand über seinen grauen Stoppelkopf. »Das ist eine längere Geschichte.«
    »Fangen Sie doch einfach mal an«, drängelte Jansen. »Wir hören Ihnen gern zu.«
    »Also, am vorletzten Sonnabend war genau so ein sonniger Tag wie immer in den letzten Wochen. Es war trocken und warm, ideal zum Heuernten. Ich war mit den Jungs den ganzen Tag draußen auf den Wiesen, nur zum Mittagessen sind wir zurück auf den Hof. Es gab etwas Wichtiges, worüber ich mit Kurt sprechen wollte. Und zwar allein. Aber nach dem Essen ist er mit Peggy und Holger zusammen

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