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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Malerin, als sie beim Tee in der Küche saßen. »Mit diesem großen Interesse hatte ich wirklich nicht gerechnet. Und die Menschen waren auch alle so offen, so …«, sie suchte nach dem richtigen Ausdruck. »Ja, irgendwie so herzlich und persönlich, obwohl sie mich ja noch gar nicht kennen.«
    Die jungen Leute hatten das benutzte Geschirr weggeräumt, sich in ihre Zimmer zurückgezogen oder waren wieder an ihre Arbeit gegangen, sodass die beiden Frauen allein an dem großen Tisch waren. Vom Erfolg ihrer Vernissage ganz erfüllt, war die Malerin, im Gegensatz zu sonst, richtig redefreudig.
    »So im Einzelnen kann ich mich gar nicht mehr erinnern, was die Leute alles Schönes und Nettes gestern zu mir gesagt haben. So viele wollten mit mir über meine Bilder sprechen. Ich muss das in meinem Kopf erst einmal alles sortieren.«
    »Na, siehst du! Ich habe dir doch immer gesagt, dass viele kommen und sich für deine Sachen interessieren werden.«
    »Ja, und sogar von der Zeitung ist jemand da gewesen«, nickte Tilde sichtlich beeindruckt. »Das war völlig ungewohnt. In Berlin oder Düsseldorf, da war es für jemanden wie mich fast unmöglich, in den Medien ein Echo zu finden. Nur über die ganz großen Namen wird da berichtet.«
    »Tja, es hat seine Vor- und Nachteile, wenn man zu einem kleineren Gemeinwesen gehört. Hier bei uns gibt es nicht das anonyme Nebeneinander wie in der Großstadt. Hier wollen die Leute übereinander Bescheid wissen. Das kann manchmal auch ganz schön nerven. Ich sage nur: Frau Matthiesen«, Gesche seufzte. »Aber damit will ich jetzt nicht deinen positiven Eindruck zerstören. Das Interesse am Einzelnen ist hier halt viel größer, im Guten wie im Schlechten. Und das Gute ist eben die Solidarität und Hilfsbereitschaft und dass die Leute wirklich Anteil am Leben des anderen nehmen.«
    »Ich finde das schön. Nach einer Weile war bei der Vernissage meine Aufregung auf einmal ganz verschwunden. Die Menschen waren ja auch nicht aufdringlich oder lästig. Nein, hinter allem Interesse verspürte ich auch so einen Respekt für mich als Person und für meine Arbeit.«
    Versonnen schaute Tilde durchs Fenster in den düsteren Regennachmittag.
    »Nach gestern Abend fühle ich mich irgendwie angenommen von meiner neuen Heimat.«
    »Das freut mich für dich, Tilde!«
    »Vorhin nach dem Einkaufen konnte ich nicht anders. Ich bin zur Marina gefahren. Ich war so neugierig, ob da wohl Leute in der Ausstellung sind.«
    »Und, war es voll?«
    »Nun ja, es waren ein paar da. Ich hoffe, nicht nur wegen des schlechten Wetters!«
    »Ach nö! Nun mach dich mal nicht klein!«, wehrte Gesche ab.
    »Ich hab mich in eine Ecke gesetzt und mir angeschaut, wie die Leute meine Bilder betrachten. Ich bin ganz schön verrückt, was?«
    Tilde lachte leise.
    »Und stell dir vor: Ich habe sogar schon zwei Bilder verkauft!«
    So lebhaft und gelöst hatte Gesche ihre Nachbarin bisher noch nie erlebt.
    »Mensch, das ist ja toll! Ich gratuliere!«
    Die Malerin nickte und lächelte glücklich.
    »Ja, dann will ich dich nicht länger stören, du hast bestimmt zu tun. Aber mir lief einfach so das Herz über. Vielen Dank, dass du mir zugehört hast.«
    »Jederzeit, Tilde. Unsre Tür steht dir immer offen.«
    Tilde stand von ihrem Stuhl auf. Auch Gesche erhob sich, es fiel ihr irgendwie schwer. Sie dachte wieder an Henning, der sich nebenan der Polizei erklären musste, und spürte einen riesigen Druck auf sich lasten, so schwer, dass sie einen Seufzer nicht unterdrücken konnte. Fragend schaute Tilde sie an.
    »Gesche, was hast du? Geht’s dir nicht gut?«
    Als ob diese Frage eine Schleuse geöffnet hätte, drang plötzlich alles, was Gesche auf der Seele lag, an die Oberfläche. Von jeglicher Energie verlassen, ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken.
    »Die Polizei ist nicht wegen des Marihuanafeldes hier. Sie sind bei Henning«, sagte sie matt. »Sie verhören ihn wegen Kurt. Ach, Tilde«, es kostete Gesche eine große Anstrengung, jetzt nicht gleich loszuheulen. Auch die Nachbarin nahm langsam wieder neben ihr Platz.
    »Wir wollten eigentlich zur Polizei heute, eine Zeugenaussage machen. Aber dann kam dieses Unwetter, und da mussten wir uns doch hier kümmern! Ja, es stimmt, Henning hat Kurt am Tag seines Verschwindens im Streit niedergeschlagen. Aber Henning hat ihn nicht umgebracht! Kurt hatte versucht …«, sie schaute verzweifelt auf die Malerin. »Es war wegen Thea.«
    Tilde nickte und sah sie ernst an.
    »Du

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