Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
väterlicher Freund, der ihr immer offen und ohne Falsch begegnet war.
Doch als sie sich jetzt mit Nikos der Stelle hinten im Saal näherte, wo er mit seinem Neffen Angelos zusammenstand, spürte Helena sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Das Gesicht des älteren Mannes wirkte wie versteinert, und als sein Blick auf Nikos und sie fiel, lächelte er nicht wie sonst.
„Oh, hallo, Nikos“, sagte Angelos mit unverhohlener Häme in der Stimme, als er den Blick seines Onkels bemerkte und sich zu den beiden Neuankömmlingen umdrehte. „Wir sprachen gerade von dir.“
„Tatsächlich?“, entgegnete Nikos kalt. „Ich hoffe, es war etwas Gutes.“
„Wie man es nimmt“, meinte Angelos. „Ich habe Panaiotis gerade davon berichtet, was meine Recherchen über deine Vergangenheit ergeben haben.“ Helena spürte, wie Nikos sich anspannte. „Als deine kleine Freundin sagte, dass du hinter der Aurora-Stiftung stehst, wurde ich neugierig. Wieso gibt ein reicher Geschäftsmann sehr viel Geld für arme Straßenkinder aus und setzt gleichzeitig alles daran, dass niemand davon erfährt, was er für ein Wohltäter ist? Das hat mich neugierig gemacht, und ich habe ein wenig nachgeforscht. Und was musste ich da erfahren?“
Da Nikos schwieg, wandte Angelos sich triumphierend an Helena, die ihn verstört ansah. „Wussten Sie, dass Ihr feiner Freund aus der Gosse kommt?“
Helena umfasste Nikos’ Hand fester. „Er stammt aus einfachen Verhältnissen“, erklärte sie ruhig. „Daran ist nichts auszusetzen.“
„Aber wie einfach diese Verhältnisse waren, hat er Ihnen vermutlich nicht erzählt, oder?“ Angelos’ Augen funkelten feindselig, während er Nikos fixierte. „Er ist ein Gossenkind, eines von der schlimmsten Sorte. Wissen Sie, warum seine Stiftung den Namen Aurora trägt? So hieß seine Mutter. Aurora Pandakis. Aber viel hast du nicht von ihr gehabt, oder Nikos?“
Nikos hielt Angelos’ Blick stand, während er die Dämonen niederrang, die mit einem Schlag wieder in ihm wach wurden. „Halt den Mund“, sagte er mit gefährlich ruhiger Stimme. „Halt den Mund, oder ich stopfe ihn dir.“
10. KAPITEL
Angelos lachte. „Oh, hast du Angst vor der Wahrheit, Pandakis?“ Er wandte sich erneut an Helena. „Seine Mutter war eine drogensüchtige Prostituierte. Verlor das Sorgerecht für ihn, als sie in den Knast wanderte, wo sie kurz darauf an einer Überdosis starb. Nikos stammt nicht aus einfachen Verhältnissen, wie er alle glauben machen will. Nein, er stammt direkt aus der Gosse. Und ich möchte gar nicht wissen, was er dort tun musste, um zu überleben.“
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Nikos an, dessen Kiefermuskeln heftig arbeiteten. Auch Panaiotis schwieg. Seine Miene war ernst. Einzig Angelos grinste zufrieden.
„Ich finde, die Leute haben ein Recht darauf zu erfahren, woher du kommst, Pandakis. Mit wem sie es zu tun haben, wenn sie mit dir Geschäfte machen. Deshalb werde ich dafür sorgen, dass dein kleines Geheimnis endlich ans Licht kommt und …“
„Angelos!“, fuhr Panaiotis seinen Neffen an, der erschrocken verstummte. Sein Gesicht wirkte angespannt, und er sprach mit kaum verhohlener Wut. „Du wirst gar nichts tun, verstanden?“
„Aber …“, stotterte Angelos.
„Kein Aber. Du wirst diese Sache vergessen. Niemand erfährt auch nur ein Sterbenswort von dir über Nikos’ Vergangenheit. Dann, und nur dann werde ich dir die Leitung des Familienunternehmens übergeben – und zwar zu einem Zeitpunkt, den ich bestimme. Ist das klar?“
Angelos nickte kleinlaut.
„Du und deine verdammte unnötige Eifersucht“, sagte Panaiotis voller Verachtung. „Nikos macht dir nichts streitig, wann geht das endlich in deinen Schädel?“ Er seufzte. „Darüber reden wir noch. Und jetzt geh mir aus den Augen.“
Sichtlich betreten entfernte sein Neffe sich.
„Ich muss mich für Angelos entschuldigen“, erklärte Panaiotis, sobald sie allein waren. „Er empfindet dich als Konkurrenz, weil du mir nahe stehst, Nikos, und deshalb wirft er mit Dreck. Aber ich kümmere mich um ihn. Er wird dir keinen Ärger machen, das verspreche ich dir.“
„Es ist kein Dreck, es ist die Wahrheit“, entgegnete Nikos tonlos. „Was er sagt, stimmt.“
„Das mag sein“, sagte Panaiotis und legte eine Hand auf Nikos’ Arm. „Aber für mich ändert sich dadurch nichts.“ Er lächelte. „Und es würde sich auch für alle anderen, die dich kennen, nichts ändern, glaub mir.“
„Warum willst
Weitere Kostenlose Bücher